Prominenter Sternekoch macht Bad Harzburgs Schülern Dampf

Ein gutes Team: Stefan Marquard ist umgeben von den fleißigen Nig-Schülern (v.l.) Jerome, Ino, Merle, Manjana und Lotta sowie den Küchenchefs der Schule. Foto: Jenzora
Stefan Marquard ist vielen Menschen als Koch aus dem TV bekannt. Am Donnerstag steht er im Niedersächsischen Internatsgymnasium am Herd – und zwar in der Schulküche. Den Schülern lehrt er dort gesundes, schnelles und einfaches Kochen.
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Bad Harzburg. „Ein bisschen Majoran, ein bisschen Kardamom und die roten Zwiebeln in schöne Streifen schneiden“ – so klingt es in der Schulküche, wenn ein Sternekoch zu Besuch ist. Der berühmte Koch, Stefan Marquard, ist am Donnerstagvormittag zu Gast im niedersächsischen Gymnasium (Nig) in Bad Harzburg. Mit seinem Team unterstützt er seit acht Jahren deutschlandweit das Präventionsprojekt „Sterneküche macht Schule“ der Knappschaft.
Der Profikoch will dabei den Schülern aber auch dem Schulküchenteam zeigen, wie man gesund, schnell und vor allem lecker kocht. „Bei uns kommen saisonale und regionale Produkte auf den Tisch, die meisten Gerichte bestehen aus einer reinen Gemüse-Basis“, erklärt Marquards Kollege Stefan Lembert. Als Vorspeise hat das Küchenteam einen Salat mit oder ohne Hähnchen vorgesehen, das Hauptgericht wird ein Kartoffel-Kürbis-Gulasch mit selbst gemachten Bratlingen aus deutschem Reis und Gemüse und als Nachtisch gibt es einen karamellisierten Apfel-Mix. Es ist also einiges zu tun, bis das Essen um 13.30 Uhr fertig auf den Tischen stehen soll.
Smoothie-Pause
Denn nebenbei werden noch zusätzlich Smoothies aus Äpfeln, Karotten, Ingwer, Banane und verschiedenen Fruchtsäften sowie Honig hergestellt. Der Honig kommt aus eigener Herstellung von der Honig-AG des Nig, ergänzt der schulfachliche Koordinator vom Nig. Die Smoothies werden in der zweiten Schulpause für circa 260 Schüler und Lehrer ausgegeben. Und die lassen sich nicht zweimal bitten. Mit einer Durchsage von Nig-Schulleiter, Stephan Homberg, wird die Smoothie-Pause eingeläutet. Hunderte Schüler tummeln sich vor den Ausgabe-Tischen, um sich eines von den gelben Obst-Getränken zu sichern. Und die kommen gut an. Aus allen Ecken hört man ein „Oh, ist das lecker“ oder „Der schmeckt so gut!“, während wiederum andere in einer Gruppe mit dem gesunden Drink anstoßen.

Marquard erklärt die nächsten Schritte. Foto: Jenzora
So lässt sich eine Pause verbringen. Nachdem genug Vitamine verteilt wurden, geht es in der Küche mit Hochdruck weiter. Es dampft, zischt und ein Geruch von verschiedenen Kräutern schwebt durch die Luft. Mittendrin Profikoch, Marquard, und sein Team aus sechs Schülern, die sich durch die einzelnen Arbeitsschritte kämpfen. Für ein paar Witze und alte Floskeln findet Marquard jedoch immer Zeit, und auch ein paar Tipps zwischendurch dürfen nicht fehlen. Schließlich ist der Sternekoch im Nig, um den Schülern und dem Küchenteam einiges beizubringen „Für mich ist das das Wichtigste überhaupt mit den Kindern zu kochen“, erzählt Marquard.
Seiner Meinung nach bekommen junge Menschen in Schulen, aber auch alte Menschen zum Beispiel in Altersheimen, „nur noch Schrott“. „Das sind Menschen, die uns besonders am Herzen liegen. Daher kämpfe ich dafür, dass sich das ändert“, sagt der Profikoch. „Wir haben heute vegane und vegetarische Gerichte im Angebot. Die sollen mindestens so gut werden, wie Gerichte mit Fleisch. Sodass die Kinder lernen, dass man auch mit ausschließlich gesunden und unbehandelten Lebensmitteln einfach und lecker kochen kann“, schildert Marquard. Aus rotem Gemüse zaubere er zum Beispiel eine Bolognese-Soße und durch weißes Gemüse entstehe eine Carbonara-Soße. Sogar die Hafermilch stellt Marquard mit seinen Helfern am Donnerstag selber her.
Gesundheit muss gestärkt werden
„Wir von der Knappschaft sind darauf aus, dass die Schulverpflegung nachhaltig und gesund gestaltet wird“, erzählt Christina Russell, Pressesprecherin der Knappschaft. Das Projekt bereite ihr „immer eine große Freude“ und mache sie sowie ihre Kollegen stolz. „Die Gesundheit der Kinder und Jugend muss gestärkt werden“, ergänzt Russell.

