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Bürgermeisterin Lucksch hakt nach

Fehlender Bohrschein: Bürokratie-Irrsinn an Goslars Grundschulen

Stühle in der Schule: Zuletzt waren auch Fremdfirmen im Einsatz, um bei Einschulungen am Samstag das Mobiliar zu stellen.. Symbolfoto: dpa

Stühle in der Schule: Zuletzt waren auch Fremdfirmen im Einsatz, um bei Einschulungen am Samstag das Mobiliar zu stellen.. Symbolfoto: dpa

Was ist bloß an den Goslarer Grundschulen los? Bürgermeisterin Renate Lucksch (SPD) überrascht mit einer langen Fragenliste, die sich mit Hausmeister-Tätigkeiten befasst und sich um teure Fremdbestuhler und fehlende Bohrscheine dreht.

Von Frank Heine Montag, 21.11.2022, 14:00 Uhr

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Goslar. Den dicken Hammer packte Vorsitzende Renate Lucksch (SPD) erst gegen Ende einer bis dato vergleichsweise betulich verlaufenen Sitzung des Ausschusses für Bildung, Familie und Sport in Form einer elf Fragen umfassenden Liste aus. Alle zielten auf Tätigkeiten, mit denen das Goslarer Gebäudemanagement (GGM) und seine Objektbetreuer die Grundschulen unterstützen. Oder eher behindern?

Renate Lucksch

Renate Lucksch

Dass Bürgermeisterin Lucksch ein Fan fester Zuständigkeiten ist und sich den guten, alten Hausmeister zurückwünscht, weiß in Schulkreisen ziemlich jeder. Ebenso bekannt ist aber, dass sie dort exzellent vernetzt ist. Als sie deshalb am Donnerstagabend nach mehr als zwei Stunden Haushaltsdebatte und anderer Beratungen einen dicken Packen Zettel aus der Tasche zog und verteilte, war schon zu ahnen, dass ein Papier mit Sprengstoff herumging.

Vom Schlagen eines Nagels in die Wand bis zur Rohrverstopfung

In Frageform gegossen, aber als deutliche Kritik formuliert, wollte Lucksch wissen, ob es richtig sei, dass Schulen – und auch Kindertagesstätten – bis zum eigentlich schon für Anfang September versprochenen Inkrafttreten von Arbeitsplatzbeschreibungen für jede Art von Handwerksarbeiten Drittfirmen beauftragen müssten. Die Palette reiche vom Schlagen eines Nagels in die Wand bis zur Rohrverstopfung. Und sei es korrekt, dass mindestens eine Ohlhöfer Firma für haushaltsnahe Dienstleistungen einen Rahmenvertrag mit dem GGM habe, die auf Zuruf und per Bestellung das Bestuhlen etwa für Einschulungen vornehme – und zwar zulasten der Schulbudgets?

Die Objektbetreuer wiederum erledigten in diesen Fällen nur den Türschließdienst und dürften selbst nicht mit anfassen? Nicht offiziell bestätigten GZ-Informationen zufolge kommen dort nach ersten Recherchen jeweils Summen im drei- bis vierstelligen Bereich zusammen.

Vielleicht fast noch ärgerlicher aus Luckschs Sicht: In Zeiten, in denen die Schulen sehnlich auf digitale Unterstützung hoffen, seien offenkundig die lange georderten und endlich gelieferten White Boards und elektronische Panels in einem Auftragswert von 44.000 Euro für mindestens drei Monate im Lager verschwunden, weil sie nicht angebracht werden durften – Digitalpakt geht anders.

Zertifikat nachgeholt: Wird es eigentlich nur in Goslar verlangt?

Als Grund für diese Verzögerung hat Lucksch das Fehlen eines sogenannten Bohrscheins ausgemacht. Die Fachfirma habe demnach niemanden mit diesem Zertifikat gehabt, ein Mitarbeiter habe diesen Schein nachträglich erwerben müssen. „Ist es weiterhin richtig, dass diese Fachfirma nur für den Auftrag in Goslar diese Qualifikation extra erlangen musste, aber in keiner anderen Stadt bzw. keinem anderen Auftraggeber je danach gefragt wurde?“, hakt die Bürgermeisterin weiter nach – abgesehen davon, dass offenbar niemand im GGM über diese „doch so unabdingbare“ Arbeitsvoraussetzung verfüge.

Auf Antworten muss Lucksch wohl noch ein wenig warten. Eine GZ-Anfrage bei der Stadt beschied Sprecherin Daniela Siegl am Freitagnachmittag: „Der umfangreiche Anfragenkatalog liegt seit Donnerstagabend vor. Diesen wird die Verwaltung sorgsam prüfen und anschließend beantworten.“ Ob dafür vielleicht auch ein spezieller Schein vonnöten ist?...

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