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Werner Momsen zu Gast

TV-Puppe begeistert Kulturklub-Gäste in Bad Harzburg

Werner Momsen (und als dunkler Schatten erkennbar sein Puppenspieler Detlef Wutschik) stimmen mit Matthias Brodowy Seemannslieder an.  Foto: Schlegel

Werner Momsen (und als dunkler Schatten erkennbar sein Puppenspieler Detlef Wutschik) stimmen mit Matthias Brodowy Seemannslieder an. Foto: Schlegel

Werner Momsen, die Klappmaulpuppe, die aus dem NDR-Fernsehen bekannt ist, war  mit seinem Puppenspieler Detlef Wutschik zu Gast im Schloss. Zusammen mit dem Kabarettisten Matthias Brodowy begeisterte und berührte er gut 300 Gäste des Kulturklubs.

Von Holger Schlegel Dienstag, 09.05.2023, 06:00 Uhr

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Bad Harzburg. Möglichkeiten, sich vom Alltagsstress zu erholen, gibt es viele. Man kann zum Beispiel für teuer Geld ein Seminar buchen, bei dem man dann Power-Relaxing trainiert. Oder man arbeitet ehrenamtlich als Leuchtturmwärter auf einer Hallig, nennen wir sie mal die Hallig Dröge. Womit entspannungstechnisch alles gesagt ist. Aus diesen beiden Bausteinen haben die Kabarettisten Matthias Brodowy und Detlev Wutschik ein süßes kleines Theaterstück gebastelt, das den philosophischen Grundgedanken zwar nicht mit neuen Ansätzen, wohl aber mit einer niedlichen, lustigen und letztlich nachdenklichen Dialogregie füllt. Von gut 300 Gästen des Kulturklubs gab es dafür nach einer zweieinhalbstündigen Vorstellung stehende Ovationen.

NDR-Fernsehstar

Matthias Brodowy ist in der Harzer Kulturszene nach mehreren Auftritten bekannt, aber wer ist Detlef Wutschik? Er ist eigentlich der noch viel bekanntere von beiden, auch wenn man ihn an so einem Abend kaum sieht. Denn Wutschik ist der Mann hinter der Puppe Werner Momsen, und die wiederum ist ein richtiger NDR-Fernsehstar.

Ganz schnell merkte man auch am Samstagabend gar nicht mehr, dass Momsen eigentlich gar nicht real ist, so echt wird er von Wutschik zum Leben erweckt – im schwarzen Outfit hinter der lebensgroßen Puppe registriert man ihn irgendwann auch gar nicht mehr.

Entspannungsseminar

Aber zurück zum Thema: Da sitzt dieser Momsen lakonisch hanseatisch auf seiner Hallig Dröge und schaut, dass der Leuchtturm ordentlich leuchtet. Mehr hat er eigentlich nicht zu tun, außer aufs Meer zu gucken. Ab und an wird mal die Angel ausgeworfen, aber nicht um Fische zu fangen, sondern um zu entspannen. Einen völlig anderen Ansatz hat sein zufälliger Gast, gespielt von Matthias Brodowy. 3000 Euro hat er für das Power-Relaxing-Seminar abgedrückt, inklusive breath in and out, also Atemtraining. Er ist aber blöderweise bei der letzten Übung, zwei Stunden zur meditativen Verdichtung des Gelernten, am Strand der Hallig, eingepennt. Als er aufwachte, sind seine Seminarkollegen weg. Kein Handyempfang, keine Fähre mehr, denn eine Sturmflut zieht auf. Und plötzlich sitzt da dieser Werner Momsen auf der Bank am Watt. Und schaut aufs Meer. Brodowy müsste eigentlich geschäftlich nach Zürich, was natürlich nicht geht, ohne Fähre. Für ihn eine Katastrophe, für Momsen nicht mehr als ein Ackselzucken. Is’ halt so.

Wat nu? Wat nu kommt, ist natürlich vorhersehbar: Der mit einer entwaffnenden Logik gesegnete Momsen bringt Brodowy nach und nach Entspannungstechniken bei, für die der keine 3000 Euro bezahlen muss. Denn Entspannung – „dafür braucht man doch kein Seminar, das kann man doch auch so…“ Der Managertyp Brodowy, dessen Beruf es ist, andere Menschen zu optimieren, wischt diese simple Idee zunächst schnippisch weg. Was weiß schon so ein einfacher Leuchturm-Momsen.

Das richtige Atmen

Der weiß ziemlich viel. Zum Beispiel, dass man richtiges Atmen doch eigentlich gar nicht lernen muss, das kann er seit seiner Kindheit. Dass es entspannt, einfach mal aufs Wasser zu gucken. Oder dass man sich einfach mal an die Träume aus seiner Kindheit erinnert. Oh, ja. Träume! Brodowy wollte als Kind immer Kioskbesitzer werden. Da hätte er sich die bunten Tüten zum Schnuckern selbst zusammenstellen können. Den Kioskbesitzer aus seiner Kindheit habe er übrigens später – nach dem Studium – aus Dankbarkeit beraten, ihm sein Geschäft optimiert und daraus eine ganze Kiosk-Kette gemacht. Dann bekam der Typ leider einen Herzinfarkt.

Akkordeon hat Brodowy als Kind damals gespielt. War eigentlich auch schön. Zum Glück gehört ein solches Instrument auf jeder Hallig zur Notfallausstattung. So kommt es, dass Momsen und Brodowy irgendwann auf der Bank im Watt sitzen und einträchtig Seemannslieder singen. Das Publikum singt mit.

Es gab so viele schöne Momente an diesem Abend. Rührende, wie die gemeinsamen Lieder. Lustige, wie Momsen Seemannsgarn und seine Lebensweisheiten. Es waren unterhaltsame Stunden auf Hallig Dröge. Und so entspannend.

 

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