Millionenförderung für historisches Projekt in Bad Sachsa

Die Gemeinde im Landkreis Göttingen erhält durch das Förderprogramm „KulturInvest 2023“ des Bundes 1,13 Millionen Euro. Foto: Sammlung Ralph Boehm, Bad Sachsa
Um Gedenkstätten an ehemaligen Konzentrationslagern zu fördern, investiert der Bund rund 80 Millionen Euro. In den Genuss einer Förderung kommt auch die Gemeinde Bad Sachsa. Mit dem Geld sollen zahlreiche Veränderungen umgesetzt werden.
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Geldregen für Bad Sachsa: Die Gemeinde im Landkreis Göttingen erhält durch das Förderprogramm „KulturInvest 2023“ des Bundes 1,13 Millionen Euro. Mit Hilfe des Geldes will Bad Sachsa eines der Gebäude kaufen, in denen die Kinder untergebracht wurden, die 1944 in ihrem Kinderheim von der Gestapo überfallen worden waren und flüchten mussten. Das berichtet der NDR.
Die historischen Gebäude von damals stehen noch. Zurzeit wird auf dem Gelände eine Feriendorfanlage errichtet. Nun hat die Stadt vor, eines der Häuser zu kaufen und darf sich dabei auf Unterstützung durch den Bund freuen. Das Förderprogramm „KulturInvest 2023“ ist unter anderem zur Modernisierung, Sanierung, Restaurierung und den Um- oder Neubau von kulturellen Einrichtungen vorgesehen.
Viele Veränderungen sind geplant
Die Summe würde allerdings nur die Hälfte der anfallenden Kosten decken und weitere Gelder notwendig machen. Wie der NDR weiter berichtet, hofft Bürgermeister Daniel Quade (FDP) auch auf eine Förderung durch die niedersächsische Landesregierung. Eine Antwort steht noch aus.
Die Umbauarbeiten sehen einige Veränderungen vor: Geplant sind die Errichtung eines Museums in einem der historischen Gebäude sowie eine Gedenkstätte mit einem „Platz der Erinnerung“, einem „Baum der Hoffnung“ und einem Buchladen. Die Dauerausstellung soll ebenfalls erneuert und erweitert werden. Die Planer wollen außerdem das historische Gebäude in den Zustand vor 1945 zurückbauen und denkmalgerecht sanieren. Weiter soll neben dem Altbau ein Neubau mit einem langen Durchgang als Verbindung der beiden Gebäude entstehen.
Bedeutender historischer Hintergrund
Die beiden Gebäude auf dem Gelände zählen zum Gedenkstättenprojekt „Kinder des 20. Juli“ in Bad Sachsa und erzählen die Geschichte der Familien der Widerstandskämpfer nach dem Hitler-Attentat im Juli 1944. Im Sommer 1944 wurde das Kinderheim „Bremen“ im Borntal in Bad Sachsa von der Gestapo gestürmt, alle dort lebenden Kinder und Jugendlichen wurden auf die Straße gesetzt. Daraufhin wurden vier Häuser für die 200 Kinder der Widerstandskämpfer vorbereitet, von denen letztlich nur 46 nach Bad Sachsa kommen sollten. Zu diesen zählten auch die Kinder von Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 das Hitler-Attentat verübt hatte.
Das Kinderheim von Bad Sachsa geriet wegen seiner Lage innerhalb des Sperrkreises Mittelwerk in den Fokus der Planungen, um die Kinder unterzubringen. Jedoch wurden die Kinder häufig von ihren Geschwistern getrennt und gezwungen, ihre Namen abzulegen – ihre Identität wurde ihnen geraubt.
Das reichte der NS-Führung allerdings nicht aus. Deshalb entschied man sich dazu, die Kinder im Konzentrationslager Buchenwald ermorden zu lassen. Nur ein alliierter Bombenangriff verhinderte, dass die Kinder dortgin verlegt wurden und sicherte das Überleben. Später wurden die Kinder vom kommissarischen Bürgermeister unter persönlichen Schutz gestellt, nachdem die Amerikaner Bad Sachsa befreit hatten.
Bund investiert fast 80 Millionen Euro
In der Gemeinde Bad Sachsa gibt es seit 2016 die Daueraustellung „Kinder des 20. Juli“, die sich der Schicksale der in Sippenhaft genommenen Familienmitglieder annimmt. Vom Bund werden zudem die neue Ausstellung im früheren Konzentrationslager Dachau und die Umgestaltung der Kongresshalle Nürnberg für Kunst und Kultur auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der NSDAP finanziert. Bedacht werden auch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg, die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing in Schleswig-Holstein, ein Kulturort auf dem Gelände der ehemaligen sogenannten NS-Ordensburg Vogelsang und der Erinnerungsort Kent School (beides in Nordrhein-Westfalen).
Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte am Donnerstag in Berlin beschlossen, fast 80 Millionen Euro an Gedenkstätten an ehemaligen Konzentrationslagern und anderen Gedenkorten zu vergeben.
sek, mit Material von dpa
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