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Mordfälle in Salzgitter

Krimilesung in Goslar dreht sich um einen abgeschlagenen Kopf

Viel zu tun: Krimi-Autor Hans-Martin Gutmann signiert seine Bücher.  Foto: Hartmann

Viel zu tun: Krimi-Autor Hans-Martin Gutmann signiert seine Bücher. Foto: Hartmann

Am Mittwoch war Krimiautor Hans-Martin Gutmann zu Gast bei den Frankenberger Winterabenden. Rund 120 Zuhörer lauschten dem gebürtigen Goslarer, der aus seinem Buch „Wendewölfe“ vorlas. Aber auch musikalisch konnte Gutmann das Publikum unterhalten. 

Von Petra Hartmann Freitag, 16.12.2022, 09:00 Uhr

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Goslar. Pastor Lukas Bentorff steht im Pfarrgarten und würgt seine Mittagspizza hervor. Eigentlich wollte er nur nachschauen, wo seine Katze sich die blutige Schnauze geholt hat. Und dann entdeckt er den abgeschlagenen Kopf auf dem Rasen. Herrenausstatter Hermann Mosbach ist nicht mehr imstande, einen Anzug zu tragen. Und der Pastor kann auf die Frage der Kriminalpolizistin, ob er selbst irgendwelche Spuren am Tatort hinterlassen hat, nur stumm auf das Häuflein Mageninhalt neben dem Kopf deuten.

Krimiautor Hans-Martin Gutmann war am Mittwochabend zu Gast bei den Frankenberger Winterabenden und las aus seinem Buch „Wendewölfe“. Ein absolutes Heimspiel für den gebürtigen Goslarer und bekennenden Immenröder, obwohl er schon lange in Hamburg lebt und dort bis zu seiner Emeritierung Theologieprofessor war. Rund 120 Zuhörer waren zur Lesung in die Frankenberger Kirche gekommen, darunter viele Immenröder, ehemalige Mitschüler und sein alter Lateinlehrer Dr.Wolfgang Richnow aus der Zeit am Ratsgymnasium, was den Autor, wie er zugab, im Vorfeld etwas nervös gemacht hatte.

Doch beim Vorlesen war von Nervosität nichts zu spüren. Erst recht nicht, als Gutmann sich ans Klavier setzte und mit kirchlichen und jazzigen Liedern zeigte, dass er seit seiner Zeit als Pianist der Goslarer Kultband Scalloway nichts verlernt hatte. Die Bandbreite reichte vom klassischen Weihnachtslied „Es kommt ein Schiff geladen“ bis zu „The Windup“ von Keith Jarrett.

Erster von vier Krimis

„Wendewölfe“ ist der erste Band einer vierteiligen Krimireihe über einen Pastor aus dem Salzgittergebiet, der in seinen beiden Dörfern Klein und Groß Samtleben immer wieder in Mordfälle hineingezogen wird. Eigene Erfahrungen über den Alltag im Pfarrhaus, als er selbst Seelsorger in Groß und Klein Elbe war, seien durchaus eingeflossen, verrät der Autor. Und auch die beiden verfeindeten Karnevalsvereine, deren Zwistigkeiten sich als Running Gag durch die Bentorff-Tetralogie ziehen, hätten durchaus ein reales Vorbild, allerdings habe er sie für das Buch „etwas radikalisiert“.

Ein großes Thema des Vierteilers ist die Wiedervereinigung, vor allem geht Gutmann der Frage nach, wie der extreme Nationalismus und die Gewaltbereitschaft in der ehemaligen DDR entstehen und wachsen konnten. Sein Held Bentorff kommt den neuen Nazis näher, als gut für ihn ist, als er zusammengeschlagen und ins südliche Thüringen entführt wird. Zu seinem Glück ist Bentorff ähnlich musikalisch wie sein Autor und kann als Tubaspieler einer örtlichen Kapelle untertauchen, wenn auch mit etwas reduziertem Zahnbestand.

Doch auch nach seiner Rückkehr in den Westen kann Bentorff nicht aufatmen. Nicht nur, dass die Kripo inzwischen gegen ihn wegen des Mordes ermittelt, nein, nicht einmal im vorweihnachtlichen Mitternachtsgottesdienst kann der Pastor sich sicher fühlen.

Blutige Axt im Altarraum

Zum dramatischen Finale lässt Gutmann plötzlich den intellektuell eingeschränkten Sohn des Ermordeten mit einer blutigen Axt vor dem Altar auftauchen. „Und wie es ausgeht – müssen Sie selber lesen“, meinte er schließlich augenzwinkernd mit Hinweis auf den Büchertisch. Eine Aufforderung, der die Besucher nur allzu gern nachkamen. Die Bücher „Wendewölfe“, „Wendehälse“, „Wendeblues“ und „Wendegier“ seien weggegangen „wie heißer Glühwein“, so das Fazit von Pfarrer i.R. Reinhard Guischard, Mitorganisator der Winterabende. „Es sind mehr Bücher verkauft worden als bei Wolfgang Kubicki.“

Die Reihe Frankenberger Winterabende wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Am Dienstag, 24. Januar, spricht der Literatur- und Kulturwissenschaftler Prof. Wolfgang Müller-Funk über „Macht, Wahrheit und Wirkung des Narrativen.

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