Halberstadt: „Harztheater“ bangt um die Zukunft

Theaterleute singen und demonstrieren am Donnerstag vor dem Landtag in Magdeburg für den Erhalt des Nordharzer Städtebundtheaters. Foto: Ronny Hartmann/dpa
Tarifsteigerungen, Inflation und höhere Energiekosten haben dem Nordharzer Städtebundtheater, das jetzt "Harztheater" heißt, 2022 ein Defizit von zwei Millionen Euro beschert. Die Mitarbeiter des Hauses mit Ballett, Schauspiel und Musiktheater bangen.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Halberstadt. Die neue Spielzeit hat das Nordharzer Städtebundtheater in dieser Woche mit einem Paukenschlag eingeleitet. Gemeint ist nicht die Namensänderung in „Harztheater“. Größeren Überraschungscharakter hatte der offene Brief der Mitarbeiter an Sachsen-Anhalts Kulturminister Robra. Der Inhalt des Schreibens wurde bei der Präsentation der neuen Spielzeit bekannt und verlieh ihr einen dramatischen Spannungsbogen.
Die Einrichtung mit festen Spielstätten in Halberstadt und Quedlinburg ist weit und breit das einzige Theater im eher ländlichen Raum mit Schauspiel, Musiktheater und Ballett. Aber das Haus hat Probleme. Im Jahr 2022 entstand ein Defizit von rund zwei Millionen Euro. Tarifsteigerungen, höhere Energiekosten und Inflation verursachen wachsende Ausgaben.
Positive Signale
Die Zuweisungen des Landes reichen nicht mehr, um das Defizit auszugleichen. Sachsen-Anhalt finanziert das „Harztheater“ zu50 Prozent, den Rest der Kosten übernehmen die Städte Quedlinburg und Halberstadt und der Landkreis Harz.
35 Stellen seien in Gefahr. Das mache das Orchester aus, sagte Betriebsleiter Christian Fischer laut der Nachrichtenagentur dpa während der Spielplan-Präsentation in dieser Woche. Am Donnerstag demonstrierten Mitarbeiter des „Harztheaters“ vor dem Landtag in Magdeburg. Unterstützt wurden sie unter anderem von Beschäftigten des Theaters Magdeburg.
„Wir hoffen sehr, dass es klappt“, sagt Rosmarie Vogtenhuber, Dramaturgin und Schauspielregisseurin, mit Blick auf das Finanzloch und die positiven Signale aus der Kreisverwaltung. Landrat Thomas Balcerowski äußert sich klar: „Es muss auf jeden Fall eine Lösung geben. Am Ende hängt es am Land.“
Damit spielt der Landrat auf die hälftige Finanzierung an und darauf, dass die Kommunen inklusive Landkreis übereingekommen seien, ihren Anteil an der zwei Millionen Euro großen Lücke zu übernehmen. Das gelte auch auf den Finanzbedarf des Philharmonischen Kammerorchesters in Wernigerode, das 450.000 Euro mehr benötige.
Landrat Balcerowski sagt über die Hilfen, die die Finanzierungslücken schließen sollen: „Es gibt klare Bekenntnisse dazu.“
Grundsätzlich positiv und aufmunternd äußert sich Kulturminister Rainer Robra. Am Mittwoch teilte er mit: „Die Zukunft des Theaterbetriebs ist von hoher Bedeutung für die kulturelle Vielfalt, das künstlerische Erbe und nicht zuletzt die Attraktivität unserer Region für Fachkräfte und Touristen.“
Ziel sei es, dieses Erbe zu erhalten und weiterzuentwickeln. Dazu gehöre auch ein „tragfähiger und nachhaltiger Theaterbetrieb“. Robra sagte weiter: „Wenn die Träger hinter ihren Einrichtungen stehen, wird die Landesregierung sie wie bisher wirksam unterstützen.“ Außerdem seien die aktuellen Verhandlungen mit den kommunalen Trägern für die Theaterverträge 2024 bis 2028 ein Beleg dafür, „dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen“. Allerdings sei das Land in die Entscheidungen über neue Strukturen des Theaterbetriebs nicht beteiligt. Landkreis und Kommunen müssten Lösungen erabeiten. Zum Jahresende wird der Theater-Zweckverband aufgelöst, den die beiden Städte und der Landkreis bilden. Eine gGmbH soll die Sparten und die Beschäftigten des Theaters übernehmen.
Viele Premieren
Derweil ist die Stimmung unter den Mitarbeitern im „Harztheater“ gedämpft. Rosmarie Vogtenhuber sagt, die Beschäftigten seien „aufgewühlt und besorgt“. Es gebe „eine große Besorgnis. Wir können nur hoffen, dass es gut wird.“
Unterdessen plant das Harztheater für die Spielzeit 2023/24 sechzehn Premieren. Die Musiktheatersaison werde begleitet von zwei großen Jubiläen. Das 1949 als Volkstheater eröffnete Halberstädter Theaterhaus wird 75 Jahre alt. Das Haus feiert dies mit Richard Wagners „Das Rheingold“. Zudem feiere das Musical „Elixier“ von Kati Naumann und „Prinzen“-Frontmann Tobias Künzel im September das 25. Jahr seiner Entstehung.
Kostenlos aufs Handy: Immer top informiert mit den Telegram-Nachrichten der Goslarschen Zeitung!