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GZ-Podium im „Lindenhof“

Goslarer Stadthalle: Kampf der Zahlen und Ansagen

Rund 300 Besucher verfolgen das GZ-Podium im „Lindenhof“ zum Bürgerentscheid am Sonntag. Foto: Epping

Rund 300 Besucher verfolgen das GZ-Podium im „Lindenhof“ zum Bürgerentscheid am Sonntag. Foto: Epping

Es ging ziemlich heftig zur Sache beim GZ-Podium zur Stadthalle im Goslarer „Lindenhof“. Es sind nur noch wenige Tage bis zum ersten Bürgerentscheid in der Stadt. Dann wird abgestimmt, ob sich die Stadt finanziell am Bau einer Stadthalle beteiligen darf – oder nicht.

Von Hendrik Roß Freitag, 05.04.2024, 05:59 Uhr

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Goslar. Dass diese Diskussion keine Kuschelveranstaltung wird, war ziemlich schnell klar. Noch bevor es um die Stadthalle im Pfalzquartier ging, wollte Detlef Vollheyde etwas loswerden: „Ich möchte sagen, dass wir uns hier nicht drücken wollen, sondern, dass wir uns stellen“, sagte einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen eine finanzielle Beteiligung der Stadt am Bau einer Stadthalle im neuen Pfalzquartier. Für ein lautes Raunen im mit rund 300 Gästen voll besetzen „Lindenhof“-Saal sollte Vollheyde etwas später noch sorgen.

Frank Heine, Detlef Vollheyde, Anke Berkes, Urte Schwerdtner, Dirk Becker und Jörg Kleine (v. l.) diskutieren beim GZ-Podium über die Stadthalle. Foto: Epping

Frank Heine, Detlef Vollheyde, Anke Berkes, Urte Schwerdtner, Dirk Becker und Jörg Kleine (v. l.) diskutieren beim GZ-Podium über die Stadthalle. Foto: Epping

Zunächst folgte ein Geplänkel um Einladungen und Absagen zum GZ-Podium im Lindenhof. Doch bevor die Sache emotional zu entgleiten drohte, lenkten die Moderatoren Jörg Kleine und Frank Heine die Runde um Vollheyde, seine Mitstreiterin Anke Berkes, Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Erstem Stadtrat Dirk Becker wieder in Richtung Stadthalle.

Wofür braucht Goslar so etwas überhaupt, ging doch bisher auch ohne? Das sei natürlich eine Sache des Betrachters, sagte Verwaltungschefin Schwerdtner. Für sie sei die Halle und das damit verbundene Pfalzquartier das „wichtigste Projekt der Gegenwart und Zukunft“. Auf einer Fläche von 29.000 Quadratmetern würde mitten in Goslars historischem Kern ein Raum für Treffen und Begegnung entstehen.

Berkes machte deutlich, dass es den Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht um das Pfalzquartier an sich gehe. „Wir streiten über unterschiedliche Denkansätze“, sagte sie. Das Geld, das die Stadt in die neue Stadthalle stecken wolle, sei an anderer Stelle besser aufgehoben, etwa in Investitionen in Bildung, in marode Schulen oder Kitas.

Steht nicht infrage

Dieses in den vergangenen Monaten oft gebrachte Argument wollte Becker, der als Kämmerer die städtischen Zahlen im Blick haben muss, nicht gelten lassen. Bildungsinvestitionen würden durch den Stadthallenbau überhaupt nicht infrage gestellt. Und nicht nur das: „Kultur ist Bildung“, machte der Erste Stadtrat deutlich. Zudem entstehe eine Wertschöpfung durch mehr Arbeitsplätze und Gäste, die Veranstaltungen in der Halle besuchen. Davon würden Gastronomie, Hotellerie und der Einzelhandel profitieren. Becker bezifferte die Investitionskosten für die Stadt nach Abzug der Zuschüsse der Tessner-Stiftung sowie des Landes Niedersachsen auf rund 8,5 Millionen Euro, die über 30 Jahre kreditfinanziert werden sollen.

Dann mischte Vollheyde die Runde auf. Es sei die Unwahrheit, dass sich die Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen die Stadthalle aussprechen würden – es gehe nur um die städtische Beteiligung. Mit Blick auf die erfolgreiche Unterschriftensammlung und den anstehenden Bürgerentscheid am 7. April ergänzte er: „Hinter uns stehen 4500 Menschen, die möchten, dass wir Sonntag diese Frage stellen.“

Aber was passiert denn, wenn die Stadt sich nicht an der Halle beteiligt? Schließlich hat die Tessner-Seite als Investor deutlich gemacht, dass das komplette Pfalzquartier-Projekt dann scheitert. „Ich weiß nicht, ob wir dem Investor überhaupt trauen können“, entgegnete Vollheyde. Dann kam das Raunen und der Biobauer aus Weddingen plauderte aus dem „Nähkästchen“: Hans-Joachim Tessner habe den Initiatoren des Bürgerbegehrens in einem Gespräch mitgeteilt, sich aus dem Projekt zurückzuziehen, „sobald wir anfangen, Unterschriften zu sammeln“. Das habe er nicht gemacht, „also wollte er uns etwa täuschen oder erpressen.“ Er, Vollheyde, glaube daher nicht, dass das Projekt Pfalzquartier eingestampft wird, sollte der Bürgerentscheid erfolgreich sein. Tessner selbst war im Lindenhof urlaubsbedingt nicht anwesend, doch Tescom-Geschäftsführer Holger Holste hielt es nicht mehr auf dem Stuhl. Er sei bei dem Gespräch dabei gewesen und: „Es stimmt nicht, was sie sagen, Herr Vollheyde.“ Und auch Oberbürgermeisterin Schwerdtner forderte ihren Podiumsmitstreiter auf, solche Unterstellungen zu unterlassen. Das sei „einfach unterirdisch“.

Nachdem Vollheyde schon aufgestanden war, um die Bühne zu verlassen, legten sich die Emotionen doch wieder und es ging für ihn noch einmal zurück auf seinen Stuhl und für die Debatte zurück auf die Sachebene.

„Nicht unsere Aufgabe“

Auf die Frage, wer denn beim 70-Millionen-Projekt übernimmt, wenn Tessner abspringt? Eine Antwort auf die Frage zu finden „ist nicht unsere Aufgabe“, sagte Vollheyde. Die Stadtverwaltung müsse bei einem erfolgreichen Bürgerentscheid nach neuen Wegen suchen. Schwerdtner hielt dagegen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Projekt Pfalzquartier an der Stadthalle hänge. Von daher verstehe sie bis heute nicht, was mit dem Bürgerentscheid erreicht werden soll, wenn die Initiatoren ja gar nicht gegen Halle und Quartier sein wollen. Die Oberbürgermeisterin machte noch einmal deutlich, dass beim Bürgerentscheid „das gesamte Kaiserpfalzquartier auf dem Spiel steht“.

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