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„Kollegen“-Grüße an Hans Kraus

Hans Georg Ruhe: Zweiter Goslarer im „Spiegel“-Familienalbum

Vollgetankt an der Bundesstraße 475 im münsterländischen Westkirchen: Hans Georg Ruhe reist für seinen Beitrag im „Spiegel“-Familienalbum in der Zeit weit zurück bis ins Jahr 1956. Foto Privat; Montage: Sowa

Vollgetankt an der Bundesstraße 475 im münsterländischen Westkirchen: Hans Georg Ruhe reist für seinen Beitrag im „Spiegel“-Familienalbum in der Zeit weit zurück bis ins Jahr 1956. Foto Privat; Montage: Sowa

Nicht nur der ehemalige GZ-Chefredakteur Hans Kraus hat es als Goslarer ins Familienalbum des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ gebracht. Auch Hans Georg Ruhe hatte – schon im August des Vorjahres – eine Geschichte aus seiner Kindheit untergebracht.

Von Frank Heine Donnerstag, 12.10.2023, 17:00 Uhr

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Goslar. Als die Erinnerungen des früheren GZ-Chefredakteurs Hans Kraus an die gefallene Frau Antje aus Holland und die tragende Rolle von Sigmar Gabriel beim Presseball 1995 im „Spiegel“-Familienalbum und in der GZ erschienen waren, gab nicht nur ein oft angesprochener Gabriel fröhliche Rückmeldung beim Autor. Auch Hans Georg Ruhe hob den digitalen Zeigefinger und sandte per E-Mail einen Bericht ebenfalls aus dem Familienalbum des Hamburger Nachrichtenmagazins, der unter dem Titel „Vollgetankt“ am 20.August des Vorjahres abgedruckt wurde. Er zeigt einen damals fünf Jahre alten Steppke vor der Tankstelle seiner Eltern in Westkirchen, einem Dorf im Münsterland.

Vielfältiges Engagement im Ehrenamt

Hans Georg Ruhe Foto: Privat

Hans Georg Ruhe Foto: Privat

Ruhe, inzwischen 72 Jahre alt, war beruflich nicht nur lange Personalchef im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim, sondern ist in Goslar bekannt durch seine vielfältigen früheren Engagements etwa als Aufsichtsratsvorsitzender der Goslarschen Höfe und Vorsitzender der Caritas Goslar. Aktuell mischt er höchst aktiv im inneren Kreis des „Pulse of Europe“ Goslar und nach wie vor bei den Goslarschen Höfen mit, die er wie die Goslarer Alltagshilfen und die Freiwilligenagentur einst mitbegründete.

Sozusagen „von Kollege zu Kollege“ beim Familienalbum grüßte er Kraus, schränkte aber bescheiden ein, dass seine Erinnerungen „mit weniger Lokalkolorit“ aus Goslar versehen seien. Nichtsdestoweniger liest sich die Zeitreise in die Mitte der 1950er Jahre höchst spannend, als Ruhes Vater als Schmied noch die Pferde der Bauern in der Gegend beschlug, aber die Zeichen der Zeit erkannt hatte und wusste, dass die Zukunft dem Auto gehörte.

Von „bald pleite“ bis „Bullenpisse

Seine Tankstelle mit der Marke BP wurde in der Stadt verballhornt zu „bald pleite“ und „Bullenpisse“, erinnert sich Ruhe. Auf der B475 fuhren seinerzeit nur wenig Autos. Zwischen zehn und 20 Autos pro Tag steuerten auch die Tankstelle an. Der Tagesumsatz lag im Schnitt bei etwa 300 Litern Benzin. „Waren es 400, war es ein gutes Geschäft. Fuhr ein Lkw vor, war es ein Riesengeschäft.“ Wenn Ruhe junior aushalf, musste er die Wagen betanken, die Scheiben wischen und den Luftdruck prüfen. Er träume noch manchmal davon, wie er vergesse, die Putzeimer im Tankraum einzuschließen, verrät Ruhe.

Es klingt heute fast unglaublich: „Der Literpreis wurde ungefähr einmal im Jahr verändert – meistens am Neujahrstag. Dafür musste ich zusammen mit meiner Mutter die Außenverkleidung der Zapfsäulen abbauen und jeweils drei schwergängige Rädchen im Inneren drehen – eine Tortur.“

Am Ende hat sich die Tankstelle laut Ruhe nicht gerechnet. Sie wurde im Jahr 1970 aufgegeben. Sie steht zwar noch, ist aber eine „Industriebrache in Klein: abblätternde Farben, herabhängende Gardinen, besprühte Wände“. Wenn Ruhe mit seinem Auto an ihr vorbeifährt, tut ihm der Anblick „jedes Mal ein bisschen weh“.

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