„On Air“ mit dem Doktor des Rock, Pop und Jazz: Peter Urban

Peter Urban auf der Bühne im Bündheimer Schloss. Foto: H. Weber
Er ist die deutsche Stimme des Eurovision Song Contests und seine Musiksendungen wurden von wohl mehr als einer Generation gehört: Peter Urban. Der 75-Jährige lockte am Samstagabend gut 200 Menschen zum Kulturklub in das Bündheimer Schloss.
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Bündheim. Wer am Samstagabend im Bündheimer Schloss war, erlebte eine Reise in ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte. Schon ehe der Star des Abends die Bühne betrat, war immer wieder aus dem Publikum zu hören: „Mit dem sind wir groß geworden.“ Gemeint war natürlich Peter Urban, dessen Musiksendungen wohl mehr als eine Generation gebannt vor den Radiogeräten gelauscht hatte und der viele Jahre Deutschlands Kommentator beim Eurovision-Song-Contest war.
Vor knapp einem Jahr erschien dann seine umfangreiche Biografie „On Air“ in Buchform und die Aussicht, von ihm selbst aus seinem bewegten Leben vorgelesen zu bekommen, lockte gut 200 Menschen zum Kulturklub.
Missmut- und Liebesbrief
Dabei wird Kulturklub-Vorsitzender Detlef Linke, der Peter Urban auf die Bühne geleitete und begrüßende Worte sprach, nicht der einzige Fan im Saal gewesen sein, der ganze Radiosendungen in Jugendjahren auf Kassette mitgeschnitten hat.
Weil das viele taten, sei es früher absolut verpönt gewesen, so Urban, als Moderator am Beginn oder Ende eines Songs reinzuquatschen, das hätte dann immer missmutige Post von der Zuhörerschaft gegeben. Überhaupt habe es viel Post gegeben zu der Zeit, meist Fanpost, aber auch Wünsche und Liebesbriefe. Vielleicht waren ja ein paar von den Briefeschreibern am Samstag sogar anwesend, um mit Ihrem Idol „On Air“, also auf Sendung, zu sein.
Peter Urban hatte und hat ein bewegtes Leben und schon früh, seit den 1960ern, oft engen Kontakt zu vielen großen Stars, die er damals am Anfang ihrer Karrieren kennenlernte. Er habe zum Beispiel Jimi Hendrix ersten Auftritt in London erlebt, wo dieser bei Eric Clapton und dessen damaliger Band Cream einen Auftritt ergattert habe. Eigentlich wurde im Laufe des Abends klar: Peter Urban kannte und kennt sie alle, die Großen der Musikszene. Egal ob Elton John, Diana Ross, die Beatles, Keith Richards, Harry Belafonte oder David Bowie, um nur einige zu nennen. Von allen hatte Urban etwas zu erzählen.
Durchaus vertraut und amüsant aber vor allem respektvoll breitete Urban vor dem Publikum ein buntes Starmosaik aus, erzählte von zufälligen Begegnungen, Konzerten und Interviews, die er dank seines Berufs hat führen können. Er habe nach einer Klassenreise nach England beschlossen, Anglistik zu studieren, habe eine Doktorarbeit über Populärmusik geschrieben. Dank seines „Entdeckers“ Klaus Wellershaus vom Norddeutschen Rundfunk musste er aber nicht Lehrer werden, sondern habe seine Moderatorenkarriere begonnen.
Spannende Begegnungen
Die Zusammenarbeit mit Wellershaus sei der Beginn von Sendungen wie „Musik für junge Leute“ und „Der Club“ gewesen. Aber er habe auch immer selbst Musik gemacht, sagte Urban von sich. Vor allem zu Anfang der 80er Jahre im „Onkel Pö’s“ in Hamburg. Urbans Biografie hat einen gewissen Umfang, aber beinhaltet so spannende Begegnungen, dass „ich sie schon mehrfach gelesen habe“, erzählte ein Gast.
Eine Menge Menschen hat der Moderator getroffen, viele sind Freunde geworden. Einer davon, Musiker Julian Dawson, der unter anderem mit BAB und Wolfang Niedecken auf der Bühne stand, war tatsächlich am Samstagabend auch da. Er sei zufällig in Wolfenbüttel gewesen und müsse zur Berlinale nach Berlin „Mundharmonika spielen für Scorsese“, aber erst habe er die Chance nutzen müssen, um Peter Urban zu treffen.