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Eiserne Hochzeit in Langelsheim

Liebe ist... ihr Türen ans Bett zu tragen

Eva (90) und Manfred Kreie (87) feiern heute ihre Eiserne Hochzeit. Foto: Hartmann

Eva (90) und Manfred Kreie (87) feiern heute ihre Eiserne Hochzeit. Foto: Hartmann

Eva und Manfred Kreie sind seit 65 Jahren ein Paar und feiern am Dienstag ihre Eiserne Hochzeit. Auch ein Schlaganfall konnte sie nicht trennen. Man kann auch im Rollstuhl den Berg Sinai besuchen. Oder statt Blumen Türen ans Krankenbett bringen.

Von Petra Hartmann Dienstag, 06.06.2023, 08:00 Uhr

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Langelsheim. Ein Paar, das eisern zusammenhält: Eva und Manfred Kreie aus Langelsheim sind bereits seit 65 Jahren verheiratet und feiern heute mit Sohn, Enkeln, Urenkeln und Patchwork-Kindern ihre Eiserne Hochzeit. Kennengelernt hatten sie sich beim Volkstanz. Inzwischen schweben beide nicht mehr ganz so unbeschwert übers Parkett. Doch trotz Schlaganfall und Rollator: Die beiden sind füreinander da.

Das Ehepaar wohnt noch immer in Manfred Kreies Elternhaus. Dort, wo sie vor 65 Jahren ihre Hochzeit feierten. Mit selbst gebackenem Blechkuchen, mit Manfreds Plesshorngruppe und Feuerwehrmusik und der Kapelle aus Herzog Juliushütte.

Im Pferdewagen aus Breslau geflohen

Doch während er ein „Alteingesessener“ ist, kam sie von weit her: Mit Großeltern, Mutter, Tante und Geschwistern flüchtete die junge Frau nach dem Krieg im Pferdewagen aus Breslau. Der erste Versuch scheiterte an der tschechischen Grenze, erst bei der zweiten Flucht gelangten sie nach Langelsheim, wo bereits Verwandte wohnten. Der Vater landete zunächst in der Nähe von Leipzig, erst später konnte er aus der DDR nach Langelsheim flüchten.

Die 1933 geborene Eva Kreie machte ihre Lehre als Bürokauffrau im Radiogeschäft Scheufler und arbeitete später bei den Greifwerken. Ihren Mann lernte sie durch die Volkstanz-Gruppe der Falken, der Sozialistischen Jugend Deutschlands, kennen. Es ging nicht nur ums Tanzen: „Wir haben uns einmal im Monat getroffen, haben gesungen und erzählt, Ausflüge gemacht“, erzählt Manfred Kreie. Er schwärmt noch vom Haus der Falken in Wolfenbüttel, von den Zeltlagern. War es Liebe auf den ersten Blick? Er schüttelt bedächtig den Kopf. „Das hat sich entwickelt“, sagt er langsam. „Aber dann fest“, fügt sie hinzu. Manfred Kreie, Jahrgang 1935, ist gelernter Mauer und wurde später Ingenieur für Verfahrenstechnik. Zuletzt hat er beim PPM gearbeitet. Er engagierte sich im Ring deutscher Bergingenieure und war langjähriger Vorsitzender der Bezirksgruppe Oker.

Ein Haus als Hobby

Dass er sich auf seine Eva verlassen konnte, war immer klar. Etwa, als er während des Studiums ein Praktikum in Jugoslawien absolvierte, und sie zu Hause mit Sohn Andreas allein die Stellung halten musste. So war es auch für ihn keine Frage, dass er zu ihr halten musste, als sie im Jahr 1996 einen Schlaganfall erlitt. Er kündigte seine Stelle, konnte ein halbes Jahr später dank eines menschlichen Beamten im Arbeitsamt in den Ruhestand gehen und kümmert sich seitdem um seine Frau – und um das Haus, sein großes „Hobby“. Als sie in Seesen im Krankenhaus lag, war er gerade dabei, das Bad zu renovieren. Und alles wurde detailliert besprochen, auch wenn seine Frau fest im Klinikbett lag oder aufgrund ihres Sprachverlustes nur sehr eingeschränkt mitreden konnte. Andere bringen Blumen mit ans Krankenbett. Manfred Kreie schleppte Türen aus dem Baumarkt in die Klinik, damit seine Frau sie aussuchen konnte. Auch Tapetenbücher brachte er ihr mit, und sie beratschlagten über die Muster.

Weit gereist

Der gelernte Maurer hat in den vergangenen Jahrzehnten alles selbst renoviert und gebaut: eine neue Garage, ein Gartenhaus, das neue Pflaster auf dem Hof, den Ofen. Reiselustig waren beide immer. Zur Silberhochzeit ging es nach Paris. Auch später, nach dem Schlaganfall, waren weite Reisen möglich. Das Paar schwärmt von Fahrten nach Agadir und Djerba und davon, „wie die Sonne über dem Sinai aufgeht“. Ja, mit dem Rollstuhl sei es möglich. Im Hotel sei sie sehr fürsorglich bedient worden, erinnert Eva Kreie sich. Und Angst habe sie überhaupt nicht gehabt. Nur hinauf auf den Berg, auf dem Moses die Zehn Gebote empfangen haben soll, habe sie leider nicht mitkommen können. Inzwischen hat das Paar ruhigere Beschäftigungen. Einmal am Tag eine Stunde Kartenspielen – Skip-bo – muss sein. Um Evas kognitive Fähigkeiten zu trainieren, betont Manfred. Heute wird gefeiert. Das eiserne Ehepaar bekommt Besuch von 14 Mitgliedern der Patchwork-Familie, Sohn, Enkelkinder, angeheiratete Enkel und Urenkelkinder kommen.

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