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Rammelsberg in Goslar

Endspurt für den Welterbe-Chef Gerhard Lenz

Dieses Revier bereitet ihm sichtlich Freude: Welterbechef Gerhard Lenz in der Waschkaue am Rammelsberg.  Foto: Kleine

Dieses Revier bereitet ihm sichtlich Freude: Welterbechef Gerhard Lenz in der Waschkaue am Rammelsberg. Foto: Kleine

Welterbe-Chef Gerhard Lenz (65) ist im beruflichen Endspurt: Zum 1. Februar 2024 geht der Museumsleiter und Stiftungsdirektor am Rammelsberg in den Ruhestand. Die Stelle für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin ist bereits ausgeschrieben.

Von Jörg Kleine Montag, 26.06.2023, 05:58 Uhr

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Goslar. „Der Lenz ist da“, hieß es im Juli 2012. Nun geht der Lenz bald wieder – aber nicht sofort, sondern erst zum 1. Februar 2024. Und als Mensch wird er der Kaiserstadt und der Harz-Region erhalten bleiben.

Die Ausschreibung am Rammelsberg läuft

Geheimniskrämerei betreibt Gerhard Lenz dabei nicht, zumal der Job um seine Nachfolge aktuell an verschiedenen Stellen bereits ausgeschrieben ist: „Geschäftsführung/Museumsleitung für das Weltkulturerbe Rammelsberg – Museum & Besucherbergwerk und Direktorin/Direktor für die Stiftung Welterbe im Harz (m/w/d)“ wird gesucht – ob auf der Seite des Deutschen Museums-Bundes oder auf der Homepage des Rammelsberges.

„Zum 1. November 2023 oder später“ soll die Position des neuen Welterbe-Chefs besetzt werden, zunächst befristet auf fünf Jahre – aber mit der Option auf Verlängerung. Solche Laufzeitverträge sind für Geschäftsführer in unterschiedlichsten Branchen üblich. Außerdem lassen sich in fünf Jahren auch wirksam Meilensteine für die weitere Zukunft setzen.

Welterbe ist ein Erlebnisraum

Gerhard Lenz ist das nach seinem Dienstantritt am 1. Juli 2012 in Goslar schnell gelungen. Er hat das zerfaserte Welterbe im Harz zusammengeführt, sichtbarer und greifbarer gemacht, zu einem Erlebnisraum für Bewohner, Besucher und Touristen, er hat Förderprogramme genutzt und wichtige Investitionen umgesetzt – ob in Goslar, Clausthal-Zellerfeld oder Kloster Walkenried, ob Rammelsberg oder Oberharzer Wasserwirtschaft. Das alles natürlich nur mit einem engagierten Team, wie Lenz unterstreicht. Das ist ihm besonders wichtig.

Von Dessau über Borken nach Goslar

Lenz hat sich als Glücksfall erwiesen, auch weil er in Personalunion die Aufgaben als Geschäftsführer am Rammelsberg und als Direktor der Welterbestiftung im Harz meistert. Das Rüstzeug dafür brachte er aus dem Studium und verschiedenen beruflichen Stationen mit.

Lenz studierte Geschichte, Soziologie und Ethnologie an der Uni Göttingen. Später arbeitete er dort in der Geschichtswerkstatt, einer eigenen Institution zur Erforschung der lokalen Geschichte. 1993 wechselte Lenz ans Bauhausmuseum in Dessau – zunächst als Leiter für studentische Projekte, dann bis Ende 1999 als Leiter der wissenschaftlichen Abteilung.

Der nächste Sprung führte Lenz Anfang 2000 ins nordhessische Borken. Eine Kleinstadt, aber mit großer Aufgabe: Lenz entwickelte einen Themenpark zu Braunkohle-Bergbau, Energie, Landschaftswandel und Rekultivierung. Ab 2005 war Lenz dann nicht nur Chef des Hessischen Braunkohle-Bergbaumuseum in Borken, sondern auch der städtischen Abteilung für Kultur und Tourismus.

Bergbau, Energie und Kulturwandel als Leidthemen

Museum, Bergbau, Wandel der Kulturlandschaft, Energie – das zieht sich thematisch wie ein roter Faden durch seine Vita. Hinzu kommt die Erfahrung aus Tourismus und Verwaltung. Auf diese Säulen konnte Lenz als neuer Welterbechef in Goslar und im Harz bauen.

Aber auch die private Vita mag ein Erfolgsfaktor gewesen sein. Gerhard Lenz stammt aus Korbach im Waldecker Land. Das liegt im Norden Hessens, aber hat doch seine ganz eigene Historie, Landschaft und Sprache: Willingen mit Bergvolk und Wintersport, Edersee mit Tourismus, Korbach als mittelalterliche Hansestadt – und Hochdeutsch als Sprache. Von Bembeln und Babbeln ist Lenz so weit entfernt wie der Harz von der Nordseeküste.

Am 1. Februar 2024 soll nun Schluss sein für ihn am Rammelsberg? Gerhard Lenz scheint nach elf Jahren selbst ein wenig überrascht zu sein, wenn er darauf angesprochen wird. Alles dreht sich weiterhin um die Museen, Ausstellungen, das Welterbe und die nächsten Meilensteine für die Zukunft. Deshalb soll sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin möglichst ab November schon für die herausfordernde Aufgabe eingearbeitet werden.

„Ich hatte damals nur eine kleine Mappe mit zwölf DIN-A-4-Seiten“, sagt Lenz mit Augenzwinkern. Auch seinen Humor hat er sich über all die intensiven beruflichen Jahre bewahrt.

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