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Welterbe-Info überarbeitet

Nach Kritik: Goslars Jüdischer Friedhof erhält neuen Tafeltext

Wird ausgetauscht: Die neue Stele mit Informationen zum jüdischen Friedhof, der hier noch „israelitischer Friedhof“ genannt wird. Foto: Hartmann

Wird ausgetauscht: Die neue Stele mit Informationen zum jüdischen Friedhof, der hier noch „israelitischer Friedhof“ genannt wird. Foto: Hartmann

Beschönigend, historisch verfälschend, mit falschen Fakten angereichert: Die massive Kritik hat jetzt Folgen. Der Text auf der neuen Welterbe-Infotafel am Jüdischen Friedhof wird überarbeitet, geändert und ausgetauscht.

Von Frank Heine Montag, 10.07.2023, 05:58 Uhr

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Goslar. Es waren Stadtführerin Barbara Ehrt, Vorsitzender Günter Piegsa vom Geschichtsverein und Ratsherr Henning Wehrmann für die Bürgerliste, die ihre Kritik in den letzten Wochen öffentlich vorgetragen hatten. Die Verwaltung hat reagiert: Bereits im Mai hätten Gespräche mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen in Hannover stattgefunden, heißt es in einer Mitteilung für den Rat. Einen neuen Textvorschlag habe der Verband am 29. Juni freigegeben und zur Montage empfohlen. Was zeitnah umgesetzt werden soll. Es entstehen Kosten in Höhe von rund 800 Euro für Layout und Druck.

Der Friedhof bekommt seinen Namen wieder

Das Ändern beginnt schon beim Namen: Der neue Tafeltext spricht nicht mehr von einem „israelitischen Friedhof“, sondern benutzt jene Bezeichnung, die in Goslar seit ewigen Zeiten bekannt und geläufig ist. Die gesellschaftlichen Anfeindungen, die Juden seit ihrer frühesten dokumentierten Niederlassung im 13.Jahrhundert in Goslar erleiden mussten, sind jetzt ebenso wie das Erheben von Sondersteuern, Handelsbeschränkungen und die Verweigerung des Bürgerrechts festgehalten – all dies gehörte über Jahrhunderte zum Alltag der Juden.

Juden verlassen Goslar

Als die Zeiten im 15. Jahrhundert noch schwieriger wurden, kehrten viele Juden Goslar den Rücken. „Zeitweise lebten in Goslar keine Juden mehr“, heißt es im neuen Text. Erst im 16. Jahrhundert kehrten sie zurück. 1608 wurde der Friedhof angelegt.

Klare(re) Worte gibt es jetzt auch für die jüngere Vergangenheit der Stadt: „Die zu Beginn des 20.Jahrhunderts allgemein zunehmende Judenfeindlichkeit gipfelte am 9.November 1938 auch in Goslar in der Verwüstung von jüdischen Geschäften und der Synagoge in der Bäckerstraße. Bis 1945 deportierten und ermordeten Nationalsozialisten auch Goslarer Juden. Eine jüdische Gemeinde bestand nach 1948 nicht mehr.“ 

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