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Infektionsschutz

Grippe-Schutz ist in diesem Jahr besonders wichtig!

Millionen Menschen in Deutschland sind laut RKI derzeit krank. Auch die Grippewelle hat begonnen. Foto: Pixabay

Millionen Menschen in Deutschland sind laut RKI derzeit krank. Auch die Grippewelle hat begonnen. Foto: Pixabay

Viren können sich aktuell weitgehend ungehemmt verbreiten. Das erhöht das Risiko einer Doppelinfektion. Eine Impfung bei Kindern könne „zum Beispiel vorerkrankte Großeltern“ schützen. Doch für wen ist die Impfung empfohlen und wann sollte geimpft werden?

Montag, 24.10.2022, 17:00 Uhr

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Die Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) verheißen nichts Gutes: Nicht nur die Zahl der Corona-Infektionen steigt deutlich, sondern auch die der Grippe- und grippeähnlichen Erkrankungen. In der Woche vom 10. bis 16. Oktober zum Beispiel hatten laut RKI etwa 6,1 Millionen Menschen eine neu aufgetretene akute Atemwegserkrankung. Die Rate lag zuletzt „deutlich über den Werten sowohl der pandemischen als auch vorpandemischen Vorjahre“. Ob das der Beginn der zuletzt oft beschriebenen Doppelwelle ist, ist Experten zufolge aber unklar.

Wie ist die Grippe-Situation?

„Wir sehen anhand unserer Surveillance-Systeme, dass sich Atemwegsviren aktuell weitgehend ungebremst in der Bevölkerung verbreiten können – und damit auch Influenzaviren“, sagt Ralf Dürrwald, Leiter des Influenza-Referenzzentrums am RKI.

Den Anstieg zu interpretieren sei aber schwierig. „Bei Anzeichen einer akuten Atemwegsinfektion wird derzeit ein Test auf Covid-19 und je nach Symptomatik und Grunderkrankung auch auf Influenza empfohlen. Deshalb werden wahrscheinlich Influenza-Fälle erkannt, die in den vergangenen vorpandemischen Jahren um diese Zeit einfach nicht erfasst wurden“, so Dürrwald.

„Zwei Dinge müssen uns bei der Bewertung der Lage zu denken geben“, sagt Professor Stephan Ludwig vom Institut für Molekulare Virologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. „Zum einen zeigt die Vergangenheit, dass auf Jahre mit schwächeren Grippewellen meist wieder eine stärkere Grippewelle folgt.“ Zum anderen lasse eine Grippewelle auf der Südhalbkugel in Australien aufhorchen. „Meist erreichen uns die Erreger von dort in dem bei uns folgenden Winter.“ Für Anke Huckriede, Professorin für Vakzinologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Groningen, sind die Daten aus Australien allerdings nicht eindeutig. „Die Grippewelle begann dort zwar ungewöhnlich früh und zeigte einen sehr steilen Anstieg, aber dann waren die Zahlen relativ schnell wieder rückläufig“, so Huckriede.

In Australien waren vor allem viele Kinder und Jugendliche betroffen. „Durch die im Rahmen der Corona-Pandemie notwendigen Kontaktbeschränkungen fehlt unserem Immunsystem das natürliche Training, das es braucht, um eine Immunität aufbauen zu können“, sagt Professor Markus Rose, ärztlicher Leiter des Bereichs Pädiatrische Pneumologie und Allergologie am Olgahospital des Klinikums Stuttgart. Das mache sich besonders bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar.

Mit Blick auf die Daten aus Australien könnte also auch in Deutschland eine Grippewelle in den jüngeren Altersklassen drohen.

Kann ich mich mit Corona- und Grippeviren gleichzeitig infizieren?

Ja. „Da sich Corona- und Influenzaviren unabhängig voneinander ausbreiten, kann es bei der derzeit wieder ansteigenden Corona-Inzidenz auch zu Doppelinfektionen kommen, die besonders gefährlich sind“, sagt Stephan Ludwig.

Wie kann ich mich schützen?

Gegen beide Erreger kann man sich impfen lassen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel sowie allen Menschen mit Grunderkrankungen eine Grippe-Impfung. Auch medizinischem Personal und Pflegepersonen von Risikopatienten wird eine Impfung empfohlen.

Bis sich der Infektionsschutz nach der Impfung aufgebaut hat, dauert es 10 bis 14 Tage. Um auf Nummer sicher zu gehen, rät das RKI, sich ab Oktober, spätestens bis Mitte Dezember, impfen zu lassen. „Die Covid-19- und Grippe-Impfung können auch gleichzeitig beim selben Termin durchgeführt werden“, sagt Ralf Dürrwald vom RKI.

Nicht impfen lassen sollte man sich, wenn man gerade an Corona leidet oder an einer anderen fieberhaften Erkrankung oder schweren akuten Infektion.

Ist Grippeschutz auch für Kinder ratsam?

„Säuglinge können und sollten durch die Impfung der Mutter in der Schwangerschaft geschützt sein, bei größeren Kindern sind die Krankheitsfolgen meist gering – deshalb empfiehlt die Stiko hier keine Impfung“, sagt Professor Bernd Salzberger, Infektiologe am Uniklinikum Regensburg. Er führt aber einen sozialen Grund an, über den sich Familien Gedanken machen können: Eine Impfung bei Kindern könne Erwachsene schützen, „zum Beispiel vorerkrankte Großeltern“. „Da Kinder eine wichtige Risikogruppe für die echte Virusgrippe sind, wäre es besser, alle Kinder von sechs Monaten bis fünf Jahren impfen zu lassen, wie es die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt“, sagt Markus Rose. Ein klares Argument dafür sei zudem, dass Kinder eine erhebliche Rolle bei der Übertragung der Viren spielten.

Wer zahlt für den Grippeschutz?

Die Kosten werden bei Personen, für die die Stiko die Impfung empfiehlt, von der Kasse getragen. Teilweise übernehmen diese die Impfkosten auch für weitere Patientengruppen oder sie steuern einen Anteil bei. Muss man für den Pieks letztlich selbst aufkommen, berechnen Arztpraxen etwa 30 bis 60 Euro.

Von Kai Wiedermann (mit dpa)

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