HRS-Schüler präsentieren Gedenktafel am Friedhof

Neben den HRS-Schülerinnen und -Schülern weihen unter anderem Kirchenvorstandsvorsitzende Dorothee Austen (links), Bildungsreferent Dr. Rainer Bendick (zweiter von links), Landrat Dr. Alexander Saipa (Mitte) und HRS-Lehrer Hendrik Gattermann (rechts) die Erinnerungstafel auf dem Friedhof ein. Foto: Wendt
Eine neue Geschichtstafel auf dem Friedhof in Clausthal-Zellerfeld erinnert an das Explosionsunglück in „Werk Tanne“. Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld hatten die Tafel während einer Projektwoche erarbeitet.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Clausthal-Zellerfeld. Die Geschichts- und Erinnerungstafel über das Explosionsunglück „Werk Tanne“ wurde gestern auf dem Friedhof in Clausthal-Zellerfeld eingeweiht. 13 Schülerinnen und Schüler von der Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld (HRS) hatten die Tafel während einer Projektwoche mit ihrem Lehrer Hendrik Gattermann und Dr. Rainer Bendick, Bildungsreferent beim Braunschweiger Volksbund-Bezirksverband, erarbeitet. Bei dem Explosionsunglück in der Sprengstofffabrik „Werk Tanne“ in Clausthal-Zellerfeld im Juni 1940 verloren 61 Menschen ihr Leben. 164 Menschen verletzten sich.
„Das Thema Nationalsozialismus finden die Schüler immer spannend. Es packt sie“, sagte Gattermann. Die Begeisterung für das Thema habe sich konstant gesteigert – vor allem durch den lokalen Bezug in der heutigen Berg- und Universitätsstadt. Durch die konkreten Namen der Opfer würden die Schülerinnen und Schüler auch einen persönlichen Bezug erhalten.
Krieg wichtiger als Leben
Das Explosionsunglück sei ein gutes Lehrbeispiel für die Verdrehung von Tatsachen. Damals hatten die Verantwortlichen behauptet, dass die Verunglückten für das Deutsche Reich gestorben seien. „Natürlich sind die Menschen nicht für das Deutsche Reich gestorben, sondern jämmerlich für den Krieg“, sagte Gattermann. Das Beispiel veranschauliche, wie Manipulation und Falschnachrichten funktionieren. Diesen Worten schloss sich Schülerin Noura Faour bei der Einweihung an. Die Gedenktafel solle daran erinnern, dass die Opfer „für einen menschenverachtenden Wahnsinn im Krieg“ starben. Die für das Unglück Verantwortlichen „stellten den Krieg über alles – sogar über das Leben“, meinte Schülerin Leonie Lehmann.

Dr. Rainer Bendick, Bildungsreferent beim Braunschweiger Volksbund-Bezirksverband, spricht bei einer Exkursion mit HRS-Schülerinnen und -Schülern über das Explosionsunglück „Werk Tanne“. Archivfoto: Knoke
Petra Emmerich-Kopatsch, Bürgermeisterin von Clausthal-Zellerfeld, bedankte sich für die Arbeit der Schülerinnen und Schüler. Die Geschichtstafel sei wichtig. Sie gebe den damaligen Opfern ein Gesicht. „Gerade in Zeiten, in denen Söldnertruppen in sibirischen Gefängnissen Soldaten rekrutieren“, sagte Emmerich-Kopatsch. Der Frieden müsse unbedingt bewahrt werden.
Das sagte auch HRS-Leiter Oliver Bollmann. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine zeige, dass es im Krieg keine Gewinner gibt. „Leute werden bis in den Tod ausgenutzt. Das ist einfach nur böse“, sagte Bollmann.
Schülerinnen und Schüler erhalten viel Lob für ihre Arbeit
„Leider haben noch nicht alle Menschen in Europa verstanden, dass ein Krieg nur Probleme schafft und nie die Lösung für etwas sein kann“, stimmte Landrat Dr. Alexander Saipa zu. Es sei wichtig, eine friedliche Zukunft zu gestalten. Die Arbeit der Schülerinnen und Schüler mache ihn stolz, dass er Vorsitzender des Goslarer Volksbund-Kreisverbandes ist. „Ich finde es einfach toll, was ihr hier geschaffen und aufgebaut habt“, sagte Saipa. Die Schüler sollten stolz darauf sein, dass die Erinnerungstafel nun auf dem Friedhof steht.
Auch Dorothee Austen, Vorsitzende des Kirchenvorstandes der evangelisch-lutherischen Marktkirchengemeinde Clausthal, lobte die „beeindruckende Arbeit“ der Schüler: „Ich freue mich sehr darüber, dass ihr euch mit der Geschichte auseinandergesetzt habt“. Man merke, dass die Schüler sehr gut recherchiert hätten. Die Tafel stelle richtig dar, dass später viele Menschen zu der Arbeit im „Werk Tanne“ gezwungen wurden. „Die Nazis hatten darauf geachtet, dass die ankommenden Menschen nicht mit den abreisenden Gruppen reden konnten“, sagte Austen. Es lohne sich, die Tafel genau zu studieren. „Eure Arbeit ist ein hoffnungsvolles Zeichen. Man muss stark sein für den Widerstand gegen Lügen und Unmenschlichkeit“, sagte Austen.