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Mediziner beklagen Arbeitssituation

Protest: Ärzte schließen ihre Praxen am Montag

Information an einer Praxis. Foto: Sowa

Information an einer Praxis. Foto: Sowa

Bundesweit schließen Haus- und Fachärzte am Montag ihre Praxen. Ihr Protest richtet sich gegen Krankenkassen und Politik. Aus Sicht der Mediziner  sind ihre Praxen seit Jahren unterfinanziert. Die GZ hat mit drei Ärzten aus dem Landkreis gesprochen.

Sonntag, 01.10.2023, 09:30 Uhr

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Auch im Kreis Goslar beteiligen sich niedergelassene Ärzte an der bundesweiten Protestaktion „Praxis in Not“ und schließen ihre Praxen am Montag. Einige Praxen haben an dem Tag aber geschlossen, um ihn vor dem Feiertag am Dienstag als Brückentag zu nutzen.

Die Mediziner, die sich an dem Protest beteiligen, wenden sich gegen die „Gesundheitspolitik, die mittlerweile unsere Existenz und damit Ihre Versorgung bedroht“, heißt es auf einem Infopapier.

Jens Suckstorff, Allgemeinarzt mit Praxis in Hahndorf und Sprecher der Ärzteschaft im Landkreis Goslar, öffnet seine Praxis am Montag nicht. Er nutzt den Brückentag, steht inhaltlich aber hinter den Forderungen. Suckstorff beklagt „als größtes Problem die Bürokratie“. Er sagt: „Für alles gibt es drei Vorschriften, die zu erfüllen sind.“ Selbst die elektronische Patientenakte, die Erleichterung bringen sollte, mache, so wie die Vorschriften ausgestaltet seien, „die Abläufe komplizierter“.

Personal fehlt an vielen Stellen

Als „großes Hemmnis“ beschreibt er zudem die Budgetierung von Rezepten und Medikamenten. Ein Facharzt aus Goslar kritisiert zudem, dass Krankenkassen mit öffentlichem Geld Praxen in Zeiten des Arbeitskräftemangels zunehmend Personal abwerben würden.

Ein weiteres Beispiel für die Arbeitssituation vieler Ärzte schildert Dr. Ute Heskamp, Allgemein- und Palliativmedizinerin mit Praxis in Vienenburg und Vorsitzende der Goslarer Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung. Ihre Praxis ist am Brückentag geschlossen, sagt sie und ergänzt: „Mir bleibt nichts anderes übrig, als ab und zu zu schließen und abzuarbeiten, was liegen geblieben ist.“ Grund für den großen Arbeitsanfall sei der Mangel an medizinischen Fachangestellten.

Im Internet informiert der Virchowbund als Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands über den Aktionstag: „Wir sind ausgeblutet. Seit 30 Jahren zwingen Politik und Kassen die Arztpraxen zu schmerzhaften Sparmaßnahmen. Wir können nicht mehr!“ Immer mehr Praxen würden ohne Nachfolger schließen.

oli

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