Terror in Israel verhindert den Liebenburger Gegenbesuch

Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse pflegt bei dem Jugendaustausch am Revers einen Pin mit der israelischen und deutschen Flagge zu tragen. Archivfoto: Gereke
Der Terror in Israel hat Folgen für die Gemeinde Liebenburg: Die Jugendpflege hat die in den Herbstferien geplante Israel-Reise, die im Rahmen des Jugendaustausches stattfinden sollte, abgesagt. Wann die Fahrt nachgeholt wird, steht noch nicht fest.
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Liebenburg. Die Gemeindejugendpflege hat die in den Herbstferien geplante Israel-Reise, die im Rahmen des Jugendaustausches stattfinden sollte, abgesagt. „Es ist doch klar, dass wir in kein Kriegsgebiet fliegen“, erklärt Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse, der sich über die Angriffe palästinensischer Terroristen erschüttert zeigte. „Für den Gazastreifen und die Palästinenser-Gebiete hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen. Für Israel selbst gilt eine Teilreisewarnung“, so Hesse. Zudem sei auch der Luftraum gesperrt gewesen.
Aber Jawne, die Stadt in die die Reise die jungen Liebenburger geführt hätte, liegt nur etwa 40 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. „Bei den Angriffen flogen die Raketen über Jawne, einige schlugen sogar im Ort ein“, erzählt Hesse.
Hoffen auf Stabilisierung der Lage
Gemeindejugendpfleger Gerold König gelang es, die bereit gen Tel Aviv gebuchten Flüge zu stornieren. „Wir bekommen die Kosten in Gutscheinform erstattet, um die Flüge zu einem späteren Zeitpunkt nachholen zu können“, erzählt Hesse. Wann der allerdings sein könnte: unklar.
„Wir hoffen auf eine schnelle Stabilisierung der Lage und darauf, die Reise in den nächsten Zeugnisferien vielleicht nachholen zu können“, so der Bürgermeister, der auch an der Reise teilgenommen hätte. Am kommenden Dienstag lädt die Gemeindejugendpflege zunächst einmal zu einem Eltern- und Teilnehmendenabend, informiert Hesse. 15Jugendliche waren zu dem Austausch angemeldet.
Es sollte der Gegenbesuch zu der Visite der jungen Israelis in den Osterferien sein – und damit sollte der deutsch-israelische Austausch zwischen Jugendlichen aus der Gemeinde und Israel wieder Schwung aufnehmen. Der war nämlich aufgrund der Corona-Pandemie komplett zum Erliegen gekommen. 2019 hatte es zuvor den letzten Besuch gegeben.
Über die Grenzen der Gemeinde hinaus
Seit 2011 gibt es diesen Jugendaustausch mit Israel. Der Liebenburger Gegenbesuch, der für die Herbstferien geplant war, sollte dabei nicht wie sonst nach Eilat ans Rote Meer, sondern nach Jawne in der Nähe von Tel Aviv führen. Grund für den Ortswechsel: „Auch in Israel hängt der Austausch an den handelnden Personen“, erzählte Hesse im Frühjahr. In Eilat war Mazal Katzir als Schulleiterin die treibende Kraft des Austausches. Sie ging in den Ruhestand, zog in die Nähe ihrer Kinder nach Tel Aviv und machte sich dort als Schulberaterin selbstständig. Da Liebenburgs alte Partnerschule nach ihrem Weggang kein Interesse mehr an einem Austausch zeigte, konnte Katzir in Jawne eine neue Einrichtung dafür begeistern, so Hesse.
Das Programm in Deutschland führte die Gäste aus dem Nahen Osten weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus. An einem Tag ging es beispielsweise nach Berlin, um die Gedenkstätte „Haus der Wannseekonferenz“ und das Holocaust-Mahnmal zu besuchen. Auch der Besuch des Reichstagsgebäudes stand auf der Reiseliste.
„Brutalste Verbrechen“
In der Liebenburger St.-Trinitatis-Kirche hatte Pfarrer Dirk Glufke über das Christentum informiert. Außerdem erfuhren sie die Hintergründe zu den Stolpersteinen vor der Fontheim-Klinik. Darüber hinaus hinterließen die jungen Israelis auch Spuren in der Gemeinde: Am Waldrand in der Strautesiedlung, wo es einst einen kleinen Fichtenbestand gab, dem die Dürre der vergangenen Jahre den Garaus machte, pflanzten sie neue Bäume. Liebenburgs Revierförster Lucas Prescher hatte Elsbeeren besorgt, die dort in die Erde kamen.
Die Liebenburger wollten jetzt unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und die Altstadt Jerusalems besuchen sowie einen Ausflug zum Toten Meer machen. Hesse sprach angesichts der Terrorangriffe von „brutalsten Verbrechen“. „Alle politischen Spannungen rechtfertigen niemals solche terroristischen Aktionen“, betont der Bürgermeister. Dabei missbrauchten die Terroristen bewusst die Lehren des Islam – und brächten dadurch Millionen Muslime in Misskredit.
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