Eintracht-Legende erzählt in Bad Harzburg von seinem Leben

Natürlich gibt es auch Autogramme. Horst Fenker bekommt eins auf sein Eintracht-Trikot. Foto: Weber
Der ehemalige Eintracht-Braunschweig Torhüte Horst „Luffe“ Wolter plauderte am Freitag in der Bücher-Heimat über seine Laufbahn und sein Leben. Dabei verriet er auch, wer heute sein Lieblingsverein ist und wer ihm die meisten Tore eingeschenkt hat.
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Bad Harzburg. Wenn eine Fußballgröße zu Gast ist, kann man mit einem vollen Stadion rechnen. In diesem Fall mit einer vollen Buchhandlung. Knapp sechzig Zuhörerinnen und vor allem Zuhörer freuten sich am Freitagabend darauf, Geschichten rund um den Fußball im Allgemeinen, Eintracht Braunschweig im Besonderen, den Ball als solchen, einzelne Spieler und Vereine und über eine Zeit zu hören, als es noch keine Bengalos gab, sondern einfach nur viel Beifall. In Bad Harzburg kann wohl kaum ein anderer eben solche Geschichten besser erzählen, als Torwartlegende Horst Wolter.
Der Lieblingsverein?
Im Gespräch mit „Talkmaster“ Detlef Link, Stadtbüchereileiter und beinharter Eintracht-Fan, entstand ein interessanter und kurzweiliger Abend rund um den Fußball-Sport. Wolter, der von 1961 bis 1972 Torhüter bei Eintracht Braunschweig war und dann bis 1977 bei Hertha BSC im Tor stand, war auch Nationaltorhüter. Von 1967 bis 1970 war er die Nummer Zwei hinter Sepp Mayer. Auf die Frage, für welche Mannschaft denn heute sein Herz schlage, war die Antwort ganz klar: Eintracht Braunschweig, die Mannschaft, mit der er 1967 Deutscher Fußballmeister wurde. Allerdings hoffe er auch für Hertha und wünsche sich, dass beide Vereine den Klassenerhalt schaffen würden.
Das sei momentan ein „trostloser Alltag“, daher kamen Wolter die Fragen von Detlef Linke zu seinem Werdegang und Aufstieg sehr recht, es ging sozusagen erzählerisch zurück „in glorreiche Zeiten“. Angefangen hatte alles an einer großen Hauswand in Brandenburg und mit Toni Turek als Idol. Als seine Familie später nach Berlin zog, konnte er endlich richtig trainieren.

Horst Wolter im Gespräch mit Detlef Linke.
Beim SC Charlottenburg erkannte man schnell, dass er „ein untalentierter Feldspieler war“. „Ich hatte meinen linken Fuß nur, damit ich nicht umfiel“, erzählte Wolter lachend. „Außerdem machte ich eine anstrengende Lehre zum Bäcker und Konditor im Familienbetrieb. Morgens um vier raus und nach der Arbeit zum Training, das ging nicht lange gut.“ Als Torwart habe er weniger laufen müssen, daher wechselte er auf diese Position und dort blieb er auch nach dem Umzug nach Braunschweig. Dass er dort unter Erfolgstrainer Helmuth Johannsen und mit der Hilfe von Torwart Johannes Jäcker Deutscher Meister werden sollte, ahnte er zunächst natürlich nicht.
Woher kommt der Name „Luffe“?
So plauderten Linke und Wolter sich durch den Abend. Natürlich kam da der Bundesliga-Skandal von 1972 zur Sprache, die Differenzen zwischen Wolter und Trainer Otto Knefler blieben ebenfalls nicht unausgesprochen, und natürlich musste noch nach dem Spitznamen Luffe gefragt werden. Ganz einfach, eine Luffe sei in Braunschweig ein Brötchen und er, Wolter, sei ja zu der Zeit noch Bäcker gewesen.
Einen Hauptberuf habe er übrigens immer gehabt, habe in Wolfenbüttel eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Zu seiner Zeit habe kein Spieler vom Profifußball leben können. Das sei anstrengend gewesen und manchmal hinderlich, wenn Trainingszeiten und berufliche Termine kollidierten, trotzdem glaube er, dass Geld in dem Maße, wie es heute im Sport eingesetzt werde, auch viel Schaden anrichte.
Etwas Rilke zum Schluss
Dem Publikum gefiel der Abend sichtlich, was auch an den vielen Fragen im Anschluss zu spüren war. Auf das Verhältnis zwischen Braunschweig und Hannover angesprochen, antwortete Horst Wolter, es habe zu seiner Zeit eine faire sportliche Rivalität gegeben. Aber nicht solche Szenen, die sich heute abspielten. Er fände das auch furchtbar und verstehe es nicht.
Wer sein unliebster Gegner gewesen sei? Gerd Müller, der habe ihm 20 Tore verpasst. Diese Antwort war sicher nicht unerwartet für die Gäste, unerwartet und schön war dann aber, dass Horst Wolter sein Publikum mit einem Rilke-Gedicht in den Abend entließ: „Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es wie ein Fest."
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