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Starkregen und Gewitter

„Lambert“ hält die Region in Atem – Goslar bleibt verschont

Goslar blieb weitestgehend verschont. Foto: Sowa

Goslar blieb weitestgehend verschont. Foto: Sowa

Umgestürzte Bäume, überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller und die Vermisstensuche nach einem Kind in einem Fluss hielten die Einsatzkräfte in der Region am späten Abend in Atem. Der Landkreis Goslar blieb weitestgehend vom Unwetter verschont.

Freitag, 23.06.2023, 08:08 Uhr

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Landkreis. Die Feuerwehren im Landkreis Goslar waren alarmiert und vorbereitet, als gestern Abend das bereits groß angekündigte Tief „Lambert“ über Deutschland fegte.

Den eher ruhigen Part hatten wohl die Wehren in den niedrigeren Lagen des Landkreises Goslar. Der Bahnverkehr ruhte jedoch zwischenzeitlich in Richtung Braunschweig – diese Region hatte es härter erwischt. Auch am Freitagmorgen sind die Feuerwehren noch immer im Einsatz. Überflutete Keller und Straßen voller Schlamm zählen in den nördlichen Randgebieten des Landkreises Goslar zu den Haupteinsätzen der Einsatzkräfte. 

Ein Überblick auf den Unwetter-Abend in der Region

Sowohl in Bad Harzburg als auch in Goslar gab es am Abend keine nennenswerten Einsätze. „Wenn wir ganz penibel rechnen, kommen wir auf insgesamt fünf wetterbedingte Einsätze. Davon fallen drei auf herausgespülte Gullys zurück. Dennoch hatten wir uns auf das Schlimmste vorbereitet und haben wirklich großes Glück gehabt“, sagt Michel Langlotz, Pressesprecher der Feuerwehr Goslar, am Freitagmorgen erleichtert. Auch wenn sich die Wetterlage zwischenzeitlich beruhigt hatte, hielten sich die Feuerwehrkräfte für die weiteren Stunden bereit, um im Notfall schnell handeln zu können. Im Oberharz gab es neben überschwemmten Straßen auch mehrere umgestürzte Bäume, die es galt, von den Fahrbahnen zu räumen. In Braunlage stand die Lautenberger Straße zehn Zentimeter tief unter Wasser. Die Feuerwehr musste einige verstopfte Gullys wieder freimachen.

Vorbereitet auf die Wetterlage - nachdem die erste größere Regenfront über den Landkreis und die Stadt gezogen war, blieb die Führungsstruktur und einzelne Fahrzeuge für mögliche wetterbedingte Einsätze auf der Feuerwache in Bereitschaft. Foto: Feuerwehr Bad Harzburg

Vorbereitet auf die Wetterlage - nachdem die erste größere Regenfront über den Landkreis und die Stadt gezogen war, blieb die Führungsstruktur und einzelne Fahrzeuge für mögliche wetterbedingte Einsätze auf der Feuerwache in Bereitschaft. Foto: Feuerwehr Bad Harzburg

Im Nordharz war die Lage laut den Ortswehren entspannt. Nur in Liebenburg behinderte ein umgestürzter Baum die Weiterfahrt in der Straße Lehmkuhle. Und auf der B 82, kurz vor der Autobahnauffahrt Rhüden, hatte sich ein Sturzbach gebildet, mit dem Autofahrer zu kämpfen hatten.

Braunlage ist glimpflich davon gekommen. Die Lauterberger Straße stand laut Stadtbrandmeister Hans Ervenich zehn Zentimeter tief unter Wsser, sodass die Feuerwehr einige verstopfte Gullys wieder freimachen musste, und dann floss das Wasser ab. Foto: Eggers

Braunlage ist glimpflich davon gekommen. Die Lauterberger Straße stand laut Stadtbrandmeister Hans Ervenich zehn Zentimeter tief unter Wsser, sodass die Feuerwehr einige verstopfte Gullys wieder freimachen musste, und dann floss das Wasser ab. Foto: Eggers

Nahezu alle Ortsfeuerwehren aus dem Stadtgebiet Salzgitters waren in den Abendstunden im Einsatz. Wie Martin Kröhl von der Berufsfeuerwehr Salzgitter am Freitagmorgen gegenüber der GZ berichtet, haben sich die Einsätze zu 80 Prozent auf überflutete Straßen oder vollgelaufene Keller beschränkt. Auch das THW wurde alarmiert: „Das ist bei uns Standard. Die Kollegen verfügen über weitere Kräfte und Pumpen“, so der Berufsfeuerwehrmann. 

Gegen 19.15 Uhr wurden die Einsatzkräfte zu einer Vermisstensuche gerufen. Ein Hinweisgeber hatte der Polizei gemeldet, dass er einen etwa 9-jährigen Jungen mit einem roten T-Shirt treibend im Fluss Warne bei Salzgitter-Bad gesehen hatte. „Das Kind habe sich nach Angaben des Zeugen in einer hilflosen und sehr gefährlichen Situation befunden“, erklärt Matthias Pintak, Pressesprecher der Polizei Salzgitter, am späten Abend. Zeitnah wurden Feuerwehrkräfte, das THW, ein Großaufgebot der DLRG, die Johanniter Unfallhilfe mit geländegängigen Quads sowie Suchhunde der Malteser aus Braunschweig und Strömungstaucher eingesetzt – ohne Erfolg. „Bei einer gemeinsamen Suche im Flussverlauf, bei der auch Strömungsretter zum Einsatz kamen, konnten keine Anhaltspunkte erlangt werden, die auf ein gefährdetes Kind hingedeutet haben. Es wurde umfangreich zwischen Salzgitter-Bad in der Höhe des Tierheims bis zu einem Wehr hinter Groß Mahner abgesucht“, so Pintak. 

