Faszinierende Einblicke in das Liebesleben der Vögel
Zwei Turteltauben kommen sich näher. Die Vogelart ist ein Symbol der Liebe, aber vom Aussterben bedroht. Foto: dpa
Sind Vögel treu wie Tauben oder stecken hinter ihrem Zwitschern ganz andere Paarungsstrategien? Ernst Paul Dörfler enthüllt in seinem Buch „Das Liebesleben der Vögel“ die faszinierenden Geheimnisse der Vogelwelt – mit einer Prise Kabarett und wertvollen Botschaften für uns Menschen.
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Meisen nehmen es mit der Treue nicht so ernst, die Jungen in einem Nest stammen oft von mehreren Vätern. Heckenbraunellen suchen sich einen Zweitmann als Zusatz-Versorger, wenn die Nahrung knapp ist. Große Vögel wie Kraniche und Schwäne gelten als treu und unzertrennlich. Und im Ententeich geht es mitunter so rabiat zu, dass darüber hier besser geschwiegen wird.
Ernst Paul Dörfler signiert eine Ausgabe seines jüngsten Buches. Foto: Stade
Vogelbücher boomen: Werk trifft den Nerv der Zeit
Vogelbücher haben Konjunktur, zuletzt gab es immer fantasievollere Betrachtungen auf dem Buchmarkt: satirisch-soziologische Erkundungen etwa („Kritik der Vögel“) oder ein germanistischer Blick auf Vogellaute („Singt der Vogel, ruft er, schlägt er“).
Ernst Paul Dörfler liefert nun eine weitere Sicht. In der Remise in Wernigerode, wo er seine ornithologische Liebeskunde auf Einladung des Buchhändlers und Kulturförderers Rainer Schulze präsentierte, kündigte er eine „Buchvorstellung mit kabarettistischer Note“ an. Damit erklärte er seine vielen Anspielungen der Eigenheiten des Vogel-Liebeslebens auf die amourösen Eigenheiten der Menschen. Dörfler will Naturwissen alltagssprachlich vermitteln. Überhaupt menschelt es, wenn Dörfler den virtuosen Stimmenimitator Star als Künstlernatur bezeichnet oder Heckenbraunellen „komplexe Paarbeziehungen“ zuschreibt. Die untreue Meise übrigens ist bei ihm ein „Fremdflieger“.
„Buchvorstellung mit kabarettistischer Note“: Dörfler präsentiert sein Werk in Wernigerode
Ernst Paul Dörfler ist zurzeit auf Lesetour. Nach Wernigerode standen Erlangen, Weimar, Leipzig und Berlin an. Wernigerode besucht er am 11. Juni abermals und ist Gast an der Hochschule Harz. Dörfler berichtete, auch der Nabu in Goslar habe sich um einen Termin bemüht, aber zu dem Zeitpunkt sei er bereits komplett ausgebucht gewesen.
Von Haus aus ist Dörfler (Jahrgang 1950) Ökochemiker, das hat er studiert und in dem Beruf zu DDR-Zeiten gearbeitet. Umweltthemen liegen ihm am Herzen. Längst arbeitet er Schriftsteller, das Vogelbuch ist sein 15. Werk. Am liebsten widmet er sich Flüssen und der Vogelwelt. Seine Schilderungen verbindet er mit Botschaften, schließlich war er im November 1989 Mitbegründer der Grünen in der zusammenbrechenden DDR. So schreibt Dörfler darüber, dass die Menschen von den Vögeln Nestwärme lernen könnten und auch ökologische Kompetenz, weil die Vögel ihre Umwelt nicht zerstören würden.
Dörfler erklärt die Geheimnisse der Paarungsstrategien
Manch eine Botschaft klingt sehr einfach. Etwa, wenn er berichtet, dass die Vögel ohne großes Gepäck auf die Reise gehen und dann dazu überleitet, die Menschen sollten den „Überkonsum lassen“ und sich mehr Zeit für Zuwendung nehmen. Es gibt aber auch den Dörfler, der wissenschaftlich argumentiert und erklärt, warum in der Vogelwelt üblicherweise die Männchen als Sänger hervortreten, warum der männliche Pfau einen so gockelhaft großen Federschweif hinter sich herzieht, dass dieser ihn am Fliegen hindert, warum das Amselmännchen mit seinem leuchtend orangefarbenen Schnabel auffallen will und warum die unscheinbare Nachtigall sich angesichts ihres prächtigen Gesangs ein schmuckloses Federkleid leisten kann. In der Natur gibt es eben meist für alles eine gute Erklärung.