Künstlerinnen zeigen in Braunlage ihre Position zum Jugendstil

Mehr als 50 Besucher begrüßt Johannes Barner zur Eröffnung der Kunstausstellung „Ornament und Materie“ im Sanatorium, das sich mit einer Fotoausstellung beteiligt. Foto: Eggers
Neun Künstlerinnen aus Berlin zeigen noch bis 9. September in den Räumen des Sanatoriums Dr. Barner in Braunlage in einer Ausstellung ihre Postition zum Jugendstil. Das Interesse ist groß. Zur Vernissage kamen jetzt mehr als 50 Besucher.
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Braunlage. Das Sanatorium Dr. Barner öffnet sich wieder der Öffentlichkeit. Drei Jahre hatte sich die Einrichtung wegen der Corona-Krise zurückgezogen, jetzt gibt es wieder jeden Samstag Führungen durch dieses einzigartige Jugendstilbaudenkmal und Konzerte. Mit einer Ausstellung von sieben Berliner Künstlerinnen will das Sanatorium zudem wieder an den künstlerischen Anspruch anknüpfen, sagte Geschäftsführer Johannes Barner bei der Eröffnung.
Anspruch des Jugendstils sei die künstlerische Bearbeitung aller Alltagsgegenstände im Sinne eines allumfassenden Gesamtkunstwerks, führte Johannes Barner weiter aus. „Die uns umgebende Materie wird bearbeitet und kostbar inszeniert, aber auch alles Immaterielle wird zur Kunst erklärt“, sagte er.
Frauenbilder im Fokus

Ein mehr als 100 Jahre alter Zahnputzbecher, den Albin Müller gestaltet hat, nutzt Uli Aigner als Vorlage für ihre Trinkgefäße. Foto: Eggers
Diese Ausstellung im Sanatorium ist Bestandteil eines deutsch-niederländischen Projektes, bei dem Frauenbilder im Jugendstil im Mittelpunkt stehen. Unter der Rubrik „Göttinnen des Jugendstils“ sind weitere Exponate dazu im Braunschweiger Landesmuseum zu sehen. Sie wird finanziell gefördert von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung.
Die Berliner Künstlerinnen Uli Aigner, Lindy Annis, Heike Baranowsky, Veronika Kellndorfer, Inken Reinert, Eva-Maria Schön und Barbara Steppe stellen ihre Werke aus und präsentieren damit zeitgenössische Positionen zum Jugendstil-Sanatorium. Weiter ist auch die Ausstellung „Frauen im Sanatorium Dr Barner 1900 bis 2023“ zu sehen.

Lindy Annis (rechts) stellt ihre Künstlerkolleginnen Heike Baranowsky, Barbara Steppe, Inken Reinert, Eva-Maria Schön und Uli Aigner (von links) vor. Nicht dabei ist Veronika Kellndorfer. Foto: Eggers
Bereits seit 2014 fertigt Uli Aigner Trinkgefäße. Unter der Rubrik „Projekt One Million“ will sie bis zu ihrem Lebensende eine Million Trinkgefäße aus Porzellan fertigen. „Ich bin gerade bei Nummer 8245“, teilt sie auf GZ-Anfrage mit. Für die Ausstellung in Braunlage nutzte sie als Vorlage einen Zahnputzbecher, den Albin Müller vor mehr als 100 Jahren gestaltet hat. „Er kann gut als Multifunktionsbecher genutzt werden“, meint die Künstlerin. Insgesamt hat das Sanatorium noch vier dieser Zahnputzbecher. „Aber alle haben eine leichte Macke“, sagt Andreas Barner, der Bruder des Geschäftsführers.
Bis zum 9. September
Lindy Annis zeigt im Wandelgang die Verwandlung der zerfressenden Borkenkäferrinde in Porzellan, Heike Baranowsky im medizinischen Flur einen goldenen Luftballon, Veronika Kellndorfer im Musiksaal eine runde Glasscheibe, in der eine andere Welt erscheint, Inken Reinert im Wandelgang die zerlegte Möbelwelt der DDR, die zu etwas anderem wieder zusammengesetzt wird, Eva-Maria Schön im medizinischen Flur den in einem Farbstoß festgehaltenen flüchtigen Atem und Barbara Steppe im Arzt-Wartezimmer einen Entwurf für eine Wandgestaltung mit dem sich unendlich wiederholendem Wort „Zeit“. Die Ausstellung läuft noch bis Samstag, 9. September, in den Räumen des Sanatoriums.
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