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70 Jahre als Ehepaar

Gnadenhochzeit: „Es war Liebe auf den ersten Blick“

Alma und Alfred Karon feiern heute ihre Gnadenhochzeit.  Foto: Hartmann

Alma und Alfred Karon feiern heute ihre Gnadenhochzeit. Foto: Hartmann

Ihre Gnadenhochzeit feiern Alma und Alfred Karon am heutigen Montag. Vor 70 Jahren gaben die beiden sich in Immenrode das Jawort. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt die heute 88-jährige Alma, und ihr Mann (91) nickt dazu.

Von Petra Hartmann Montag, 16.10.2023, 08:00 Uhr

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Goslar. Kennengelernt hatten sie sich durch eine gemeinsame Freundin in Immenrode, die die damals 16-jährige Ostharingerin zu sich einlud und ihr einen netten jungen Mann ankündigte. „Er war ein hübscher Kerl, und er spielte Akkordeon“, erinnert sich Alma Karon. Der gebürtige Immenröder beeindruckte sie auch als Schauspieler, unter anderem war er in einer Aufführung der örtlichen Theatergruppe in der „Bettelprinzessin“ zu sehen. Und auch der damals 18-Jährige war schnell von der jungen Frau eingenommen: „Sie war ein hübsches Mädchen“, schwärmt er noch heute.

Als die beiden im Jahr 1953 geheiratet hatten, lebten sie zunächst in Immenrode. Später zogen sie zur Mutter Alma Karons nach Goslar. In den Jahren nach dem Krieg war Wohnraum schwer zu bekommen, und sie hatten es ganz gut getroffen.

Von Karstadt zu VW

Alfred Karon ist gelernter Orthopädieschuhmacher. Er bestand seine Gesellenprüfung mit „gut“, war dann vier Jahre lang bei der Bundeswehr, arbeitete später 16 Jahre bei Karstadt, danach bis zur Rente bei VW und kümmerte sich dort um Post-Express und Zollabfertigung. Seine Frau war in der Gastronomie tätig, servierte in verschiedenen Restaurants, und noch heute leuchten ihre Augen, wenn sie an die Gäste und die Bewirtung zurückdenkt. Unter anderem war sie im Ausflugslokal in Romkerhall beschäftigt, in der Ratsschenke, im Tanzcafé, in Auerhahn. Ältere Goslarer kennen sie noch aus der „Harlyschenke“, in der sie bis in die 80er Jahre hinein arbeitete. Oder sie erinnern sich noch an ihren Schnellimbiss an der Astfelder Straße neben der Firma Bokelmann. „Das war ein ganz tolles Geschäft“, sagt die 88-Jährige, die den Imbiss schließlich aus Gesundheitsgründen aufgeben musste. Doch auch im Ruhestand konnten die beiden nicht ruhen. Sie machten ihre Liebe zu Antiquitäten zum Beruf, kauften Möbel, Puppen und Gemälde auf Flohmärkten auf und verkauften sie mit Gewinn wieder.

Inzwischen ist es ruhiger geworden um das Ehepaar. Alfred Karon ist auf den Rollator angewiesen und verlässt die Wohnung nur noch selten. Zu den Singabenden seines Chors – er war ursprünglich im Immenroder Gesangverein, später in Goslar – kann er nicht mehr gehen. Und auch die Zeit als Mittelstürmer in Immenrode ist längst vorbei. Viel Lesen und Brettspiele gehören zu seinen Hobbys: „Meine Frau heißt Alma, darum spiele ich Halma“, reimt er und lacht. Wenn seine Frau vor dem Fernseher sitzt – sie liebt „schöne alte Filme“ – zieht er sich meist in den Nebenraum zurück und spielt ein wenig an seiner elektronischen Orgel. „Er ist ein lustiger Vogel“, sagt seine Alma.

Heute wollen die Karons noch einmal groß feiern wie in alten Zeiten und ihre Freunde und Verwandtschaft daheim bewirten. „Wir haben das ganze Leben lang gern gefeiert und viele Gäste gehabt“, sagt die Gnadenbraut. Das sei das Wichtigste: Mit allen gut auskommen, zusammen reden, miteinander feiern.

Die beiden hatten eine Tochter und einen Sohn, der leider vor sieben Jahren verstarb. Enkelkinder gibt es keine, aber eine Patentochter, die eine Tochter hat. Insgesamt werden etwas über 20 Gäste erwartet. Nicht mit dabei sein wird allerdings die alte Freundin aus Immenrode, die das Paar seinerzeit zusammengebracht hat. Sie wanderte schon vor langer Zeit nach Amerika aus. So hat sie nie erfahren, dass sie eine Ehe gestiftet hat, die seit 70 Jahren alle Lebensstürme überstanden hat.

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