Zähl Pixel
Musikarbeitswochen

Vier Streichquartette und ein Trio spielen im Goslarer Kreishaus

Das Elaia-Quartett mit Leonie Flaksman (von links), Theresa Jensen, Francesca Rivinius und Karolin Spegg spielt ein Stück von Felix Mendelssohn-Bartholdy.  Foto: Hartmann

Das Elaia-Quartett mit Leonie Flaksman (von links), Theresa Jensen, Francesca Rivinius und Karolin Spegg spielt ein Stück von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Foto: Hartmann

Mit den Abschlusskonzerten der jungen Musiker gehen die Goslarer Konzertarbeitswochen zu Ende. Im Kreishaus präsentierten vier Streichquartette und ein Trio, alles Schüler von Professor Oliver Wille, die Ergebnisse der vergangenen anderthalb Wochen.

Von Petra Hartmann Montag, 29.08.2022, 10:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Knapp zwei Wochen haben die Teilnehmer der internationalen Konzertarbeitswochen intensiv studiert und gearbeitet. Beim Abschlusskonzert der Ensembles erhielten die Zuhörer nun einen kleinen Einblick in die Fähigkeiten der jungen Musiker. Vier Streichquartette und ein Trio traten auf und präsentierten sehr unterschiedliche Stücke.

Den Auftakt machte das Elaia-Quartett, das Felix Mendelssohn-Bartholdys Quartett f-Moll Opus 80 vortrug. Ein sehr dynamisches Stück, mit dem die vier Musikerinnen – Leonie Flaksman (Violine), Theresa Jensen (Violine), Francesca Rivinus (Viola) und Karolin Spegg (Violoncello) – das Publikum sofort gepackt hatten. Die Art, wie Spegg auf ihrem Cello einen dunkel brummenden Hornissenschwarm entfesselte, der sich über Bratsche und zweite Geige bis zu den höchsten Tönen der ersten Geige steigerte, das perfekte Zusammenspiel der vier Streicherinnen und die Dynamik des Stücks, bei dem es Violinistin Flaksmann kaum auf dem Stuhl hielt, begeisterten die Zuhörer und rissen sie zu stürmischem Applaus hin.

Hochklassig, irritierend und anspruchsvoll: Das Hana-Quartett mit György Kurtág

Mit einer hochklassigen Darbietung eines irritierenden Stücks setzte das Hana-Quartett darauf einen überraschenden Kontrastpunkt. Die Vier hatten sich mit György Kurtág einem ungarischen Komponisten der Neuzeit gewidmet. Professor Oliver Wille hielt es für nötig, das Publikum ein wenig „vorzuwarnen“, bevor das Quartett loslegte. Immerhin ist das Officium breve Opus 28 des „Meisters der kleinen Form“ Ausdruck des großen Schocks, den der ungarische Meister erlebte, als er nach dem Volksaufstand 1956 nach Paris gelangte und die Werke der zweiten Wiener Schule kennenlernte.

Von Hand kopierte er die Partituren von Arnold Schönberg und Anton Webern, entwickelte den Ehrgeiz, in wenig Tönen einen ganzen Kosmos zu zeigen, und so entstanden auch diese kleinen Stücke, in denen der Komponist Katastrophen heraufbeschwört, den Frieden preist, immer wieder Lieder anklingen und abbrechen lässt ... Es habe keinen Sinn, die einzelnen Stücke zu zählen, warnte Wille. „Und wenn Sie denken, der Cellist stimmt ein – das ist schon das erste Stück.“ Keine leichte Kost also, die die Vier von „Hana“ darboten. Aber das Quartett meisterte das anspruchsvolle Officium mit Bravour und bewies einmal mehr, warum es nach den Tagen in Goslar zum ARD-Wettbewerb fahren wird.

Verschmitzter Haydn von der Gruppe Medea

Die wohl heiterste Gruppe des ganzen Abends war das Medea-Quartett, das mit einem Stück von Joseph Haydn, dem Quartett G-Dur, Opus 76,; Hob. III:75 angetreten war. Die Streicherinnen, deren Gepäck am Flughafen verloren gegangen war, hatten sich eine Woche lang mit Kleidung ihrer Gastfamilie behelfen müssen und hatten erst am tag vor dem Konzert ihre Koffer zurückerhalten.

Endlich im eleganten Bühnenoutfit brillierten die Vier umso mehr und waren so recht in der Stimmung, dieses Stück schelmisch und verschmitzt vorzutragen.

Ebenfalls ein Stück von Haydn brachte nach der Pause das Malion-Quartett zu Gehör. Die Streicher hatten sich das Quartett in d-Moll Opus 16,1; Hob. III: 76 ausgesucht. Auch dies ein sehr gut aufeinander eingestimmtes Ensemble, das besonders klassisch daherkam, nicht nur weil alle vier Musiker auf das elektronische Notenheft verzichteten und klassische Papierausgaben auf dem Notenständer hatten. Die Gruppe hatte sich in Goslar ebenfalls auf den ARD-Wettbewerb vorbereitet, und das Ergebnis könne sich hören lassen.

Stürmisches Beethoven-Trio

Stürmisch und dramatisch stieg daraufhin die letzte Formation des Abends mit Ludwig van Beethovens „Geistertrio“ ein. Das Avin-Trio, bestehend aus Josefa Schmidt am Klavier, Valerie Schweighofer an der Violine und Carlo Lay am Violoncello stach unter den teilnehmenden Gruppen nicht nur durch seine andere Besetzung, sondern auch durch den bewegenden, berührenden Vortrag hervor. Vor allem das Klavier setzte an diesem von Streichquartetten dominierten Abend einen interessanten Gegenakzent. Aufwühlend und tatsächlich von etwas geisterhafter Anmutung mündete der Vortrag im Finalsatz schließlich wieder in eine heitere, gelöste Stimmung ein, gerade recht für den Heimweg in einer warmen herandämmenden Sommernacht nach einem erlebnisreichen Musikabend.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region