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Schießsport

Wie die Goslarer Schützen um Nachwuchs kämpfen

Das Sportgerät eines Sudmerberger Schützen auf dem Schießstand - im Verein wird nur mit Luftdruck geschossen. Foto: Privat

Das Sportgerät eines Sudmerberger Schützen auf dem Schießstand - im Verein wird nur mit Luftdruck geschossen. Foto: Privat

Das Schießwesen hält sich hartnäckig im Landkreis Goslar, trotzdem hört man immer wieder Klagen über leere Jugendabteilungen. Die GZ hat bei einigen Vereinen nachgefragt, was sie für Jugendliche zu bieten haben.

Mittwoch, 23.08.2023, 11:00 Uhr

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Von Josua D. Heitkamp

Goslar. Ein oft gehörtes Klagethema bei den meisten Schützenfesten ist der Nachwuchs der Vereine. Die GZ hat bei einigen nachgefragt und recherchiert, was die Vereine für Jugendliche zu bieten haben.

Privilegierte Schützengesellschaft Goslar

Bei der Privilegierten Schützengesellschaft Goslar kann Infrarot, Luftdruck und Kleinkaliber geschossen werden. Sie gibt an, aktuell sieben Jungschützen zu verzeichnen, von insgesamt 126 Mitgliedern sind 17 unter 30 Jahren alt.

Neben vereinsinternen Wettkämpfen am Luftgewehr oder der Lichtpunktanlage kann sich die Jugend auch an Kreismeisterschaften sowie Landes- und Deutschen Meisterschaften beteiligen. Zudem gibt es einen eigenen Jungschützenraum zum gemeinsamen Aufenthalt und einige Freizeitfahrten.

Auch an Veranstaltungen und Festen mit anderen Abteilungen kann teilgenommen werden, wie zum Beispiel Schützenfeste und Umzüge.

Um neue Jungschützen zu gewinnen, werde aktuell der Luftgewehr- und Infrarotschießstand ausgebaut, der nach Fertigstellung an einem „Tag der offenen Tür“ präsentiert werden soll. Des Weiteren werden auch regelmäßige „Schnupperschießen“ veranstaltet.

Schützengesellschaft Oker

Die Jugendabteilung der Schützengesellschaft Oker feiert nächstes Jahr ihr 70-jähriges Bestehen und zählt aktuell 20 Mitglieder. Insgesamt hat der Verein 109 Mitglieder, davon 27 unter 30 Jahren.

Jungschützen können neben dem Training an verschiedenen Wettkämpfen teilnehmen, wie Rundenwettkämpfe, Verbandsmeisterschaften und Pokalschießen. Je nach Talent kann der Nachwuchs auch an der Landesverbandsmeisterschaft in Hannover teilnehmen. Als Ausgleich zum sportlichen Part gibt es auch Umzüge, Kreisjugendtreffen und Grillnachmittage sowie Elternabende. Die Schützengesellschaft Oker verfügt neben einem Druckluftstand auch über einen Kleinkaliberschießstand.

KKS Wiedelah

Der KKS Wiedelah bietet von Lichtpunkt bis Großkaliber alles an. Er wirbt auf seiner Website für die Jugendabteilung mit der vollständigen Ausbildung im Schießsport ab dem sechsten Lebensjahr. Ab zwölf Jahren können im Verein Luftdruckwaffen geschossen werden und der Verein ermöglicht das Schießen von Kleinkaliber bis hin zu Großkaliber. Man erlernt den Umgang, die Handhabung sowie die Pflege der Sportgeräte und könne sein Konzentrationsvermögen perfektionieren.

Neben dem Training kann man verschiedene Leistungsabzeichen erringen und an Wettkämpfen teilnehmen. Zu den genauen Mitgliederzahlen äußerte sich der Verein auf GZ-Anfrage nicht.

Schützenverein Sudmerberg

Schießsportleiter Thorsten Patz vom Schützenverein Sudmerberg stand für ein persönliches Gespräch bereit. Der Verein verzeichne aktuell 77 Mitglieder, darunter 25 unter 30 Jahren. Allerdings gebe es aktuell leider keine aktive Schützenjugend. Für Kinder und Jugendliche bestehe aber die Möglichkeit, am Infrarot- und Luftdruckschießen teilzunehmen. Der Schützenverein biete nur interne Wettkämpfe wie das Königsschießen zum Schützenfest an, da man sich aus finanziellen Gründen für einen Austritt aus dem Deutschen Schützenbund (DSB) entschieden habe.

Als beste Möglichkeit für einen Jugendzuwachs sieht Patz den Nachwuchs bereits aktiver Mitglieder. Man müsse den Verein im Verhältnis zur Größe Sudmerbergs betrachten und den allgemeinen Interessenabschwung an Vereinen bei vielen Jugendlichen bedenken. Als ganz hoffnungslos betrachte er die Lage aber nicht, da die letzten aktiven Jungschützen inzwischen sogar in den Vorstand integriert seien - einer als sein stellvertretender Schießwart, der andere als Schriftführer. „Natürlich ist es schade, beim Schützenfest keinen Kinder- oder Jugendkönig zu küren, aber eigentlich liegt unser Altersdurchschnitt gar nicht so hoch. Das ist bei anderen Vereinen schlimmer.“

Aber woran könnte es liegen, dass immer weniger Jugendliche Mitglieder in Schützenvereinen werden? Die Schützengesellschaft Goslar nennt einen möglichen Grund auf ihrer Website: die (mediale) Verbindung von Schießsport und Gewaltverbrechen, die bei Eltern Vorbehalte erzeugen kann, ihr Kind beim Schützenverein anzumelden. Der Schießsport fördere aber vor allem die Konzentration und das Verantwortungsgefühl, wird der Befürchtung entgegengebracht.

Auch Patz pflichtet dem bei, der verantwortungsbewusste und sichere Umgang mit dem Sportgerät stünde immer an erster Stelle. Allerdings sieht er den Grund für das geringe Interesse an seinem Sport an anderer Stelle: „Oft ist das Problem, dass es bei einer kleinen Jugendabteilung nicht die gewünschte Konkurrenz und damit persönlichen Ansporn gibt. Die Jungschützen werden dann freiwillig ab sechzehn Jahren zu den Erwachsenen hochgestuft. Kommt dann ein neuer Jungschütze, schießt dieser wieder allein in seiner Sparte.“

Aber auch Okers Jugendwartin Natascha Büttner sieht den Schießsport bei vielen Leuten noch als heikles Thema, welches „die Gesellschaft spaltet“. Die beste Werbung für den Nachwuchs seien „Schnupperschießen“ und Mundpropaganda. Die Zeiten, in denen jeder im Dorf oder Stadtteil „in den Verein geboren“ wird, sind vorbei. Trotzdem findet man noch Jugendliche, die die Schießtradition und die Vereine am Leben erhalten.

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