Neues Schulleiter-Duo startet mit starken Zahlen

Vom Projektpartner Unesco bestens behütet (v. li.): AGG-Vize Ulrich Manusch und Direktorin Christine Voss werben für ihre integrative Schulform und sehen sich auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Fotos: Heine
Mehr Anmeldungen für die neuen fünften Klassen und eine deutliche Zunahme in der Oberstufe: Die Adolf-Grimme-Gesamtschule schaut optimistisch in die Zukunft. Das neue Duo an der Spitze wirbt zudem für die Gesamtschule als eine besondere Schulform.
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Oker. Christine Voss und Ulrich Manusch sind ein eingespieltes Duo. 21Jahre lang haben sie an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Querum in Braunschweig bei der gemeinsamen Leitung von Klassen zusammengearbeitet. Jetzt bilden die Direktorin aus Bad Salzdetfurth und ihr Vize aus der Löwenstadt die Spitze der Okeraner Adolf-Grimme-Gesamtschule (AGG) – und wollen als selbst erklärte IGS-Überzeugungstäter ihre Schulform auch im Landkreis Goslar endlich so richtig in die Spur bringen.
Manusch kam im August des Vorjahres nach Oker, Voss im Februar als Nachfolgerin von Isabell Lenius: Am Ende des ersten (teilweise) zusammen absolvierten Schuljahres sehen sie ihre AGG auf einem guten Weg. 65Fünftklässler haben sich fürs neue Schuljahr angemeldet, drei Klassen sind ab Sommer auch aufgrund der doppelt zählenden Integrationskinder sicher. „Ziel ist und bleibt aber die Vierzügigkeit – und die ist bei uns realistisch und für eine IGS ideal“, sagt Manusch.
Die Zahlen ziehen an
Die Zahlen bedeuten nämlich einen deutlichen Zugewinn zu jenen 39Fünftklässlern, die sich im Sommer 2021 angemeldet hatten. „Und wir haben erstmals auch eine wunderbare Durchmischung“, betont Voss. Soll heißen: Bei einem Blick auf die Durchschnittsnoten in den Fächern Mathe, Deutsch und Englisch an den Grundschulen ergibt sich eine ausgeglichene Verteilung über alle Leistungsstufen.
Zur Erinnerung: In ihrer Startphase seit Gründung 2010 hatten sich vergleichsweise wenig Kinder mit Gymnasialempfehlung für die neue, damals noch namenlose IGS entschieden. Die Grundschulen empfehlen zwar schon lange nicht mehr. Aber Noten taugen eben doch zur ersten Orientierung. Sie sind aber eben auch nicht das Ein und Alles im Schulalltag, sagen Manusch und Voss – aber dazu gleich. Vielen ist noch der harte Kampf um eine eigene gymnasiale Oberstufe in guter Erinnerung. Sie ist inzwischen längst da, hat einen eigenen Trakt im Schulzentrum Bei der Eiche, und ihre Schülerinnen und Schüler absolvieren dort ihre Abitur-Prüfungen. Wohlgemerkt: in einem Zentralabitur für alle Schulformen, wie Voss und Manusch ergänzen.
Verdopplung zum Vorjahr
Und dennoch: Lange waren auch dort die Schülerzahlen gering. Jetzt liegen 42 Anmeldungen für den zwölften Jahrgang vor – ungefähr eine Verdopplung zum Vorjahr. Und kontaktscheu ist die AGG keineswegs: Mit dem Ratsgymnasium gibt es ab Sommer eine Kooperation in Mathematik, wenn ein gemeinsamer Leistungskurs angeboten wird.
Aber in einer IGS geht es eben nicht nur um Leistung. Da ist das AGG-Duo wieder bei seiner Herzensangelegenheit. „Für uns sind Sozial- und Handlungskompetenzen sehr wichtig, Inhalte sind austauschbar“, verdeutlicht Manusch. Die IGS sei eben ein „echtes Abbild der Gesellschaft“, wo Stärkere und Schwächere miteinander lernen und sich gegenseitig stützen.
„Schulische Eltern“
Konkret bedeutet dies auch: Von Klasse fünf bis zehn bilden die Kinder eine Gemeinschaft, die während dieser ganzen Zeit von denselben zwei Tutoren angeleitet wird. „Die beiden sind nicht nur Fach- und Klassenlehrer, sondern die schulischen Eltern“, sagt Voss. „Wir haben nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern auch einen Erziehungsauftrag, den wir uns mit den Eltern teilen“, legt Manusch nach. Alle 450 AGG-Schüler sind den aktuell 54 Lehrkräften im Idealfall deshalb gleich lieb und wichtig.
Oder wie es eine Definition umreißt: „Gesamtschulen grenzen sich durch intensive individuelle Förderung und Forderung ihrer Schülerinnen und Schüler von anderen Schulen ab. Auch die Loslösung von bereits festgelegten und vorgeprägten Schulkarrieren ist ein entscheidender Unterschied zu anderen Schulen.“ Eine Sichtweise, die so auch AGG-Absolventin Julia Szczek unterschreiben kann. Schule, da sind sich alle drei einig, ist an der AGG viel mehr als Unterricht: „Schule ist unser Lern- und Lebensraum.“
Lob für den Schulträger
Und wie lebt und lernt es sich als Okeraner Chefs in neuer Umgebung? Von beiden kommt viel Lob: Beim Schulträger Landkreis fänden sie stets ein offenes Ohr. Ein Nein von vornherein gebe es gar nicht, auch die Goslarer Politik sei an Schule überaus interessiert, wie auch Schule in der Öffentlichkeit eine größere Rolle als etwa in Braunschweig spiele. Keine Luftschlösser, sondern pragmatische Ansätze – so sei die Linie. Mit Anwohnern des Schulzentrums werde im Bedarfsfall der konstruktive Dialog gesucht, der Förderverein mit Jens Kloppenburg und Torsten Röpke an der Spitze sei eine wertvolle Hilfe vor Ort. Und sie hätten, so Voss und Manusch, ein AGG-Kollegium vorgefunden, „das offen zuhört und von der IGS als Schulform überzeugt ist“.
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Die Adolf-Grimme-Gesamtschule trauert um einen verstorbenen Jugendlichen. Archivfoto: Heine