Universitätschor Clausthal singt Trinklieder

Erst herbstbunt gewandet, dann geringelt. Der Universitätschor unter Leitung von Carolin Hlusiak (Mitte) präsentiert ja auch den „Drunken Sailor“. Fotos: Potthast
Ein Konzert nur mit Trinkliedern: Und das, ohne den Alkoholgenuss zu verherrlichen und den Lauf der Geschichte von Wein, Schnaps und Bier mit zu verarbeiten, das gelang am Freitagabend dem Universitätschor Clausthal unter Leitung von Carolin Hlusiak.
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Clausthal-Zellerfeld. Flaschen, Flaschen und nochmals Flaschen. Die Überbleibsel einer ausgedehnten Feier? Nein, dafür stehen sie schlichtweg zu arrangiert. Sie sind Dekoration für das Herbstkonzert, das der Universitätschor Clausthal unter Leitung von Carolin Hlusiak am Freitagabend, einem Schnapszahl reichen Tag, in der Aula Academica anbietet. Vielmehr kredenzt er es. Der Titel: „“Sing ’n’ drink“. Der Untertitel: „Trinkliederabend – bunt gemixt“. Sein Publikum degustiert es. Am Applaus ist zu bemerken, dass die Auswahl wohl bekommt.
Bis ins 15. Jahrhundert
Ja, Alkoholgenuss kann süchtig machen, kann gar tödlich sein und darf nicht verharmlost werden. Doch so sollte das Programm des Universitätschores auch nicht zu verstehen sein. Alkoholische Getränke produziert die Menschheit schon seit jeher. Und Jahrhunderte lang werden Lieder über Hochprozentiges komponiert.
Bis ins 15. Jahrhundert zurück haben die Musiker geblättert, um Werke für das Herbstkonzert zusammenzustellen. Von der Renaissance also und bis hin zur Moderne bildet die Darbietung ab, was Künstler sich zum Thema Alkohol musikalisch haben einfallen lassen. Es ist Anzügliches und Animierendes, auch Bagatellisierendes und Spöttisches.

Die Gäste hören vom Trinken aus verschiedenen Epochen und sehen reichlich Dekoration zum Thema – auch eine Plüschgans hat ihren Platz (kl. Bild.).
Die Sprache kommt mitunter recht verspielt daher, beispielsweise das „Rüttele, schüttele, trink hinein das Bierelein…Rundadinella…“ aus Johann Hermann Scheins „Holla, gut Gsell“ und das „…Tummel dich, guts Weinlein…“ aus dem gleichnamigen Lied von Jakob Meiland. Liegt es daran oder an den Melodien oder an beidem, dass die Sänger Spaß an der Präsentation zu haben scheinen? Ihnen zuzuhören und zuzusehen, bereitet jedenfalls auf Gästeseite Vergnügen.
Zwischendurch streuen sie Textbeiträge ein. Dass es doch ambivalent zu sehen sei, hochprozentige Getränke zu sich zu nehmen, wird am Freitagabend unter anderem herausgestellt. Doch genauso Humoriges, das damit in Verbindung stehen kann. Und Chorleiterin Carolin Hlusiak erzählt von ihrer Relaxliste und schlägt den Gästen vor, selbst solch eine anzulegen. Denn: „Wir brauchen Momente der Schönheit.“ In Zeiten, die von so viel Negativem überschattet sind, erst recht.
Zerstreuung bieten die Sängerinnen und Sänger mit ihrem Repertoire an bunt gemixten Trinkliedern. Sie selbst sind in Herbstfarben gewandet, schwenken Bierhumpen, holen eine Plüschgans hervor und lassen eine Subbass-Blockflöte ertönen – Dagmar Fuld-Weinert spielt auf ihr zu Hans Leo Hasslers „Ihr Musici frisch auf“.

Universitätschor Clausthal/Kammerchor an der TU Clausthal e.V., Herbstkonzert "Sing'n'Drink", "Trinkliederabend - bunt gemixt", Aula Academica; Leiterin/Dirigentin: Carolin Hlusiak; Plüsch-Gans als Dekoration
Irgendwann ziehen die Sängerinnen und Sänger von dannen, ihre Dirigentin bleibt und zitiert Joachim Ringelnatz, fügt ein „Ringel“ hinten an und zeigt dabei auf ihr Ensemble, das wieder Aufstellung nimmt – in geringelten Oberteilen die meisten. Das wiederum leitet über zu „Old Swansea Town“ von George Barnet Gardiner und zum „Drunken Sailor“. Den bietet der Universitätschor auf sehr eigene Weise, mit besonderer Akzentuierung – einfach sprühend. Ähnlich wie zuvor Guy Turners „Tequilla Samba“. Schlichtweg schön zeigt sich das „Tourdion“ von Pierre Attaingnant, es ist bewegend, aber nicht sentimental.
Glühweinrote Blumen
Zwischenapplaus und lang anhaltender Beifall am Konzertende erntet der Chor für seinen Trinklieder-Cocktail. Dirigentin Carolin Hlusiak bekommt von ihren Sängerinnen und Sängern ein Blumen-Arrangement – und macht eine glühweinrote Sorte darin aus. Alle zusammen kredenzen sie dem Publikum noch einen Zaubertrank.
Den schenken die Vertreter des „Kellerclubs im Stuz“ allerdings nicht aus am Freitagabend, dafür andere Getränke – auch nicht-alkoholische. Einen „Trinkliederabend mit Ausschank“ hat der Chor selbst noch vor sich: am Tag drauf in der „Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei“.