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Begehrter Rohstoff aus dem Wald

Die Holzdiebe schlagen im Harz wieder zu

Fichtenstämme, zu einem Polter gelagert, am sogenannten Schlangenweg in Braunlage.  Fotos: Eggers

Fichtenstämme, zu einem Polter gelagert, am sogenannten Schlangenweg in Braunlage. Fotos: Eggers

Bereits 2013 gab es eine Reihe von Holzdiebstählen im Harz, jetzt schlagen Diebe wieder vermehrt zu: Das Forstamt Clausthal verzeichnet in diesem Jahr bereits den Verlust von mehreren Stapeln mit Baumstämmen, auch Kaminholz wird geklaut.

Von Oliver Stade Dienstag, 25.10.2022, 06:00 Uhr

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Harz. Holz ist wieder teuer und gefragt: Der Rohstoff ist so begehrt, dass der Diebstahl im Wald derzeit zunimmt. Das Forstamt in Clausthal berichtet von drei größeren Fällen in diesem Jahr. Der jüngste Diebstahl ereignete sich im Sommer, als ein sogenannter Polter mit Langholz verschwand.

Den Schaden beziffert Christian Schulz, beim Niedersächsischen Forstamt in Clausthal als Dezernent für Holzverkauf und Forstbetrieb zuständig, auf 13.500 Euro. Die Diebe müssen mit drei oder vier Lkw angekommen oder mehrmals gefahren sein. Fachleute wie Schulz nehmen an, dass die Täter tagsüber zuschlagen. „Das ist keine Nacht- und Nebelaktion, das würde zu sehr auffallen.“ Die Polizei sei wachsam, wenn Fahrzeuge nachts im Wald unterwegs sind. Ein Lkw-Fahrer habe ihm kürzlich berichtet, er sei deswegen angehalten worden und habe seinen Abfuhrschein vorzeigen müssen, der belegt, dass er berechtigt ist, Holz aus dem Wald zu holen.

Vielfach begehrt

Gestohlen werde gegenwärtig nicht nur das Langholz, das an Sägewerke geliefert und überwiegend für den Möbelbau verwendet wird. Einem Kollegen sei vorige Woche das komplette Brennholz geklaut worden, das zerkleinert und abholbereit an einem Waldweg gelegen habe, berichtet Schulz. Forstamtsleiter Ralf Krüger sagt, selbst Reststücke am Weg, die von den eingeschnittenen Bäumen stammen, und nicht gleich weggefahren wurden, würden verschwinden.

 

Kaminholz ist in Zeiten der Energiekrise gefragt wie selten zuvor. Entsprechend teuer und schwer zu bekommen sind die Scheite derzeit.

Kaminholz ist in Zeiten der Energiekrise gefragt wie selten zuvor. Entsprechend teuer und schwer zu bekommen sind die Scheite derzeit.

Holz ist wieder knapp geworden, wer einen Kaminofen hat, weiß das. Eine Bad Harzburgerin berichtet, als sie im Sommer bei ihrem Händler angerufen habe, von dem sie seit Jahren Holz für ihre zwei Kaminöfen bezieht, habe der ihr geantwortet, sie könne sich gerne im November noch mal melden. Er könne ihr aber nicht versprechen, ob dann tatsächlich Brennholz lieferbar sei.

Für Forstämter wie das in Clausthal ist die Situation eigentlich gut. Der Festmeter Rundholz, also ein Kubikmeter, kostet aktuell 90 Euro, sagt Christian Schulz. 2019 hatte der Preis für die Stämme, die als sogenanntes Fichten-Langholz vor der Abfuhr an Waldwegen lagern, mit 30 Euro einen Tiefpunkt erreicht. Orkan Friederike war im Januar 2018 durch Europa getobt, hatte zahllose Bäume flachgelegt und „das Angebot drastisch erhöht“, wie Schulz sagt. Gegenwärtig liege der Preis wieder so hoch wie im Sommer vor der Krise. 2021 seien Dachlatten knapp geworden und Schüttholz gefragt gewesen. Mittlerweile sei Bauholz zwar nicht mehr „so begehrt“, dafür sei Brennholz „gefragter denn je“.

Ein Feld für Betrüger

Die Preise für Brennholz unterscheiden sich allerdings vom Langholz, allein deswegen, weil für den Kamin gerne die teurere Buche genommen wird und das Holz entsprechend zerkleinert und vor allem gelagert werden muss. Im Internet werden für den Raummeter Preise von rund 170 Euro an aufwärts aufgerufen. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtet, dass Kaminbesitzer für Betrüger derzeit eine „gefragte Zielgruppe“ seien. Beim Bundesverband Brennstoffhandel gebe es eine Liste mit mutmaßlichen Fake-Shops, die gegen Vorkasse vorgeben würden, Brennholz auf Lager zu haben.

Dass die Brennholz-Nachfrage in der Energiekrise enorm gestiegen ist, spürt auch Marcel Möller, Betriebsleiter der Stadtforst Goslar. Geklaut wurde noch nichts in den Wäldern der Stadt Goslar, sagt er. Aber Nachfragen nach Brennholz gebe es „deutlich mehr“, seit die Preise für Gas, Öl und Strom in die Höhe schossen. Möller sagt deswegen, er versuche zumindest, alle Nachfragen „zu bedienen“, wenn jemand im Wald Brennholz machen wolle. Dies helfe möglicherweise, damit niemand auf dumme Gedanken komme.

Sender im Stamm

Als vor allem 2013 eine Serie von Holzdiebstählen im Harz und anderswo aufschreckte, begannen die Forstleute, GPS-Sender in Holzstämmen zu verstecken, um Diebe aufspüren zu können. Ein Sender, so hieß es seinerzeit, koste 500 Euro. Die Landesforsten wollen jetzt wieder verstärkt darauf setzen, Diebe mit der Technik abzuschrecken oder aufzuspüren. Doch dem Vernehmen nach ist die Anzahl der Tracker überschaubar. In der Stadtforst wird noch kein Sender eingesetzt. Betriebsleiter Möller sagt aber, der „eine oder andere Holzkäufer“, der aus Goslar seine Stämme holt, setze die Technik ein.

Im Nationalpark ist derzeit kein Fall von Holzklau bekannt. Ein Mitarbeiter aus der Verwaltung in Wernigerode meint, wahrscheinlich sei im Nationalpark zu viel los und die Gefahr für Diebe zu groß, entdeckt zu werden.

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