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Nach dem Aus der Kultkneipe

Das Goslarer „Kö“-Team meldet sich zu Wort

Das „Kö“-Team (v. l.): Chris, Anna, Kim, Lucas, Sany und Becks wollen nach der Schließung der Kultkneipe nicht einfach wortlos von der Bildfläche verschwinden. Foto: Roß

Das „Kö“-Team (v. l.): Chris, Anna, Kim, Lucas, Sany und Becks wollen nach der Schließung der Kultkneipe nicht einfach wortlos von der Bildfläche verschwinden. Foto: Roß

Zack und weg – so ungefähr lässt sich zusammenfassen, wie das „Kö“-Personal das plötzliche Aus für die Goslarer Kultkneipe Anfang Januar erlebt hat. Einfach so stehen lassen wollen das die Frauen und Männer, die das „Kö“ mit Leben gefüllt haben, aber nicht.

Von Hendrik Roß Mittwoch, 17.01.2024, 20:00 Uhr

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Goslar. „Wir hatten keine Chance, überhaupt tschüss zu sagen“, meint etwa Anna und ist damit nicht allein. Auch Sany, Becks, Lucas, Kim und Chris wollen nicht einfach von der Bildfläche verschwinden. „Wir möchten uns unbedingt bei unseren Gästen verabschieden. Wir werden sie vermissen“, bringt Chris es auf den Punkt. Nachnamen brauchte man im „Kö“ übrigens nie, so halten es die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach der Schließung.

Reißleine gezogen

Zur Erinnerung: Vor einer Woche hatten die Betreiber unerwartet bekannt gegeben, dass das „Kö“ ab sofort geschlossen bleibt. Geschäftsführer Michael Helmbrecht hatte gegenüber der GZ begründet, dass das finanzielle Risiko nach einem miserablen Geschäftsjahr 2023 nicht mehr tragbar sei und er die Reißleine habe ziehen müssen.

Seine Mitarbeiter habe dieser Entschluss getroffen wie ein Schlag, erzählen sie. Nach den Weihnachts- und Silvestertagen, wo das „Kö“ traditionell aus allen Nähten platzt, und einer Woche Betriebsurlaub seien die Akkus eigentlich wieder aufgeladen gewesen. Doch statt eines Starts ins neue Kneipenjahr habe es die Kündigung gegeben – für viele eine emotionale Situation, die ihre Spuren hinterlassen hat. Die Theken-Crew im „Kö“ – manche sind seit neun Monaten dabei, manche seit 25 Jahren – sei schon immer ein eingeschworener Haufen gewesen, eher eine Familie, erzählt Anna. Nachdem die Nachricht über die Schließung in Goslar die Runde gemacht hatte, seien ganz viele Nachrichten und Hilfsangebote beim Personal gelandet.

Ankerplatz verloren

Viele Menschen hätten ihren „Ankerplatz“ verloren. Das „Kö“ sei immer da gewesen, Anzugträger seien dort eingekehrt, genauso wie „Kids, die nur Cola trinken dürfen“, Rentner, Feierabend-Biertrinker und verirrte Nachtschwärmer. Es sei ein „Treffpunkt für alle“ gewesen, meint Lucas. Ein großer sozialer Schmelztopf, der nun fehlt. Das Kö-Team hat als erste Reaktion auf Instagram den Kanal @koellegen ins Leben gerufen, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben.

Gibt es noch Hoffnung für die Kneipe? Zuletzt hatte Brauhaus-Wirt Odin Paul laut darüber nachgedacht, wie man das „Kö“ retten könnte. Die Thekencrew würde gerne dabei helfen, Kontakt habe es aber noch nicht gegeben. „Grundsätzlich funktioniert das System ,Kö‘“, ist Chris überzeugt. Darts, Billard und Kickern im Paket biete sonst niemand in Goslar. Was müsste ein neuer Geschäftsführer mitbringen? Die Antworten kommen schnell: Gastro-Erfahrung, Empathie und vor allem Herzblut werden genannt.

Ein besonderes Anliegen hat das „Kö“-Team noch: Ein dickes Dankeschön an die Mitstreiter Christoph und Fynn und vor allem an Putzfrau Sandra, die sich unerschrocken um Tausende zusammengeknüllte Bierdeckel oder Schlimmeres gekümmert hat.

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