Queenz of Piano: Zwei Königinnen rocken das Schloss

Jennifer Rüth (r.) und Ming rocken im Schloss: 300 Besucher sind begeistert und spenden stehend Applaus. Foto: Schlegel
Die Queenz of Piano bescherten dem Kulturklub am Samstag die zweite ausverkaufte Veranstaltung binnen einer Woche. 300 Gäste sahen im Bündheimer Schloss, dass man auf zwei Flügeln mehr machen kann, als klassische Musik.
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Bad Harzburg. Jennifer Rüth und ihre Kollegin Ming wären so gerne Bond-Girls. Sie würden wie Halle Berry im Bikini aus dem Meer steigen und im schicken Mercedes durch die Lande cruisen. Und wenn es von Bad Harzburg nach Wolfenbüttel ist. Aber das wird wohl eher ein Traum bleiben, und das ist auch gut so, denn die beiden jungen Damen sollten lieber das weitermachen, was sie richtig gut können und wofür die Menschen sie lieben: Klavier spielen. Darin sind Jennifer und Ming Meisterinnen, Königinnen gar, die Queenz of Piano. 300 Kulturklub-Gäste jedenfalls feierten sie dafür mit stehenden Ovationen.
Schon wieder ausverkauft
Die Kulturklubber waren am Samstag beglückt: Zum zweiten Mal binnen einer Woche war eine ihrer Veranstaltung ausverkauft, nach dem Tatort-Pathologen Joe Bausch nun die Queenz. Mehr Kontrast geht eigentlich nicht. Morbides aus den Gefängnissen und dunklen Seelen dieser Welt am Samstag zuvor, und nun zwei fröhliche junge Frauen mit viel Talent, Witz und Fantasie, die Klaviermusik in einer Form darbieten, die ihresgleichen sucht.
Zwei Flügel auf der Bühne und zwei Musikerinnen in Abendkleidern davor –das klingt natürlich zunächst erst einmal nach einem klassischen Klavierabend. Pustekuchen. Zwar könnten dass die beiden Damen sicherlich auch. Aber das hat man – bei aller Wertschätzung für Bach, Chopin und Co. – schon tausendfach gehört. Jennifer Rüth und Ming hingegen machen das ganz anderes. Sie nehmen klassische Musik oder auch selbst komponierte Stücke als Fundament, und bauen darauf mit ganz anderen Materialien etwas auf. Und man fragt sich, warum da nicht schon früher mal jemand drauf gekommen ist. Beispielsweise die Toccata von Bach: Die schreit doch eigentlich danach, dass man sie mit Thunderstruck von AC/DC mischt, oder? Und Metallica lässt sich auch im Stil Beethovens spielen.
So ging das den ganzen Abend lang. Pop, Rock, Klassik, Getragenes, Abgedrehtes, Trauriges, Fröhliches – alles gemischt, ohne dass es wirr oder unangenehm wurde. Denn so etwas kann ja auch schnell mal in die Grütze gehen. Nicht bei den Queenz of Piano. Ihr Mix war perfekt, zumal er auch rundherum gelungen präsentiert wurde: Mal zuckten die Blitze über die Bühne, mal kroch der Nebel über die Flügel, mal strichen die Scheinwerferkegel sanft über die Musikerinnen. Die wiederum gaben nicht einfach nur die Pianistinnen. Da wurde getrommelt, gesungen, getanzt – und im nächsten Moment versanken sie wieder in ihren Tastaturen.
Das Publikum war aus dem Häuschen. Die Atmosphäre pendelte zwischen der üblichen Ergriffenheit bei einem klassisches Klavierabend und der überbordenden Stimmung eines Rock-Konzertes.
Bond-Girl? Lieber nicht
Ein toller Abend mit tollen Künstlerinnen. Und die sollen bloß nicht auf die Idee kommen, sich wirklich mal bei einem Bond-Film zu bewerben. Denn sie würden wahrscheinlich sogar engagiert. Aber die Kulturszene wäre um zwei Königinnen ärmer.