Harz: Nationalpark sorgt sich um Kreuzottern

Fotografiert an der Granetalsperre: Eine Kreuzotter mit ihrer typischen Zickzack-Musterung auf dem Rücken. Foto: Hendrik Birk
Die Kreuzotter ist eine gefährdete Art, in Sachsen-Anhalt ist sie sogar vom Aussterben bedroht. Jetzt bittet der Nationalpark Ausflügler um Hilfe. Sie sollen Beobachtungen melden. Der Nationalpark will die Kreuzotter besser schützen.
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Harz. Kreuzottern sind sehr selten. In Sachsen-Anhalt gilt die Art als vom Aussterben bedroht, in Niedersachsen als stark gefährdet. Jetzt will der Nationalpark den Bestand der heimischen Giftschlange im Harz erfassen und bittet Ausflügler um Meldungen.
Im Landkreis Goslar gibt es vermutlich nur noch an der Granetalsperre bei Herzog Juliushütte Kreuzottern. Hendrik Birk schätzt, dass es 50 bis 100 Tiere sind, die in dem Gebiet leben. Der 54-jährige Verwaltungsbeamte beim Landkreis Goslar erforscht in seiner Freizeit seit 2003 die Lebensweise und Vorkommen von Schlangen.

Hendrik Birk
Wenn es wärmer wird und die Kreuzottern, die eine Länge von 50 bis 70 Zentimetern erreichen, Ende April und Anfang Mai zur Paarungszeit aus ihren Winterquartieren kriechen, wird es für Birk spannend. Jedes Wochenende fährt er dann an die Granetalsperre, um die Tiere zu beobachten, erklärt er.
Seltene Beobachtungen
Immerhin, aus Buntenbock und Clausthal, so erklärt Hendrik Birk, würden hin und wieder Ringelnattern gemeldet. Aber gesicherte Nachweise über Kreuzottern außer denen an der Granetalsperre gebe es nicht mehr. Früher habe es auch im Schimmerwald bei Eckertal welche gegeben. Der Nationalpark Harz berichtet, in Sachsen-Anhalt sei die Kreuzotter die seltenste Reptilienart, daher werde sie auf der Roten Liste der bedrohten Arten geführt.
Auch im Nationalpark Harz wird die Kreuzotter kaum gesichtet. Das Gebiet ist groß, die Lebensräume der Schlangen sind sehr unterschiedlich. „Selbst bei planmäßigen wissenschaftlichen Untersuchungen“ gelinge es selten, eine Kreuzotter zu entdecken, teilt die Nationalparkverwaltung mit. Die meisten Beobachtungen gelängen zufällig. So sei im vorigen Jahr beispielsweise unverhofft erstmals eine Schlingnatter im Nationalpark Harz beobachtet worden.
Hendrik Birk kennt das Gebiet an der Granetalsperre so gut, dass er die Schlangen gezielt aufsucht. Sie halten sich gerne dort auf, wo sich die Sonne zeigt, Büsche aber dennoch Schutz bieten, erklärt er. Drei Stellen gebe es, von denen er weiß, dass dort Kreuzottern leben. Im April ist er mit Behördenvertretern zu einer Ortsbegehung verabredet, es geht um Schutzmaßnahmen für die Tiere.
Scheue Tiere
Zwei Hinweisschilder an der Talsperre informieren über die Reptilienvorkommen in der Gegend. Vor mehreren Jahren gab es Berichte, dass offenbar erschlagene Kreuzottern an der Granetalsperre entdeckt wurden. Das liege etwa zehn Jahre zurück, er habe schon länger keinen Hinweis mehr darauf erhalten, sagt Birk. Solche Attacken haben möglicherweise ihren Ursprung darin, dass Kreuzottern giftig sind. „Ein Biss kann durchaus unangenehm werden, zu Übelkeit und Erbrechen und zu einem Krankenhausbesuch führen“, sagt Birk. Er selbst komme den Schlangen mitunter sehr nah. „Ich bin aber noch nie gebissen worden“, berichtet Birk. Kreuzottern würden „bis zum Schluss eher zurückweichen“ und ihr Gift, das sie aufwendig produzieren, lieber verwenden, um damit Beute zu machen und für Nahrung zu sorgen.
Der Nationalpark teilt zu in Deutschland vorkommenden Schlangenarten mit: „Sie sind scheu und meiden zumeist nahe Begegnungen mit Menschen. Das gilt auch für die Kreuzotter.“ Wer einer Schlange begegne, solle sie nicht in die Enge treiben oder anfassen.
Hendrik Birk ist ausgewiesener Schlangenfachmann. Ein Zufall habe dazu geführt, dass er sich für die Reptilien begeistert. Eigentlich interessierte er sich allgemein für Amphibien und wollte diese kartieren, also die Vorkommen erfassen. Dabei entdeckte er am Nordberg eine Schlange. „Das hat mich so fasziniert, wie Mowgli im Dschungelbuch von der Schlange Ka fasziniert war.“ Seither wählt er seine Urlaubsorte danach aus, ob dort Schlangensichtungen wahrscheinlich sind. Deshalb fährt er gerne in die Passauer Gegend, wie er sagt. Dort entdeckte er eine Würfelnatter. „Seit 50 Jahren gab es keinen solchen Nachweis“, sagt der Kreuzotterexperte aus Goslar.
Auf dem Rückzug
Zurück zu den Kreuzottern: Deutschlandweit sei die Art auf dem Rückzug, berichtet die Nationalparkverwaltung. Die Ursache bestehe vor allem im „Verlust geeigneter Lebensräume“, kleine Populationen würden zudem zunehmend isoliert. Die Art leide zudem unter dem Klimawandel, weil sie anders als andere Reptilien, „eher an kühle und vor allem feuchte“ Lebensräume angepasst sei. Zum Problem würden zudem Wildschweine und Waschbären als Fressfeinde.
Meldungen über Kreuzotter-Sichtungen im Schutzgebiet nimmt Nationalparkmitarbeiter Fabian Schwarz entgegen, Telefon (03943) 2628227, E-Mail: fabian.schwarz@npharz.de.