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Music meets Art

Goslarer Mönchehaus: Ein Abend rund um die „Goldenen 20er“

„Music meets Art“ im Mönchehaus: Katja Heinrich und Florian Hoheisel laden ein zu „Wein, Weib und Cello“. Foto: Hartmann

„Music meets Art“ im Mönchehaus: Katja Heinrich und Florian Hoheisel laden ein zu „Wein, Weib und Cello“. Foto: Hartmann

In der Reihe „Music meets Art“ im Goslarer Mönchehaus gab es am Samstag eine Zeitreise in die  20er Jahre: Unter dem Titel „Wein, Weib und Cello“ boten Katja Heinrich und Florian Hoheisel anderthalb spannende Stunden Texte, Schlager und mehr.

Von Petra Hartmann Montag, 16.10.2023, 12:00 Uhr

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Goslar. Aus den 20ern in die 20er: „Wein, Weib und Cello“ nannten Katja Heinrich und Florian Hoheisel ihr Programm in der Reihe „Music meets Art“, mit dem sie rund 70 Zuhörer im Mönchehaus aus dem Jahr 2023 in die „goldenen“ 1920er Jahre entführen.

Die 1920er – ein Jahrzehnt zwischen zwei Weltkriegen. Charleston und Foxtrott, Aufbruchstimmung, Dadaismus, Surrealismus, Frauen mit Bubikopf und Führerschein, Brecht, Tucholsky, Ringelnatz, Art Déco, Nosferatu, Lebensfreude, Aufschwung und Wirtschaftskrise, Melancholie und tiefste Depression. All dies vereinigt in einem einzigen Jahrzehnt – „wir mussten sehr viel weglassen“, stellte Katja Heinrich fest, die Textvortrag, Gesang und Moderation übernommen hatte, während Florian Hoheisel am Violoncello Chansons und Schlager strich.

Sekt zum Auftakt

Mit Schiebermütze, weiten Hosen und den klassischen Hosenträgern gab Heinrich nicht nur sprachlich, sondern auch pantomimisch einen kessen Einstieg in die untergegangene Welt der 20er und startete stilecht mit dem Öffnen einer Sektflasche. Sehr eindrucksvoll war ihre Darstellung eines „Girl Drivers“, wie Ruth Ladshof-York sie in ihrem Text „Mädchen mit wenig PS“ geschildert hat. Die Zuhörer waren mit dabei beim „Doktor Knochensplitter-Spiel“ von Joachim Ringelnatz und konnten sich lebhaft vorstellen, wie zwei Mädchen beim Doktorspielen ein Sofa zerlegten. Es ging um stille, aber auch sehr direkte und laute Liebe, um die treueste Frau der Welt und um diesen einen unwiderstehlichen Kerl, der selbst am Sonntag einen dreckigen Kragen hat. Sehr überzeugend legte Heinrich mit Kurt Tucholsky dar, warum beim Happy End „im Film jewöhnlich abjeblendt“ wird. Beschworen wurde aber auch die Nacht mit Versen von Gottfried Benn, und Elke Lasker Schüler wandte sich an ihren „Gralprinzen“ und breitete alle Wunder ihres Tibetteppichs vor den Zuhörern aus.

Immer noch für Gänsehaut sorgt die an der Laterne wartende Lilli Marleen. Unvergessen das melancholisch-zuversichtliche Bekenntnis: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn.“ Es war die Zeit des Feierns mit Blick auf den Untergang, ein Tanz auf dem Vulkan, ein großes Trotzdem und gerade Jetzt. „Davon geht die Welt nicht unter“, intonierte Heinrich. Die Welt kann nicht untergehen, „sie wird ja noch gebraucht“. „Das gibt‘s nur einmal, das kommt nie wieder“ sang das Cello freudig und wehmütig. Und leise träumten die beiden vom kleinen bisschen Glück, das es irgendwo auf der Welt geben soll. 

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