Frauenhilfe Bündheim: 110 Jahre Kampf gegen Not und Elend

Die Gründungsurkunde aus dem Jahr 1912 hat die Jahrzehnte auf dem Dachboden des Hotels Deutsches Haus gut überstanden.Repros: Schlegel
Die Bündheimer Frauenhilfe feiert am 9. Oktober ihren 110. Geburtstag. 1912 wurde sie gegründet, um Menschen zu helfen, die durch Krieg oder andere Katastrophen in Not und Elend lebten. Und auch heute noch ist die Hilfe der Frauen gefragt.
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Bündheim. Es ist kein rundes Jubiläum, aber ein stolzer Geburtstag: Die Frauenhilfe Bündheim wird 110 Jahre alt. Gegründet wurde sie am 12.Oktober 1912 und fast auf den Tag genau 110 Jahre später –nämlich am Sonntag, 9. Oktober – wird das gefeiert. Die Bündheimer Frauenhilfe ist die älteste in Bad Harzburg und eine der ältesten im Braunschweiger Land, berichtet Elke Leifer, aktuelle Teamleiterin der 35-köpfigen Gruppe.
Der kirchliche Hülfsverein
Die Geschichte der Frauenhilfe allgemein reicht zurück ins 19. Jahrhundert. Als seinerzeit die industrielle Revolution im vollen Gange war, lebten immer mehr Menschen, speziell Arbeiterfamilien, unter miserablen Bedingungen. Krankenkassen und anderen Schutz vor Leid, Krankheit und Elend gab es nicht. Viele kirchliche Gruppen wurden in der Sozialarbeit tätig, und es war Kronprinzessin Auguste Viktoria, die 1887 diese Gruppierungen bündelte. Der „evangelisch-kirchliche Hülfsverein“ wurde gegründet, aus dem am 1. Januar 1898 die Frauenhilfen hervorgingen. Jede bekam in den Anfangsjahren eine Gründungsurkunde, ausgestellt von der Kronprinzessin persönlich. Die der Bündheimer trägt das Gründungsdatum 12. Oktober 1912 und war vor 20 Jahren durch Zufall von Gerhard Herbst auf dem Dachboden des ehemaligen Hotels Deutsches Haus in Schlewecke gefunden worden. Herbsts Großmutter Helene, eine Gastwirtsfrau, war nämlich von 1928 bis 1946 Leiterin der Frauenhilfe.
Aber was tut so eine Frauenhilfe eigentlich? Sie hilft, lindert Not, unterstützt Menschen, und natürlich sind auch die Frauenhilfsschwestern füreinander da. In den Anfangsjahren war es das Elend der Familien währen der Industrialisierung, alsbald aber auch das der Menschen im Ersten Weltkrieg, speziell das der Kriegswitwen. In all den folgenden Jahren und Jahrzehnten gab es immer irgendeine Not, von der Weltwirtschaftskrise über den fürchterlichen Zweiten Weltkrieg bis hin zur schweren Nachkriegszeit. Die Frauenhilfen passten sich an all diese Phasen an und waren stets bereit, zu helfen.
Kampf gegen Einsamkeit
So schlecht wie während der Kriege oder der Hungersnöte ist die Lage der Menschen heutzutage gottlob nicht. Aber Elke Leifer und ihre Mitstreiterinnen registrieren seit einigen Jahren durchaus wieder die Notwendigkeit, ganz konkret zu helfen. Das haben sie zwar schon immer getan, mit Geldspenden für gemeinnützige Organisationen zum Beispiel. Aber durch die Corona-Zeit und sicherlich auch durch die aktuelle wirtschafts- und weltpolitische Lage ist die Hilfe am Menschen gefragt.

Gruppenbilder, die zum 100-jährigen Jubiläum 2012 zusammengetragen worden waren, unter anderem auch eins aus dem Jahr 1938.
Die sind mittlerweile wieder möglich, und so wird sich die Frauenhilfe auch am Sonntag zu einem Gottesdienst in der Bündheimer Schlosskirche treffen, Beginn ist um 10 Uhr. Der Flötenkreis der Gemeinde wird spielen und Pfarrer Dirk Westphal – ohnehin ein treuer Begleiter der Frauenhilfe – die Predigt halten. Anschließend treffen sich alle zum gemeinsamen Mittagessen mit kleinem Geburtstagsempfang im Gemeindehaus, wo auch besonders langjährige Frauenhilfsschwestern geehrt werden.
Am 10. Oktober findet im Zusammenhang mit dem Geburtstag eine Versammlung mit Kaffeetafel im Gemeindehaus statt. Beginn ist um 15 Uhr. Eingeladen sind neben Mitgliedern auch Interessierte. Denn die Frauenhilfen – auch die Bündheimer – haben Nachwuchssorgen. So wie viele Vereine werden die Mitglieder immer älter, und die Quote zwischen Abgängen –aus welchen Gründen auch immer, meiste allerdings Tod –und Neuaufnahmen sei vielleicht 10 zu 1, bedauert Elke Leifer. Die Frauenhilfe braucht also dringend selbst Hilfe – in Form neuer Mitstreiterinnen.