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Kundgebung abgesagt: Es hätte eine "bundesweit einmalige" Aktion werden sollen

Halberstadt fürchtet Riss in der Gesellschaft

Polizisten bei einem früheren Einsatz während einer Montagsdemo in Halberstadt. Archivfoto: Bein

Polizisten bei einem früheren Einsatz während einer Montagsdemo in Halberstadt. Archivfoto: Bein

In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben Montagabend mehrere Tausend Menschen gegen die Corona-Vorschriften und eine allgemeine Impfpflicht demonstriert. Wie berichtet, haben sich in Wolfsburg rund 660 Menschen am „Montagsspaziergang“ beteiligt, in Goslar waren es rund 70 Teilnehmer, die, begleitet von wenigen Polzisten, mit Kerzenlichtern durch die Innenstadt zogen. Besonders zugespitzt scheint die Lage in Halberstadt.

Von Oliver Stade Dienstag, 14.12.2021, 19:30 Uhr

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Harz. Mit Blick auf Goslar spricht die Polizei von einer „überschaubaren Zahl“, die sich regelmäßig trifft. Beamte seien dabei, um der Bevölkerung zu signalisieren, „dass die Polizei das im Blick hat“, sagt Markus Lüdke, Sprecher der Inspektion Goslar. Der Spaziergang am Montag sei „absolut friedlich verlaufen, und die melden das auch an“. Das gelte auch für die samstäglichen Treffen am Standesamt in Goslar, die Polizei spricht von einer „Standortkundgebung“. An beiden Kundgebungen würden Teilnehmer „aus dem bürgerlichen Spektrum“ zusammenkommen, um für „vernünftige Corona-Schutzmaßnahmen“ und den „Erhalt der Grundrechte“ zu demonstrieren.

In Magdeburg waren 3500 Personen unterwegs, sagte ein Polizeisprecher aus Magdeburg. Damit hätten sich deutlich mehr Menschen an den Protesten beteiligt als in der vergangenen Woche. Beim letzten Mal hatte die Zahl bei rund1500 Teilnehmern gelegen. Von größeren Störungen war zunächst nichts bekannt.

Auch an anderen Orten in Sachsen-Anhalt wurde gegen die Maßnahmen demonstriert. Ein weiterer Schwerpunkt war Halberstadt. Dort seien es etwa 1500 Teilnehmer gewesen, berichtete der Sprecher. In Halberstadt scheint die Lage zugespitzt. Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU) sagte nach Rücksprache mit der Polizei eine für kommenden Montag geplante Gegen-Kundgebung ab. Sie sollte unter dem Motto laufen „Demonstration, aber anders – Halberstadt setzt ein Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Eine „bundesweit einmalige Aktion“ war angekündigt. Für den gestrigen Dienstag war eine Pressekonferenz geplant, um die Ziele zu erläutern. Der Termin hätte auf Youtube übertragen werden sollen.

Aus dem Rathaus heißt es, die Aktion sei „erst mal abgesagt, wir sind sehr traurig“. Oberbürgermeister Szarata denkt derweil über eine Alternative nach und betont, er sei ein „Freund der Impfung“. Keinesfalls wolle er aber dazu beitragen, „dass die Gesellschaft sich spaltet“.

In der Vorwoche hatte die Stadtverwaltung ihre Bürger dazu aufgerufen, weder bei der Demo gegen die Corona-Auflagen noch bei zwei angemeldeten Gegenkundgebungen mitzulaufen. Szarata wurde in einer Mitteilung mit den Worten zitiert: „Wir lassen uns als Bürger dieser Stadt nicht spalten.“ Szarata befürchtet offenbar einen dauerhaften Riss, der auch dann noch sichtbar bleibt, wenn Corona längst vorbei sein sollte.

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