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Leiter Hans Manhart berichtet

Wie entsteht eine Ausstellung in Harzburgs Rathausgalerie?

Während der Pandemiezeit gelten auch für die Vernissagen in der Rathausgalerie Regeln. Beispielsweise Maskenpflicht und die Reglementierung auf 30 Besucher. Archivfoto: Schlegel

Während der Pandemiezeit gelten auch für die Vernissagen in der Rathausgalerie Regeln. Beispielsweise Maskenpflicht und die Reglementierung auf 30 Besucher. Archivfoto: Schlegel

Seit 2014 betreut Hans Manhart die Rathausgalerie. Vor dem Kulturausschuss legte er jetzt einen Bericht über diese Jahre vor, die gerade in der Corona-Zeit nicht immer ganz leicht waren. Er erzählte auch, wie er die Künstler entdeckt.

Von Holger Schlegel Mittwoch, 23.11.2022, 10:00 Uhr

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Bad Harzburg. Als Hans Manhart 2014 die Rathaus-Galerie als Leiter übernahm, hätte weder er noch irgendwer sonst damit gerechnet, dass die beliebte Ausstellungsfläche ein paar Jahre später aufgrund einer Pandemie monatelang dichtgemacht werden musste. Aber Manhart hielt durch, und die Künstler blieben bei der Stange. So war die Bilanz seiner Arbeit, die er jetzt dem Kulturausschuss der Stadt vorstellte, durchaus beeindruckend und von der Zuversicht geprägt, dass nun wieder alles normal wird. Und bleibt.

Bisher 46 Veranstaltungen

Die erste Ausstellung unter Manharts Regie wurde am 12. Januar 2014 eröffnet, die GZ schrieb damals von einer „neuen Ära“. Manhart hatte seinerzeit die Leitung von Dieter Lipka übernommen. Erster Künstler dieser neuen Zeit war Gustav Koletschka, der Malereien und Grafiken zeigte.

Seither sind insgesamt 46 Ausstellungen unter Manhart gezeigt worden, 37 von Einzelkünstlern, neun von Gruppen, darunter sowohl Künstlergruppen als auch Schulklassen. Auch zum Deutschen Wandertag gleich im ersten Manhart-Jahr gab es eine besondere Ausstellung. Durchschnittlich organisiert Manhart ein halbes Dutzend Ausstellungen pro Jahr, mal auch acht, manchmal auch nur fünf. Oder – eine. Das war im ersten Corona-Jahr, als die halbe Welt lahmgelegt wurde und auch das Bad Harzburger Rathaus abgeriegelt war. 2021 waren es dann schon drei und erst 2022 kehrte wieder Normalität ein. Allerdings sind die Eröffnungen zeitweise auf nur noch 30 Teilnehmer begrenzt, normal sind 50. Und so viele Menschen kommen laut Manhart in der Regel auch.

Viel Arbeit

Aber wie organisiert Manhart eigentlich die Ausstellungen, welche Arbeit steckt in der Rathaus-Galerie? Viel. Manhart muss natürlich Kontakt zu den Künstlern haben und halten. Mitunter werden sie von ihm direkt angesprochen, einige bewerben sich von sich aus, und natürlich gibt es auch Empfehlungen.

Ob die Künstler letzten Endes in die Rathaus-Galerie eingeladen werden, hängt von verschiedenen Auswahlkriterien ab: Qualität und Intensität der Arbeit sowie besonderer Blick und Originalität führte Manhart im Kulturausschuss an. Natürlich dürfen die Werke keine Klischees oder Tendenzen bedienen, die Gewalt, Sexismus und Rassismus idealisieren oder verharmlosen.

Alles ehrenamtlich

Die Liste der Aufgaben, die der Galerieleiter ansonsten noch rund um eine Ausstellung und auch die komplette Arbeit für die Galerie zu erledigen hat, ist lang. Er führt die Korrespondenz, besucht die Künstler in ihren Ateliers, wählt die Bilder aus, manchmal transportiert er sie auch nach Bad Harzburg, mitunter werden sie vom ihm gerahmt. Er entwirft Plakate und Ausstellungsflyer, baut die Ausstellung auf und bei den meisten Vernissagen hält er auch die Laudatio auf Künstler und Kunst.

Das Ganze erledigt der ehemalige Kunsterzieher mehr oder weniger ehrenamtlich (gegen eine kleine Aufwandsentschädigung). Diese Arbeit wurde im Kulturausschuss auch besonders gewürdigt. „Das ist eine wichtige Säule der Gesellschaft“, so Ausschussvorsitzende Claudia Schmalz

NÄCHSTE AUSSTELLUNG BEGINNT AM 27. NOVEMBER

Unter dem Titel „Neben den Wegen“ stellt Heike Hidalgo aus Wolfenbüttel als letzte Künstlerin in diesem Jahr Malerei aus verschiedenen Schaffensperioden in der Rathaus-Galerie aus. Eröffnung ist am Sonntag um 11.30 Uhr. Die Künstlerin ist anwesend, eine Einführung in die Ausstellungsarbeiten gibt Hans Manhart.

Heike Hidalgo wurde in Königslutter am Elm geboren und ist über die Region hinaus eine bekannte Künstlerin mit vielen nationalen und internationalen Ausstellungen.

Sie studierte von 1987 bis 1992 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Malerei. Seit 1993 ist sie Mitglied im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler in Braunschweig. Außerdem ist sie Gründungsmitglied der Künstlergruppe permanent 11+.

 

Dieses Werk von Heike Hidalgo heißt Bombastisch. Foto: Rathausgalerie

Dieses Werk von Heike Hidalgo heißt Bombastisch. Foto: Rathausgalerie

Als Malerin befasst sie sich laut Manhart mit der Auslotung bildnerischer Gestaltungs- und Ausdrucksprozesse in der Schnittstelle von Gegenständlichkeit und Abstraktion. Dabei verknüpft die Künstlerin Intuition und Zufall mit Kalkül und strukturierender Ordnung. Ihre farbleuchtenden, oft auch aus der Geste und Handschrift formulierten Malereien verknüpfen auf immer wieder spannende Weise verschiedene Themenstränge miteinander, so beispielsweise Landschaftliches, Figuratives oder Erzählerisches (Lyrik oder Prosa). Ihre spannungsvollen, aus dem bildnerischen Machen entstehenden Bildkompositionen befassen sich zudem mit der Wirkkraft und Symbolik eingesetzter Bildfarben.

„Den Besucher erwartet eine durchaus interessante und energiegeladene Bilderwelt“, so Galerieleiter Hans Manhart. Frühe Arbeiten thematisieren dabei auch das Absurde, den Kampf des Menschen in und mit seiner Umwelt, wie zum Beispiel die Bilder zu Don Quijote – Illusion und Sturz. Ihre malerischen Abstraktionen und assoziativ angelegten Bildmotive schaffen so einen ganz eigenen Bilderkosmos in Mischung teilgegenständlicher und abstrakter Darstellung.

Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses bis zum 20. Januar zu sehen.

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