Kälte und Nässe sorgen für späte Rübenaussaat

Trockenes, sonniges Wetter ist in diesem Frühjahr die Ausnahme: Die Witterungsbedingungen sorgen 2023 dafür, dass die Rübenanbauer mit der Aussaat später dran sind als in früheren Jahren. Foto: Zuckerrübenanbauerverbandes Niedersachsen-Mitte
Die Rübenaussaat ist in diesem Jahr später als die Jahre zuvor, aber wohl noch rechtzeitig. Die Frühjahrsniederschläge haben vielerorts zu Verzögerungen geführt und auch die volle Blüte der Rapsfelder lässt auf sich warten.
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Nordharz. So ein Wetter gab es in jüngerer Vergangenheit nicht: März und April präsentieren sich in diesem Jahr feucht und kühl. Das hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Nordharz. Denn der Regen ist gut und wichtig, dennoch fehlt etwas.
Die Frühjahrsniederschläge haben vielerorts die Rübenaussaat verzögert. „Mit Aussaaten Mitte April sind unsere Landwirte witterungsbedingt später dran als üblich“, wird der Geschäftsführer des Zuckerrübenanbauerverbandes Niedersachsen-Mitte, Dr. Clemens Becker, in einer Pressemitteilung seines Verbands zitiert. Ende März seien zwar im nördlichen Harzvorland schon erste Rüben gedrillt worden, „aber die quälen sich jetzt gerade erst heraus“, berichtet Goslars Kreislandwirt Christian Scherb.
Entscheidung im Sommer
„Aber wenn der Boden sich jetzt schnell erwärmt, können sich die Zuckerrüben noch gut entwickeln“, so Becker. Die gefallenen Niederschläge hätten den trockenen Unterboden zumindest teilweise aufgefüllt. Die Zuckerrübe als tief wurzelnde Pflanze könne im Laufe des Jahres auf das im Boden gespeicherte Wasser zurückgreifen. „Entscheidend für einen guten Zuckerertrag sind ohnehin ausreichende Niederschläge im Sommer und im Idealfall ein Spätsommer mit hoher Sonneneinstrahlung“, so Becker.
Beim Rübenanbau setzen die heimischen Bauern übrigens auf Kontinuität: Die Rübenfläche bleibt gegenüber dem Vorjahr etwa konstant. „Gerade in dieser sicherheitspolitisch angespannten Zeit leisten die Landwirte auch mit dem Zuckerrübenanbau einen wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln“, heißt es in der Mitteilung des Verbands. Die jetzt ausgesäten Rüben werden nach der Ernte von September an bis in den Januar hinein kontinuierlich an die Zuckerfabriken geliefert und sichern die Zuckerversorgung von Verbrauchern in Norddeutschland.
Mais will durchstarten
Außerdem werden parallel aus den entzuckerten Rübenschnitzeln hochwertige Futtermittel erzeugt. Beim Verarbeitungsprozess der Rüben in den heimischen Zuckerfabriken fällt auch ein Kalkdünger an, der von den Landwirten zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit genutzt wird. Und wie sieht es mit den anderen Feldfrüchten aus, deren Saat jetzt eigentlich in die Erde kommt oder deren Farbenpracht normalerweise Ende April die Landschaft bestimmt?
„Die Maisaussaat beginnt jetzt erst. Der Mais braucht nachhaltig Bodentemperaturen von 10 bis 15 Grad Celsius“, erklärt Ralph Behrens vom Verein Landberatung Nordharz. „Denn der Mais mag es nicht, gedrillt zu werden und dann im kalten Boden verharren zu müssen – der Mais muss durchstarten können“, beschreibt Behrens. Ansonsten sorgen die kühlen Temperaturen auch dafür, dass die Rapsblüte auf sich warten lässt. „Der Raps blüht dieses Jahr sehr verzögert“, bestätigt Behrens entsprechende Beobachtungen. Er rechnet damit, dass vielleicht Mitte kommender Woche erst die ersten Felder in Vollblüte stehen werden.
„Normalerweise prahlt er“
Scherb schätzt, dass die Natur derzeit etwa vier Wochen hinterherhinkt – auch das macht er am Raps fest, der jetzt eigentlich in Vollblüte stehen würde. „Normalerweise prahlt der um diese Jahreszeit richtig mit seinem leuchtenden Gelb auf dem Feld, aber davon sind wir derzeit weit weg“, so der Kreislandwirt, der vom kältesten April seit Jahren spricht.
Insgesamt, so Behrens, „haben wir in diesem Jahr ein Frühjahr, wie schon lange nicht mehr.“ Das macht er nicht nur an der Kälte, sondern an den Regenmengen fest, die gut für die Böden nach den Dürrejahren sind. Beispiel des Liebenburgers ist seine eigene Wetterstation: „Seit Jahresanfang registrierte ich 235 Millimeter Niederschlag. Auf den März entfielen dabei 95 Millimeter. Zum Vergleich: 2022 waren es im März nur 8 Millimeter. Wir haben 2023 völlig andere Bedingungen.“ Die Bodenfeuchte ist also da: „Jetzt wünschen wir uns Wärme.“ Was dieses Frühjahr für die Ernte bedeutet, da will sich Scherb nicht festlegen: „Es wird spannend.“