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Unterwegs mit dem Nachtwächter

Hornburgs Stadthistorie in hellen und in dunklen Zeiten

Das Dammtor ist das einzig Erhaltene von einstmals fünf Hornburger Stadttoren. Die Gäste lauschen konzentriert Herbert Grünhages Berichten und Anekdoten aus längst vergangenen Tagen. Foto: Hohaus

Das Dammtor ist das einzig Erhaltene von einstmals fünf Hornburger Stadttoren. Die Gäste lauschen konzentriert Herbert Grünhages Berichten und Anekdoten aus längst vergangenen Tagen. Foto: Hohaus

Immer wieder interessant ist eine besondere Führung durch die Fachwerkstadt Hornburg. Die GZ hat Herbert Grünhage begleitet, der in Nachtwächterkluft Gästen und Einheimischen die Stadthistorie beim abendlichen Gang durch das Gassengewirr erklärt.

Von Helmut Hohaus Mittwoch, 19.07.2023, 09:00 Uhr

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Hornburg. Es war nur eine kleine Gruppe, die den Hornburger Nachtwächter Herbert Grünhage auf seinen abendlichen Rundgang durch die Hopfen- und Fachwerkstadt im nördlichen Harzvorland begleiten wollten. Das Schauerwetter passte wohl nicht für einige Gäste.

Grünhage war von Braunschweig nach Hornburg umgezogen und machte dann eine Ausbildung zum Stadtführer. Nun führt er schon seit 15Jahren Gäste durch die historische Fachwerkstadt. Vor dem Rundgang berichtete er über Hornburgs Geschichte. So hatte der Ort, der 994 erstmals urkundlich erwähnt wurde, die Stadtrechte im Mittelalter erhalten. Damals wohnten 4000 Menschen in ihren Mauern, damit war Hornburg größer als Wolfenbüttel. Heute hat die Hornburg etwa 2500 Einwohner.

Dasein als Grenzstadt dauert Jahrhunderte

Hornburg war jahrhundertelang Grenzstadt: Im Mittelalter an der Grenze zum Hochstift Halberstadt. Und durch weitere Jahrhunderte bis 1941 als Grenzstadt der preußischen Provinz Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Hornburg bis zur Deutschen Wiedervereinigung am 3.Oktober 1990 nahe der Grenze zur DDR.

Herbert Grünhage. Foto: Hohaus

Herbert Grünhage. Foto: Hohaus

Mit Laterne, Horn und Hellebarde ausgestattet, führt der Nachtwächter durch die verwinkelten Gassen der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt. Bis 1956 hatte die Stadt den letzten Nachtwächter mit Polizeigewalt. Er musste Brände melden, Schließungen vornehmen und kontrollieren, ob das Bier ordentlich ausgeschenkt wird. Im Rathaus besichtigte die Gruppe die alte Gefängniszelle für Männer. Im ersten Stockwerk, neben dem heutigen Sitzungsaal, diente ein Raum als Frauengefängnis. Wieder vor dem Rathaus angekommen, blies Grünhage das Horn und verkündete, es habe acht Uhr geschlagen.

Natürlich sprach Grünhage auch darüber, dass Hornburg der Geburtsort von Papst Clemens II. ist, stellte die Marienkirche vor und erzählte von Mühlen und Braurechten in der Stadt.

Düsteres Kapitel der Geschichte: Anna Landmann als Hexe verbrannt 

In Hornburg gibt es heute noch rund 400 Häuser in der Altstadt mit Denkmalschutz, darunter das nach einem Brand 1970 wieder original aufgebaute Neidhammelhaus und der kürzlich wieder eröffnete Hopfenspeicher. Dort werden in Zukunft Studenten und Handwerker ausgebildet. Am Marktbrunnen berichtete Grünhage von einem düsteren Kapitel der Stadtgeschichte: Anna Landmann war für alle Hornburger da, gab gegen einen kleinen Obolus eine Unterkunft, Verpflegung und half vielen Menschen. 1597 wurde sie als vermeintliche Hexe bei lebendigem Leibe verbrannt, dort wo nun der Hydrant steht.

Der nächste öffentliche Nachtwächterrundgang ist am Samstag, 12. August. Treffpunkt ist um 20Uhr vor der Tourist-Information Hornburg.

 

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