Die Suchmaßnahmen wurden nach erfolgter Absuche des Flussverlaufes sukzessive zurückgefahren und gegen 23 Uhr komplett eingestellt. 

Die GZ weiß: Mittlerweile zweifeln die Beamten an der Aussage des Zeugen. Bei der Polizei liegt derzeit keine Vermisstenanzeige vor und die Einsatzkräfte wissen, dass der Mann unter einer psychischen Erkrankung leidet. Bisher sind keine Suchmaßnahmen für den Freitag geplant. Dennoch bittet die Polizei Salzgitter Zeugen, sich zu melden, wenn sie ergänzende Angaben zu dem Sachverhalt machen können. 

Auch im Bereich um Osterode wütete „Lambert“ und brachte gleich mehrere Bäume zu Fall. Die Ortswehr musste gar aus einer vollgelaufenen Straßenunterführung einen Bus befreien. Kurze Zeit später wurden die Einsatzkräfte auf die Bundesstraße 243 gerufen. Wie die Polizei berichtet ist ein junger Fahranfänger gegen 20.30 Uhr auf die Schnellstraße aufgefahren und durch die Wassermassen ins Schleudern gekommen. Sein Pkw kollidierte mit der Leitplanke, er wurde nicht verletzt. Problematisch wurde der Einsatz dennoch. Der Starkregen spülte die ausgelaufenen Betriebsstoffe rasant weg, sodass sie zuerst nicht gebunden werden konnten. 

Im Landkreis Harz gibt es durch das Unwetter zahlreiche vollgelaufene Keller. Die Integrierte Leitstelle Harz sprach am Freitagmorgen von insgesamt 228 Einsätzen. Die Anrufe sollen minütlich in der Leitstelle eingegangen sein. Besonders Starkregen und Hagel haben die Einsatzkräfte der Feuerwehren in Atem gehalten, heißt es. Weiterer Einsatzschwerpunkt neben den vollgelaufenen Kellern seien Bäume auf Straßen. Ein dpa-Reporter berichtete außerdem von Überflutungen.

„Schwerpunkte waren die Städte Blankenburg, Halberstadt, Oberharz am Brocken, Osterwieck, Thale und Wernigerode.“  Der Landkreis Harz hatte sich nach eigenen Angaben auf das Unwetter bestmöglich vorbereitet. In der Rettungsleitstelle seien mehr Plätze als üblich besetzt gewesen, um die eingehenden Anrufe schnellstmöglich bearbeiten zu können.

Eine Frau fährt nach einem Unwetter mit Starkregen mit ihrem Fahrrad über eine überflutete Straße in einem Gewerbegebiet in Blankenburg. Foto: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Eine Frau fährt nach einem Unwetter mit Starkregen mit ihrem Fahrrad über eine überflutete Straße in einem Gewerbegebiet in Blankenburg. Foto: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Im Nachbarlandkreis Wolfenbüttel war die Lage angespannt: Die Einsatzkräfte eilten dort von einem Einsatzort zum nächsten – Wasser im Keller sei der Haupteinsatzgrund gewesen, aber auch Baum- und Sturmschäden gehörten zu den Einsätzen, teilte Stadtsprecher Raedlein mit.

Alle Hände voll zu tun hatten auch die Braunschweiger Wehren. Der starke Regen hatte zur Folge, dass in der Löwenstadt diverse Straßen überschwemmt wurden, etwa an der Langen Straße, aber auch im östlichen Ringgebiet. Autokennzeichen trieben durch die Straßen, entnervte Menschen fürchteten um Autos und Keller. Der Straßenbahnverkehr in der Innenstadt musste eingestellt werden, knietief standen die Menschen am Rathaus im Wasser. Der Altewiekring wurde komplett überschwemmt. Die Feuerwehr verzeichnete bis 20.30 Uhr rund 1600 wetterbedingte Notrufe und 340 Einsätze.

Einsatzkräfte der Feuerwehr arbeiten in der Nacht in einer mit Regenwasser vollgelaufenen Tiefgarage. Die Unwetter sorgten in Braunschweig für zahlreiche Einsätze. Foto: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

Einsatzkräfte der Feuerwehr arbeiten in der Nacht in einer mit Regenwasser vollgelaufenen Tiefgarage. Die Unwetter sorgten in Braunschweig für zahlreiche Einsätze. Foto: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

Wie geht es weiter mit dem Wetter?

Blitz und Donner sorgten mancherorts in der Nacht zum Freitag für einen unruhigen Schlaf. Entwarnung gab der DWD aber auch für Freitag noch nicht – wenngleich die Unwetter langsam abziehen. Für den Nordwesten Deutschlands und Mecklenburg warnte der Wetterdienst am Freitagmorgen vor „teils heftigem, mehrstündigem Starkregen“ mit Regenmengen zwischen 30 und 90 Litern pro Quadratmeter.

Das Tief wandere im Tagesverlauf langsam nach Polen, wobei die schwülwarme Luft durch kühlere ersetzt wird. Der Regen zieht dann ab nachmittags und abends allmählich ebenfalls ostwärts ab. In der Nacht zum Samstag seien dann „wahrscheinlich keine Warnungen mehr erforderlich“.

Dieser Artikel wird aktualisiert.

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