Dem Goslarer Bergbau und der Geschichte des Erzes auf der Spur

Auf den Spuren der Bergleute: Die Teilnehmer der Bürgerführung. Foto: Habel
Auf den Spuren der Bergleute durch Goslar: Dietrich Zychla zeigte 15 Gästen auf einer besonderen Stadtführung, wie der Erzabbau die Geschichte der Stadt prägte. Vom Nagelkopf am historischen Rathaus bis zum Unesco-Welterbe Rammelsberg ging die Tour.
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Goslar. „Glück auf! Über Jahrhunderte hingen Goslar und der Bergbau fest zusammen“, begrüßt Dietrich Zychla am Samstagmorgen die 15 Gäste aus In- und Ausland. Am Marktplatz haben sie sich versammelt zur Bürgerführung „Dem Bergbau auf der Spur“. Stadtführer Zychla wird sie in den nächsten Stunden zu Plätzen leiten, an denen heute noch die Geschichte lebendig ist.
Die Gruppe begibt sich zu einem Gebäude am Hohen Weg, errichtet mit Sandstein vom Sudmerberg. Zychla weist auf Reste von Muscheln. „Im Erdzeitalter Devon lag Norddeutschland unter dem Meer. In der Zeit entstand der Harz, er wurde aus dem Boden aufgefaltet. Hier enthielt das Gestein nennenswerte Erzlinsen.“
Wo sich der Kastanienbaum dreht
An der Ecke Glockengießerstraße – Wallstraße werfen die Beteiligten den ersten Blick auf den Rammelsberg. Von grauen Wolken umgeben scheint der über dem Umland zu thronen. Weiter geht es in die Wallstraße. Zychla zeigt auf einen Kastanienbaum, seine Rinde weist eine Drehung im Wachstum auf. Die Gruppe erfährt, dass das ein Hinweis sei, für einen unterirdischen Wasserlauf.
Was es damit auf sich hat, erklärt Zychla später bei der Stollen-Linde, dem ältesten Baum in Goslar. „Der wurde 1585 gepflanzt, als Bergleute den Julius-Fortunatus-Stollen fertigstellten. Dieser etwa drei Kilometer lange Wasserlösungsstollen schützt noch heute das Bergwerk im Rammelsberg.“ Bei der Linde rauscht aus einer mauerumfassten Öffnung Wasser, es ist ein Lichtloch des Stollens. „Eine technische Meisterleistung.“
Reste der alten Kirche
Weiter geht es zum Energieforschungszentrum „Am Stollen“ und zum Bergdorf. Bei den Resten der Kirche St. Johannes verharrt die Gruppe. „Hier lag der Stadtteil für die Bergleute. Die verließen ihn im 14. Jahrhundert und zogen nach und nach zum Frankenberg.“ Zychla lässt Bilder des ehemaligen Gotteshauses herumgehen. Die Teilnehmer bewundern auch den weiten Ausblick über Goslar, am Himmel ballen sich dunkle Wolken zusammen.
Nach einer Pause führt Zychla die Gruppe zur Bergwiese am blauen Haufen, heute ein Landeplatz für Gleitschirme. Der Stadtführer weist auf Rillen im Boden hin. „Hier rumpelten Fuhrwerke entlang, beladen mit schweren Erzen. Auch eine Bahnlinie führte von hier nach Oker.“ Ein Erzgestein aus Zychlas Tasche geht von Hand zu Hand; gemessen an seiner Größe ist es ziemlich schwer.
Auf zum Maltermeisterturm
Schon setzt die Gruppe ihren Weg fort zum Maltermeisterturm, die ersten Tropfen fallen. Zwischen Büschen erkennen die Teilnehmer Halden, praktisch ohne jeden Bewuchs. „Auf Erz wächst nichts“, erklärt Zychla. Nun warnt der Stadtführer: „Jetzt Vorsicht!“ Über den steilen Schmiedeweg bewegen sich die Teilnehmer langsam herunter zum Herzberger Teich, auch ein Überbleibsel des Bergbaus.
Die Bürgerführung endet am Weltkulturerbe Rammelsberg. Die Gäste besichtigen dort die aktuelle Ausstellung, sind dabei voll von Eindrücken der faszinierenden Führung.