Verfolgungsjagd: Ermittlungen zu versuchtem Tötungsdelikt

Auf dem Münchehofer Landweg sollen sich die spektakulären Szenen abgespielt haben. Fotos: Feuerwehr, Neuendorf
Aus einer Routinekontrolle der Polizei Seesen wurde innerhalb kürzester Zeit ein Einsatz mit Hubschrauber und Schusswaffengebrauch. Eine 26-jährige Polizistin wurde verletzt, zwei Männer im heranwachsenden Alter festgenommen. Das ist passiert.
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Seesen/Wildemann. In der Nacht zu Samstag kam es zu filmreifen Szenen in Seesen.
Gegen 0.30 Uhr entschieden sich Polizistinnen einen Opel im Stadtgebiet zu kontrollieren. Doch anstatt anzuhalten, ignorierte der Fahrer die Anhaltesignale und floh in den Ortsteil Münchehof und weiter über die Wildemannstraße, durch das Pandelbachtal bis nach Wildemann.
Flucht zu Fuß
Dort, in einer abgelegenen Waldrandlage, wurde das Fahrzeug in einer Hofzufahrt von den Einsatzkräften gestellt. Als die Polizistinnen ausstiegen, um das Fahrzeug zu kontrollieren, beschleunigte der Opel plötzlich und fuhr auf die Beamtinnen zu, teilt Tim Holzhausen, Pressesprecher der Polizei Goslar, mit. Bei dem Vorfall wurde eine 26-jährige Polizeibeamtin vom Fahrzeug erfasst und verletzt. Als Reaktion kam es zum Einsatz einer Dienstwaffe. Der Opel verunglückte einige hundert Meter weiter im Wald, die mutmaßlichen Insassen setzten ihre Flucht zu Fuß fort.

Die Flucht führte über einen Schotterweg mit steiler Böschung. Foto: Neuendorf
Täter festgenommen
Nach umfangreichen Such- und Fahndungsmaßnahmen, unter anderem mit einem Polizeihubschrauber, konnten die beiden mutmaßlichen Insassen im Bereich Wildemann/L 515 noch in den frühen Morgenstunden festgenommen werden. Die Männer blieben unverletzt und sind laut Polizei im heranwachsenden Alter. „Der verunfallte Pkw wurde beschlagnahmt. Die verletzte Polizeibeamtin wird ärztlich behandelt. Sie wurde bei dem Einsatz nicht lebensgefährlich verletzt“, so Holzhausen. Ermittlungen wegen des versuchten Tötungsdeliktes zum Nachteil einer Polizistin wurden eingeleitet, sie werden jedoch aus Neutralitätsgrunden von einer anderen Polizeidienststelle geführt.
Feuerwehr bei Suche involviert
Stadtbrandmeister Markus Finck, sein Stellvertreter Michael Frohme sowie der Wildemanner Ortsbrandmeister Michael Habekost waren gemeinsam mit zwei weiteren Feuerwehrleute aus Wildemann in der Nacht im Einsatz. Habekost berichtet, dass die Gruppe am Wildemanner Schützenplatz stationiert war – um 1.06 Uhr wurden sie zur Unterstützung bei der Personsuche alarmiert. Sie sollten im Bedarfsfall als ortskundige Feuerwehrleute die Polizei unterstützen. Habekost erzählt, dass es dabei um Insider-Informationen gegangen sei, beispielsweise wie die Polizisten schnell von A nach B kommen oder welche Forstwege sie befahren können. Wo tatsächlich die beiden Heranwachsenden geschnappt wurden, kann Stadtbrandmeister Markus Finck nicht sagen. Das sei für die Feuerwehr auch nicht relevant gewesen, weil es ausschließlich darum ging, Amtshilfe für die Polizei zu leisten. Er sagt aber, dass die beiden jungen Männer nacheinander von den Beamten gestellt werden konnten.

Feuerwehrkräfte halfen mit Drohnen bei der Suche. Foto: Feuerwehr
Weiterhin im Einsatz waren von Seiten der Feuerwehr die Flugdrohnengruppen der Feuerwehr Goslar und des Landkreises Goslar - sie wurden vom Wildemanner Schützenplatz aus gestartet. Habekost schildert, dass zwei Drohnen nach den flüchtigen Tätern Ausschau hielten - diese Flugobjekte konnten aber nur in der Luft sein, als der Polizeihubschrauber es gerade nicht war. Ab 4 Uhr versorgte ein Mannschaftstransportwagen mit zwei Feuerwehrleuten die Einsatzkräfte mit frischem Kaffee und Kaltgetränken. Einsatzende für die eingesetzten Feuerwehrkräfte war gegen 6.10 Uhr.
Wildemanns Ortsbürgermeister ist schockiert
Wildemanns Ortsbürgermeister Arno Schmidt (SPD) zeigte sich am Samstagmorgen am Telefon schockiert über die Verfolgungsjagd, die in seiner sonst so beschaulichen Bergstadt endete. „Das hat ja wirklich was von Hollywood“, meint er. Umso erleichterter ist er, dass die beiden Heranwachsenden nach der Fahndung gestellt wurden.