In der Küche geht es heiß her: Rund 100 Portionen müssen gekocht werden. Foto: Jenzora
Während die Schüler und das Schulküchenteam Zwiebeln anbraten, Gurken schneiden, Bratlinge formen oder Hähnchenfleisch einlegen, fegt der Sternekoch durch die Küche und gibt Anweisungen, Hilfestellung und nimmt Kostproben. Auch die Schüler lässt er zwischendurch immer wieder probieren, fragt nach deren Meinung und motiviert sie zu ausgefallenen Gewürzkombinationen.
Kurkuma oder Curry?
„Wollt ihr noch Kardamom, kennt ihr eigentlich Kurkuma und was haltet ihr von Curry?“ – Stefan Marquard kocht nicht nach Rezept, sein Rezept entwickele sich erst beim Kochen selbst. „Das Essen heute hat also Premiere und ist ganz neu auf dem Markt“, ruft Marquard, während er die Zwiebeln mit Fruchtsaft ablöscht. „Normalerweise nehme ich Weißwein zum Ablöschen. Aber da wir hier in einer Schule sind, kann ich nicht literweise Alkohol in das Essen schütten“, scherzt der Sternekoch.

Kochen während der Schulzeit: Die Mädchen haben Spaß am Projekt. Foto: Jenzora
Die Schülerin Ino bringt der prominente Besuch jedenfalls nicht aus der Fassung: „Meine Mama hat ein Hotel, daher habe ich schon öfter mit Sterneköchen gekocht. Aber die waren nicht so berühmt wie Stefan.“ Ihre Mitschülerin Merle ist ebenfalls keine Anfängerin. In ihrer Freizeit koche sie regelmäßig: „Mir macht das richtig Spaß, ich koche auch mit Freunden zusammen. Letztens habe ich für ein Gericht kiloweise Kartoffeln geschält.“
Trotz straffem Programm herrscht eine ausgelassene Stimmung in der Küche, es wird zusammen gelacht und für einige private Gespräche ist zwischendurch auch immer wieder Zeit. Für die Schüler-Gruppe, da sind sich alle einig, sei es jedenfalls total cool mit Stefan Marquard zusammenzuarbeiten und neue Kochprozesse kennenzulernen.
Leere Teller
Und das Ergebnis stundenlanger Arbeit lässt sich sehen – zumindest für einen Moment, denn die Teller waren sofort leer geputzt. Die Schüler genießen ihr 3-Gänge-Menü nach getaner Arbeit, sogar jeweils ein Glas Smoothie ist für die jungen Köche übrig geblieben. „Die Jungs und Mädels haben in der Küche einen super Job gemacht. Und wie man sieht, schmeckt es allen. Was will man mehr?“, hält Stefan Marquard abschließend fest.

Den fleißigen Köchen schmeckt das selbst gemachte Essen. Foto: Jenzora
„Wir freuen uns, dass unsere Schule für dieses Projekt ausgewählt worden ist und sind natürlich auch den Sponsoren sehr dankbar“, schildert Homberg. Die Lebensmittel kamen unter anderem vom Unternehmen Transgourmet aus Hildesheim, vom lokalen Bio & Reformhaus Surmann und von der Bäckerei Stübig.