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Arbeit mit Ehrenamtlichen ausbauen

Mehrgenerationenhaus in Bad Harzburg setzt neue Akzente

Bufdi Emma Gwendolin Wegner (li.) und Brigitte Lohmann: Sie betreuen den neuen Kurs „LeseLand“. Foto: Jenzora

Bufdi Emma Gwendolin Wegner (li.) und Brigitte Lohmann: Sie betreuen den neuen Kurs „LeseLand“. Foto: Jenzora

Projektkoordinatorin Eilers-Kamarys bringt frischen Wind ins Mehrgenerationenhaus und ruft neue Kurse ins Leben, unter anderem das LeseLand. Dort können sich Mütter und Kinder gegenseitig Bücher vorlesen, um die Lesekompetenz zu stärken.

Von Emely Jenzora Freitag, 24.11.2023, 18:00 Uhr

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Bad Harzburg. Das Mehrgenerationenhaus in Bad Harzburg ist ein Ort der Begegnung. Das Für- und Miteinander steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten, die nun zunehmend generationsübergreifend werden sollen. Besonders am Herzen liegt das der Projektkoordinatorin Kerstin Eilers-Kamarys. Bereits seit fünf Jahren existiert das Mehrgenerationenhaus nun, bis 2028 werde es noch unter anderem vom Bund finanziert. Eine Zeit, für die sich die Projektkoordinatorin einiges vorgenommen hat.

Schon jetzt hat Eilers-Kamarys neue Akzente gesetzt und einen Töpfer-, einen Foto- und einen Englisch-Kurs ins Leben gerufen. Das alles hätte allerdings nicht realisiert werden können, betont sie immer wieder, ohne ihre helfenden Hände. „Ich koordiniere und organisiere nur, doch die Gruppen werden durch die Ehrenamtlichen am Leben gehalten“, schildert sie. Sie finde es erstaunlich, dass die Bereitschaft so groß ist, obwohl die Freiwilligen kein Geld für ihre Leistung bekommen. Was sie stattdessen bekommen, Wertschätzung und neue Kontakte, das sei für die Menschen viel mehr wert. „Wer opfert heutzutage noch seine Freizeit für andere? Davon bin ich jedes Mal wieder überwältigt“, sagt die Projektkoordinatorin.

Haus für alle offen

Obwohl das Kursangebot immer weiter wachse, sei sie immer noch bestrebt, weitere Ehrenamtliche für das Mehrgenerationenhaus zu gewinnen. Gerade beim Frühstücks- oder Gute-Laune-Café sei jede Person mehr hilfreich. Aber auch neue Kursteilnehmer seien herzlich willkommen, zum Beispiel im Nähtreff oder Literaturtreff seien noch genug Plätze frei. Das Haus stünde allen Menschen offen, auf die Herkunft, die Religion oder Konfession werde nicht geachtet.

„Ich weiß, dass es vielen Leuten schwerfällt, diesen Schritt zu machen und zum „Haus der Kirche“ zu kommen, doch sie würden sofort sehen, dass es bei uns anders läuft, als sie denken“, erklärt Eilers-Kamarys. Das Thema Kirche sei ihrer Meinung heute nicht ganz einfach, daher verstehe sie die Zurückhaltung vieler Menschen. „Die Kirche wird hier zwar im Haus gelebt, in den Gruppen ist das jedoch gar kein Thema. Hier geht es nur um das Zusammenkommen“, versichert Kerstin Eilers-Kamarys. Die Ideen für die Gruppen würden meistens von den Ehrenamtlichen selbst stammen. „Ich komme oft mit Menschen ins Gespräch, die mir von ihren Hobbys sowie dem Interesse an einem Ehrenamt erzählen.

Herzensprojekt

Diesen Menschen biete ich einen Raum und die Möglichkeit, sich dort auszuleben. So entstehen die meisten Projekte“, erzählt die Projektkoordinatorin begeistert. Dabei sei sie nicht nur dankbar für die Räume, die sie von der Gemeinde zur Verfügung gestellt bekommt, sondern auch über jede Kooperation, die ihr weitere Türen öffne. „Es ist ein Geben und Nehmen, die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und vielen Institutionen in Bad Harzburg läuft gut“, teilt sie mit.

Ihr aktuelles Herzensprojekt sei das „LeseLand“, welches sie gemeinsam mit der ehrenamtlich engagierten Brigitte Lohmann ins Leben gerufen hat und von zwei weiteren Ehrenamtlichen sowie Bufdi Emma Gwendolin Wegner betreut wird. Gestartet ist der Kurs am 20. November, er wird jeden ersten und dritten Montag im Monat von 16.30 bis 17.30 Uhr angeboten.

Gegenseitig vorlesen

„Wir wollen Kindern und Müttern die Möglichkeit geben, sich hier im Mehrgenerationenhaus gegenseitig vorzulesen“, erklärt Lohmann. Dazu arbeiten sie mit der Bücherei zusammen, die ihnen bereits mehrere Bücher zur Verfügung gestellt habe. Die Bücher seien für die erste bis vierte Klasse, das Angebot gelte für Kinder von fünf bis zwölf Jahren sowie deren Mütter.

„Wir haben mitbekommen, dass die Lesekompetenz der Schüler immer mehr abnimmt“, nennt Eilers-Kamarys einen der Gründe für die Entstehung des Projektes. Es bereite ihr große Sorge, dass die Leseschwäche immer mehr zunehme, und das auch bei deutschen Kindern. Die Ziele der Frauen seien, mit dem Kurs die Sprache und das Lesen der Kinder und auch Mütter zu verbessern. Auch die deutsche Sprache solle so besser erlernt werden und dadurch eine bessere Integration von Kindern mit Migrationshintergrund ermöglicht werden. Die Tatsache, dass Kinder und ihre Mütter gemeinsam lesen, soll laut Lohmann die Hemmschwelle senken und zusätzlich zu einem Mitziehen und Motivieren auf beiden Seiten führen.

Ohne Anmeldung

Aller Anfang ist schwer: Am ersten Termin, 20. November, habe niemand den Kurs besucht. Bereits im Vorhinein war den Frauen klar, dass das passieren kann. „Wir sind zuversichtlich. Die Sache muss erst wachsen“, erklärt Eilers-Kamarys. Die Kurs-Betreuer würden nun auf Mund-Propaganda hoffen und mehr auf die Verbreitung der Flyer setzen. Auch weitere Kooperationen sind laut Eilers-Kamarys nicht ausgeschlossen. Die Bad Harzburger seien von der Idee begeistert gewesen und auch die Bücherei biete weitere Unterstützung an, ein Besuch der Stadtbücherei im kommenden Jahr sei in Planung. Für den Kurs benötige man keine Anmeldung und ein Besuch setze nicht voraus, dass man die anderen Lese-Tage auch kommen muss.

In unregelmäßigen Abständen wird die GZ in nächster Zeit die vielen Projekte im Mehrgenerationenhaus detaillierter vorstellen.

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