Fichtenfällen bei Braunlage: „Die grünen Bäume bleiben stehen“

Am Dienstagmorgen ist der Waldweg vom Schlesierweg zum Schmiedeberg gesperrt, weil das Forstamt Lauterberg auch in diesem Bereich Bäume fällen lässt. Foto: Eggers
Der Kampf gegen den Borkenkäfer und für einen neuen Wald geht weiter. In diesen Tagen sind in der Stadt Braunlage vor allem im Bereich des Schmiedebergs Motorsägen zu hören. Auf der Erhöhung lässt das Forstamt Lauterberg Dutzende Fichten fällen.
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Braunlage. Der Wald rund um die Oberharzstadt ist wieder etwas kleiner: Im Bereich des Schmiedebergs bei Braunlage hat das niedersächsische Forstamt Lauterberg in den vergangenen Tagen etliche Bäume fällen lassen. Dabei denken die Förster bereits an den Waldumbau und haben Neuanpflanzungen im Blick, wie Stefan Fenner, der Leiter des Forstamts, auf Anfrage mitteilt.
Ein Mosaik aus Freiflächen und Totholz entsteht derzeit in den Gebieten, in denen sich der Borkenkäfer ausgetobt hat. Und das ist in vielen Bereichen rund um Braunlage, St. Andreasberg und Hohegeiß der Fall. Der Schädling hat bereits mehr als 3000 Hektar Fichtenwald im Oberharz zerstört, teilt das Forstamt Lauterberg mit.
Der Borkenkäfer legt dabei unter der Rinde der Fichten verborgen die Eier ab. Die schlüpfenden Larven fressen die wichtigsten Schichten, unter anderem das Wachstumsgewebe unter der Rinde, und zerstören damit die Lebensadern des Baumes und somit den Saftfluss. Das führt zum Absterben der Fichte. Der Schädling vermehrt sich dabei wie ein Virus. Aus einem Käferpärchen können dabei in bis zu fünf nachfolgenden Generationen mehr als 100.000 neue Tiere entstehen.
Zu viele Borkenkäfer
Während der Nationalpark Harz das Insekt nur im Randbereich zu den Wirtschaftswäldern bekämpft, ansonsten aber nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ verfährt, verfolgen die Betreiber der Wirtschaftswälder eine andere Philosophie. Das Forstamt Lauterberg beispielsweise hat die Ausbreitung des Borkenkäfers von Beginn an konsequent bekämpft, jedoch ohne Erfolg.

Im Bereich des Schmiedebergs bei Braunlage, am sogenannten Schlangenweg, sind in den vergangenen Tagen Dutzende von Bäumen gefällt worden. Foto: Eggers
Hunderttausende von Fichten, die vom Borkenkäfer befallen waren, hat das Forstamt fällen lassen, um die Ausbreitung zu verhindern. Weiter sind vor drei Jahren zusätzlich moderne Fallen aufgestellt worden, die den Schädling anlocken und töten sollten. „Doch es waren einfach zu viele“, sagt Stefan Fenner. Die Massenvermehrung des Borkenkäfers konnte so nicht vermieden werden.
Unter anderem hatten die Fachleute zu Beginn der Krise vor fünf, sechs Jahren noch geglaubt, der Borkenkäfer würde nur 500 bis 600 Meter weit fliegen können. Aus diesem Grund war der Schutzstreifen zwischen Nationalpark und den Forstämtern auf eine solche Breite festgelegt worden. Heute weiß die Wissenschaft, dass der Borkenkäfer auch schon mal Strecken von bis zu fünf Kilometern überwinden kann, wenn der Wind günstig steht.
Neupflanzungen geplant
Für zusätzliche Probleme, den Wald zu retten, sorgten die trockenen Sommer. Sie verhinderten, dass die Bäume ausreichend Harz produzieren und die Borkenkäfer herausschwemmen konnten. Bäume, die durch Windwurf und Schneebruch fielen, lockten die Schädlinge zusätzlich an.
Mittlerweile schaut das Forstamt Lauterberg nach vorn und konzentriert sich auf die Neuanpflanzungen, ohne den Schutz der vorhandenen Bäume zu vernachlässigen. Im Hinblick auf die Holzernte derzeit betont Stefan Fenner: „Die grünen Bäume bleiben natürlich stehen.“ Doch wie lange sie noch grün sind, wann und wie heftig der Borkenkäfer-Flug in diesem Jahr wird und wie der Schädling weiter bekämpft werden soll, könne er derzeit noch nicht sagen.
Am Schmiedeberg jedenfalls, über den der bei Wanderern beliebte Schlangenweg führt, haben die Bäume gefällt werden müssen, ebenso am Wurmberg, unter anderem auch aus Gründen der sogenannten Verkehrssicherungspflicht. So soll verhindert werden, dass Wanderer, Mountain-Biker oder auch Wintersportler sich verletzen.
„Wir wollen aber einen Teil der abgestorbenen Bäume zum Schutz der Neuanpflanzungen stehen lassen“, erklärt der Leiter weiter. Vor allem die Buche stehe nicht gern allein auf weiter Flur. Welche Baumarten am Schmiedeberg aber neu gepflanzt werden, steht ebenfalls noch nicht fest, führt er weiter aus.