Goslar: Mutter vor Augen der Familie von Baum erschlagen

Die Einsatzkräfte nahe der Unfallstelle. Foto: Epping
Eine Familie aus Bayern verbrachte ihren Urlaub in der Kaiserstadt, doch der endete für die 46-jährige Mutter am Donnerstag tödlich. Die Frau wurde vor den Augen ihrer kleinen Kinder und des Ehemannes von einem Baum nahe des Maltermeisterturms erschlagen.
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Goslar. Ein tragischer Unfall erschüttert die Kaiserstadt. Eine Frau (46) war am Donnerstagvormittag mit ihren beiden Kindern und dem Ehemann nahe des Maltermeisterturms spazieren. Trotz einer angekündigten Sturmwarnung begab sich die Familie aus Bayern abseits der Wege in den Wald. Wie Steffen Klenner, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Goslar, berichtet, kam es dabei gegen 10.15 Uhr zu einem Unglück: „Eine junge Frau wurde durch einen umstürzenden Baum tödlich verletzt.“ Als Feuerwehr und Rettungsdienst eintrafen, holten sie die Frau unter dem Baum und dessen dichtem Geäst hervor, berichtet ein Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes. Mitarbeiter des Rettungsdienstes hätten dann versucht, die Frau zu reanimieren – jedoch erfolglos.
Das Kriseninterventionsteam eilte an die Unfallstelle und betreute die Angehörigen. Die Kinder sind nach Angaben aus dem Interventionsteam 7 und 9 Jahre alt und mit dem Vater bei Verwandten zu Besuch.
Die Polizei geht von einem Unglücksfall aus: „Wir schließen Fremdverschulden aus“, sagte ein Sprecher des Kommissariats in Goslar. Die Helfer fuhren mit geländegängigen Quads zum Einsatzort. Das Unglück ereignete sich in schlecht erreichbarem Gelände. Das Kriseninterventionsteam war mit zwei Frauen und einem Mann an Ort und Stelle und stand nicht nur der unter Schock stehenden Familie zur Seite. Auch den Einsatzkräften, darunter Rettungsdienst, Bergwacht, Förster und Polizei, wurde Hilfe angeboten.

Nahe der Unglücksstelle am Rammelsberg. Foto: Epping
Sturm bis 143 Kilometer pro Stunde
Bereits im Vorfeld warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor schweren Sturm- und Orkanböen mit bis zu 120 Kilometer pro Stunde auf dem Brocken. Für weitere Gebiete im Harz wurden örtlich Sturmböen von 50 bis 70 Kilometer pro Stunde angekündigt. Wetterbeobachter Arne Bastian aus Bad Harzburg hatte am Vormittag auf dem Brocken Windgeschwindigkeiten von 143 Stundenkilometer registriert. „Ein voller Orkan“, wie er sagte. In Goslar wurden während der Zeit des tödlichen Unglücks, das sich gegen 10.15 Uhr am Rammelsberg ereignet hatte, orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten bis zu 111 Stundenkilometern gemessen.
Der Grund heißt Emir, ein Orkantief, das seit Donnerstagfrüh über Deutschland hinwegzieht. Auch unsere Nachbarländer sind betroffen. Viele Häfen in Frankreich und den Niederlanden sind gesperrt, Strandrestaurants mit Sandsäcken geschützt, einige Bürgermeister haben Ausgangsbeschränkungen verhängt. Auch die Seenotrettung wurde personell aufgestockt.
Umgestürzte Bäume
Am Nachmittag berichtete die Goslarer Feuerwehr von 17 Einsatzstellen im Stadtgebiet und von 36 im Landkreis. In mehreren Orten stürzten Bäume um und blockierten Straßen. So sorgte Emir seit dem Morgen für Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren, bei denen es sich meistens um umgestürzte Bäume handelte. In Seesen kippte ein Baustellenschild auf die Braunschweiger Straße.
Der erste Alarm in Goslar führte die Einsatzkräfte laut Sprecher Michel Langlotz in die Bergstraße. Ziegel drohten von einem Hausdach zu fallen. Mithilfe eines Teleskopladers sicherte die Feuerwehr das Dach, die Straße wurde gesperrt.
Weitere Einsätze: In Jürgenohl musste laut Michael Langlotz der Garten einer Kita gesperrt werden, weil ein Baum hereinzustürzen drohte. Im Neubaugebiet Brunnenkamp entfernte die Feuerwehr einen Baum von der Straße. Auch an der Grundschule Jürgenohl wehte der Sturm einen Baum um, die Feuerwehr sperrte den Bereich ab. Im Krankenhaus löste zudem eine Brandmeldeanlage aus, was sich jedoch als Fehlalarm entpuppte.
Umgestürzte Bäume meldeten die Feuerwehren aus Langelsheim, Bad Harzburg, Clausthal-Zellerfeld, von der L 517 zwischen Schulenberg und Festenburg, von der L 516 zwischen Kreuzeck und Bockswiese sowie aus Mechtshausen. Bei Festenburg wurde zudem eine Stromleitung beschädigt.
Harzturm geschlossen, Brockenbahn fährt nicht
Die Brockenbahn stellte ihren Verkehr für den Donnerstag zwischen Schierke und dem Brocken ein, wie die Harzer Schmalspurbahnen mitteilten. Und auch der gestern eröffnete Harzturm im Oberharz bleibt am Donnerstag geschlossen.
Busausfälle im Oberharz
Aktuell kommt es aufgrund des Sturmes zu Beeinträchtigungen im Busverkehr. Auch die Schülerbeförderung ist davon betroffen, wie der Landkreis berichtet. So musste der Verkehr auf der Linie 830 zwischen Hahnenklee und Kreuzeck und der Linie 841 zwischen Clausthal-Zellerfeld und Schulenberg aufgrund umgestürzter Bäume eingestellt werden. Wann der Busverkehr wieder aufgenommen werden kann, ist derzeit unklar.
Neben den Oberharzer Schulen dürfte es auch Beeinträchtigungen an den weiterführenden Schulen im Bereich Goslar sowie der Adolf-Grimme-Gesamtschule in Oker geben.