Wernigerodes Stadtoberhaupt setzt 2023 auf Zusammenhalt

Tobias Kascha während seiner ersten Neujahrsansprache als Oberbürgermeister von Wernigerode. Foto: Bein
Bei seiner ersten Neujahrsansprache nach seinem Amtsantritt im August hat Wernigerodes Oberbürgermeister den Zusammenhalt in der Stadt beschworen. Hoffnung bestehe unter anderem auch wegen guter Tourismuszahlen, die sich auch in Braunlage zeigen.
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Wernigerode. In seiner ersten Neujahrsrede nach der Übernahme des Oberbürgermeisteramtes in Wernigerode im August 2022 trat Verwaltungschef Tobias Kascha (SPD) nicht als Alleskönner und Bescheidwisser auf. Er präsentierte sich als neue Kraft im Rathaus, die auf Zusammenhalt in der Stadt setzt.
Vor rund 300 Gästen, darunter einige aus dem Landkreis Goslar, im Marstall von Wernigerode räumte der 43-jährige Sozialdemokrat am Dienstag Respekt und ein wenig Nervosität vor der Premiere ein, blickte auf die Ereignisse 2022 und skizzierte die Herausforderungen für 2023, die auch die Verwaltung berühren – Stichwort Digitalisierung. Oberbürgermeister Kascha, der seine Ausführungen unter das Leitmotiv „Zusammen wachsen“ stellte, zeigte sich angesichts der wirtschaftlichen Stärke Wernigerodes zugleich zuversichtlich.
Ohne Zornesröte
Mit freundlicher Ironie deutete er an, dass mit ihm einiges anders werde, als unter seinem Vorgänger Peter Gaffert, der ebenso unter den Gästen war, wie dessen Vorgänger Ludwig Hoffmann. Mit Blick auf Gaffert sagte er, er wolle weder Stadtrat noch Landesregierung ärgern noch „Vertretern der hiesigen Zeitung die Zornesröte ins Gesicht“ treiben.
Kascha, der sich wortgetreu an sein Manuskript hielt, sagte, zwar müsse die Kommunalpolitik für Wernigerode einen „nur mit Rücklagen zu deckenden defizitären Haushalt“ beschließen. Doch die Stadt weise die niedrigste Arbeitslosenquote im Landkreis Harz auf. Und das Tourismusjahr 2022 sei mit Zahlen zu Ende gegangen wie „fast“ vor Corona-Zeiten.
Tobias Kascha erinnerte zudem an die „millionenschweren Umbauarbeiten am Schloss Wernigerode“, einem der besucherstärksten Museen in Sachsen-Anhalt, und an die Eröffnung des Konzerthauses Liebfrauen sowie den Start der Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen und wertete auch diese Bauvorhaben als Beispiele dafür, dass Wernigerode 2022 eine Stadt des Zusammenhalts gewesen sei.
Braunlages Zahlen
Die touristische Situation scheint übrigens in der gesamten Region außergewöhnlich gut. Cathleen Hensel, Geschäftsführerin der Tourismus-Gesellschaft in Braunlage, berichtete am Rande des Empfangs, dass die Übernachtungen aus dem Jahr 2022 für ihren Bereich sogar knapp über dem Spitzenjahr 2019 liegen, obwohl der Dezember noch nicht komplett ausgewertet sei. 2019 seien rund 1,4 Millionen Übernachtungen registriert worden, für 2022 bislang 1,41 Millionen.
Kascha erinnerte an den verstorbenen Brocken-Wanderer Benno Schmidt und den ebenfalls verstorbenen und überregional bekannten Maler Karl Oppermann. Im Zusammenhang mit seinem Hauptthema, dem Zusammenhalt, kam Kascha auf die Brände am Brocken zu sprechen und würdigte den Einsatz von rund 1500 Feuerwehrleuten „und unzähligen Unterstützern aus der Zivilgesellschaft“. Das Feuer, das Anfang September am Brockengebiet und damit im Gebiet des Wernigeröder Ortsteils Schierke ausbrach, bezeichnete er als „das wohl größte Brandereignis der letzten Jahrzehnte hier in Wernigerode“.
Der Neujahrsempfang erfolgte nicht wie üblich im historischen Rathaus, sondern im Marstall außerhalb des Stadtkerns. Der Grund liegt in der Sanierung des Gebäudes. Die Arbeiten werden laut Stadtratspräsident Uwe-Friedrich Albrecht bis 2024 dauern, bis dahin könne der Ratssaal nicht genutzt werden.
Wolfgang Langers Pläne
Als Zeichen für den von ihm beschworenen Gemeinschaftssinn hatte Kascha neben den Vertretern von Institutionen, aus Politik, Verwaltung und Verbänden diesmal auch Einwohner eingeladen, „die sich sonst nicht auf der üblichen Einladungsliste befinden“, wie er sagte.
Das Zusammenkommen im Marstall in Wernigerode inspirierte übrigens Braunlages Bürgermeister Wolfgang Langer, der jetzt überlegt, ob Braunlage 2023 auch zu einem Neujahrsempfang einlädt, um den Gemeinschaftssinn zu stärken und Ehrenamtliche zu würdigen.