Keinen Bock auf Fußball zur Winter-WM in der Wüste

Public-Viewing-Veranstaltungen wie an der Kaiserpfalz wird es dieses Jahr nicht geben. Archivfoto: Uwe Epping
Stell Dir vor, es ist Fußball-WM und kein Mensch hat Lust drauf. Eigentlich undenkbar, doch 2022 ist alles anders. Morgen beginnt die WM in Katar, von Euphorie und Vorfreude ist in Goslar nichts zu spüren. Großes Rudelschauen wird es nicht geben.
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„Für uns kommt Public Viewing nicht infrage, aus wirtschaftlicher Sicht, aber auch aus persönlichen Gründen“, sagt Cineplex-Chef Florian Wildmann, der in der Vergangenheit die WM- und EM-Spiele der deutschen Mannschaft auf einer großen Leinwand bei der Sommerpfalz gezeigt hatte. „Die Menschenrechte in Katar, die Energiekrise, die Leute haben zurzeit glaube ich andere Probleme. Abgesehen davon verlangt die FIFA auch eine ordentliche Summe, wenn wir Spiele zeigen würden mit mehr als 1000 Zuschauern. Ich persönlich habe eigentlich auch keinen Drang, mir die Spiele anzusehen“, räumt Wildmann freimütig ein.
Doch eine Chance?
Springt jetzt Heiko Rataj ein, der auch schon Public Viewing unter anderem bei der deutschen Heim-WM 2006 in Bad Harzburg anbot? „Auf keinen Fall bei dieser WM in Katar. Es geht da zum einen um Menschenrechte, außerdem ist das für mich eine reine Komerz-Veranstaltung. Fußball gehört uns doch eigentlich allen und nicht nur einer Handvoll Funktionären.“ Rataj hätte sich ein politisches Zeichen gewünscht: „Eigentlich hätte die Nationalmannschaft die WM boykottieren müssen.“
Und wie sieht es in der Innenstadt aus? Multi-Gastronom Alexander Scharf wird keine Spiele in seinen Lokalitäten Schiefer, Tims oder Wildfang zeigen: „Wir haben keine Lust auf diese Doppelmoral und kümmern uns lieber um das Thema Nachhaltigkeit in unseren Restaurants.“ Und Scharf persönlich? „Die Lust auf diese WM tendiert momentan gegen null.“
Definitiver Boykott
Eine klare Linie fährt auch Silke Paul von Brumbys Restaurant: „Abgesehen davon, dass wir momentan keine technische Ausstattung haben, um Spiele zu zeigen, werde ich diese WM persönlich, aber auch geschäftlich ignorieren. Was da in Katar abgeht, ist ein Unding.“
Gibt es denn im Rigoletto, der Tifosi-Hochburg der Kaiserstadt, Fußball zu sehen? „Allein, dass Italien nicht dabei ist, wäre ein Grund, keine Fußballspiele zu zeigen“, scherzt Alessandro Carozzo und fügt an: „Jetzt im Ernst, diese WM lässt uns ziemlich kalt, auch wegen Katar. In unserer Fußball-Clique reden wir nicht über die WM, sondern über Bayern, Dortmund oder Gladbach. Zur Not hätten wir aber einen Fernseher da.“ Carsten Hankel von der Butterhanne zeigt keine Spiele: „Hierfür gibt es allerdings nur einen Grund und das sind die ungünstigen Anstoßzeiten.“
Etwas geht doch
Zwei hat die GZ aber dann doch gefunden: Odin Paul will in seinem Brauhaus die deutschen Spiele zeigen: „Wir werden sehen, Voranmeldungen gibt es keine. Ich persönlicher spüre keine Euphorie“, sagt Paul.
Eine kleine Fußball-Oase gibt es dann doch: Im Celtic Inn werden alle WM-Spiele gezeigt. „Wir finden auch nicht gut, was in Katar abläuft. Bei uns spielen aber wirtschaftliche Gründe eine Rolle“, sagt Gastronom Michael Goebel und betont, dass man sich besser Plätze vorreservieren sollte.