Harzer Katholiken nehmen Abschied von Papst Benedikt XVI.

Zum Gedenken an Papst Benedikt, bürgerlich Joseph Ratzinger, steht in der St.-Jakobi-Kirche in Goslar ein Bild des Verstorbenen im Seitenaltar. Das Porträt Benedikts hat Helmut Mogge gemalt, der Vater von Pfarrer Thomas Mogge. Foto: Stade
Auch in den katholischen Kirchengemeinden im Landkreis Goslar wird um Papst Benedikt XVI. getrauert, der am Donnerstag in Rom beigesetzt wird. Das Lebenswerk des emeritierten Papstes wird differenziert betrachtet.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Harz. Wie in aller Welt trauern auch Katholiken im Harz um den emeritierten Papst Benedikt XVI., der im April 2005 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt worden war und 2013 auf sein Amt verzichtete. Nach seinem Tod am Silvestertag im Alter von 95 Jahren wird in viele katholischen Kirchengemeinden getrauert. Mitunter fallen die Einschätzungen über sein Wirken differenziert aus.
Auf Anregung des Bischofs in Hildesheim läuten seit seinem Tod bis zur Beisetzung heute in Rom jeden Mittag fünf Minuten die Kirchenglocken in katholischen Gotteshäusern. In der St.-Joseph-Kirche in Salzgitter-Lebenstedt, die zum Dekanat Goslar-Salzgitter gehört, gab es am Dienstag im werktäglichen Gottesdienst eine Trauerfeier, in der an Benedikt erinnert wurde. Auch in den Abendgottesdiensten der katholischen Kirche Nordharz wird an diesem Donnerstag an den Verstorbenen erinnert, berichtet Pfarrer Thomas Mogge aus Goslar. In vielen Kirchen stehen Bilder zu seinem Gedenken, beispielsweise in St.Jakobi in Goslar.
Gemeinden sind unterschiedlich betroffen
Die Gemütslage in den Gemeinden fällt unterschiedlich aus. Aus der Pressestelle des Bistums Hildesheim heißt es, der Tod Benedikts rufe „große Betroffenheit“ hervor. Nach dem Eindruck von Dechant Romanus Kohl aus dem Dekanat Goslar-Salzgitter hält sie sich in Grenzen. Er erinnert an das hohe Alter von Joseph Ratzinger und daran, dass er sich schon lange Zeit im Ruhestand befunden habe.
Kohl ist andererseits noch die „große Begeisterung“ präsent, als Ratzinger zum Papst gewählt worden war. Auf dem Weg nach Castel Gandolfo zu einer öffentlichen Audienz in der päpstlichen Sommerresidenz habe ihm auf einer Autobahnraststätte eine italienische Reinigungskraft zum deutschen Papst gratuliert. In den Trauerfeiern „ehren wir ihn“, sagt Romanus Kohl.
Ein differenziertes Bild zeichnet Pfarrer Thomas Mogge aus dem Pastoralteam der katholischen Kirche Nordharz: Er würdigt den emeritierten Papst als bescheiden und als Kirchenoberhaupt der „eher leisen Töne“. Das habe er als „angenehm und angemessen“ empfunden. Mogge sagt aber auch: „Leider war er kein Papst, der Reformen in der Kirche nach vorne brachte, das habe ich aber schon bei seiner Wahl nicht erwartet.“
Deutliche Worte werden vermisst
Pfarrer Mogge spricht ein Thema an, das auch in Berichten überregionaler Zeitungen behandelt wird: „Im Blick auf die furchtbaren Missbrauchsereignisse hätte ich mir mehr Deutlichkeit und Klarheit gewünscht.“ Er sei sich aber nicht sicher, ob „die Unklarheiten“ durch Benedikt oder „den vatikanischen Apparat“ zustande gekommen seien.
Mogge beschreibt den Verstorbenen zudem als „Theologen und Lehrer, der manchmal schwer zu verstehen war“. Andererseits habe er mit seiner Enzyklika über die Liebe überrascht, statt Dogmatik habe sie „Einfühlsames und Spirituelles“ enthalten. Die größte Überraschung aber sei sein Rücktritt gewesen. Mogge sagt dazu: „Diese Erdung des Papstamtes tat der Kirche gut und wirkt sich bis heute meiner Meinung nach positiv in genau dieser Hinsicht aus.“ Pfarrer Mogge sagt weiter, „in unseren Kirchen“ werde das Andenken Benedikts „mit Respekt“ bewahrt. Im Hildesheimer Dom beginnt am heutigen Donnerstag um 18.30 Uhr ein Requiem mit Bischof Heiner Wilmer. Bereits um 18 Uhr gibt es ein Rosenkranz-Gebet in der Bischofskirche.
„Vorbild im Glauben“
Auf der Internetseite des Bistums Hildesheim heißt es über Joseph Ratzinger, wie der emeritierte, also im Ruhestand befindliche Papst, bürgerlich hieß: „Der gebürtige Oberbayer galt als einer der bedeutendsten katholischen Theologen seiner Zeit.“
Bischof Wilmer würdigt ihn in einem Nachruf als „Vorbild im Glauben, hervorragenden Repräsentanten seiner Kirche mit enormer Geisteskraft und feinsinnigen Menschen“.