Hochwasserschutz: Oker-Grane-Stollen „nur zweitbeste Lösung“

Beim Juli-Hochwasser 2017 tritt die Abzucht über die Ufer und richtet Millionenschäden in der Altstadt an. Archivfoto: Epping
Die am Freitag vom Bauausschuss befürwortete Erweiterung des Oker-Grane-Stollens halten die Goslarer Umweltverbände BUND und Nabu nur für die zweitbeste Lösung, wenn es um einen wirksamen Schutz der Altstadt vor Hochwasser geht. Sie üben Kritik.
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Goslar. Die beste Lösung bleibt laut Stellungnahme der Vorsitzenden Dr.Friedhart Knolle und Annett Jerke weiterhin der Umfluttunnel. Den hatte die Politik allerdings nach massiven Preissteigerungen schon für die Planungsphase aus Kostengründen früh verworfen.
Mit der jetzt favorisierten Lösung ergebe sich nur eine Teilwirksamkeit, weil nur Starkregen-Ereignisse südlich der Trasse des Oker-Grane-Stollens, der mitten durch den Goslarer Stadtforst verläuft, abgefangen werden könnten, schreiben Knolle und Jerke. Und dies gelinge auch nur, wenn das Stollenvolumen die nötige Aufnahmekapazität habe. Das neue Gutachten „Energie- und Wasserspeicher Harz“ stelle die Konfliktsituation dar, die sich aus der ebenfalls geplanten Erhöhung der Staumauer und des Wasserspiegels der Granetalsperre ergeben würde. Goslar habe mit dieser Planung nur einen erheblich reduzierten Schutz im Vergleich zur Lösung mit einem Umfluttunnel.
Keine neuen Stauseen
Knolle und Jerke lehnen zudem Staubauwerke in den Tälern (Wintertalbach, Gosetal) ab und sprechen sich ebenfalls gegen eine Erhöhung der Wasserentnahme aus. Nur Hochwasserspitzen dürfen aus der Gose entnommen werden. Da die Harzwasserwerke auf diesem Weg gewonnene Wasser-Zusatzmengen auf eigene Rechnung als Trinkwasser verkaufen könnten, sei eine Kostenbeteiligung der Stadt Goslar am Vorhaben sehr kritisch zu sehen.
Wehrmann scheitert mit Änderungsantrag
Auf alle diese Punkte hatte am Freitag im Bauausschuss wie berichtet bereits auch Henning Wehrmann (Bürgerliste) hingewiesen, der mit seinem Änderungsantrag allerdings gescheitert war. Im Gegensatz zu den Umweltverbänden betonte Bürgermeister Axel Siebe (CDU), dass der Hochwasserschutz im ureigenen Interesse der Stadt liege. Er sagte: „Wir sind doch diejenigen, die davon profitieren wollen.“ Die Harzwasserwerke würden sonst „an dieser Stelle gar nicht aufgraben“.
Die zögerliche Umsetzung beziehungsweise sogar das Aussetzen von Hochwasserschutz-Vorhaben wie dem Entlastungstunnel sind in Knolles und Jerkes Augen ein Problem „angesichts eines sich immer schneller verschärfenden Klimawandels mit Zunahme von Extremwetterereignissen“ Sie erinnern an das Hochwasser vom Juli 2017, als Teile von Bad Harzburg, Goslar, Ilsenburg und Wernigerode im Wasser versunken seien.
Im Überflutungsgebiet
Die Schäden im Stadtgebiet hätten 2017 zirka 31,1 Millionen Euro betragen. Nur ein Zufall? Die Antwort der Fachleute laute leider nein. Es sei ein Dauerthema, das die Menschen zunehmend beschäftigen werde. Gerade Goslar müsse sich wappnen, weil die Innenstadt im natürlichen Überflutungsgebiet der Gose beziehungsweise der Abzucht liege.
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