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Forstamt verkauft Fichten

Darf es noch ein echter Weihnachtsbaum sein?

Schon 2019 findet ein Weihnachtsbaum-Verkauf am Forstamt Clausthal statt. Foto: GZ-Archiv

Schon 2019 findet ein Weihnachtsbaum-Verkauf am Forstamt Clausthal statt. Foto: GZ-Archiv

Ist es angesichts des klimakranken Waldes überhaupt noch ratsam, einen echten Weihnachtsbaum zu kaufen? Oder sollte lieber auf Alternativen aus Plastik zurückgegriffen werden? Das Niedersächsische Forstamt Clausthal weiß Rat und verkauft wieder Wildfichten.

Dienstag, 06.12.2022, 16:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Weihnachtsbäume aus heimischen Revieren verkauft das Niedersächsische Forstamt Clausthal am Freitag, 9. Dezember. Kunden können zwischen 9 und 13 Uhr ihre Clausthaler Wildfichte auf dem Forstamtsgelände aussuchen und nach Hause transportieren – es ist längst kein Geheimtipp mehr, dass frühes Erscheinen die besten Bäume sichert. Das Forstamt weiß Rat, auch wie die Fichten länger frisch bleiben und am Ende zu entsorgen sind.

Forstsprecher Michael Rudolph berichtet, dass Naturfichten, die aus ursprünglicher Waldverjüngung stammen, zur Auswahl stehen. „Das Forstamt betreibt keinen Plantagenanbau und verwendet nur Bäume, die im Wald aufgewachsen sind und nun aus Platzgründen vereinzelt gefällt werden müssen“, berichtet Rudolph. Die Forstleute verkaufen ausschließlich einheimische Rotfichten. Die Wildlingsbäume sind zwischen 1,5 und 3,5 Meter groß. Rund 100 bis 150 Stück will das Forstamt aus regionaler Ernte vermarkten. „Unsere Weihnachtsbäume sind wie alle unsere Holz-Produkte mit dem europäischen Nachhaltigkeits-Zertifikat PEFC ausgezeichnet, stammen frisch geerntet auf kurzen Transportwegen aus dem Oberharz und wurden weder mit Dünger noch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt“, beschreibt Eric Beyer die Qualitätsmerkmale.

Der Verwaltungsdezernent im Forstamt Clausthal freut sich, die Kunden zu beraten und bei der Auswahl und Verladen des Baumes zu helfen. „Bei winterlichem Wetter stehen Warmgetränke im Freien bereit und sorgen für vorweihnachtliche Stimmung“, sagt Eric Beyer.

Kein Plastikbaum nötig

Viele Menschen fragen jetzt zu Beginn der Adventszeit, ob sie dem Wald noch mehr schaden, wenn sie jetzt einen Weihnachtsbaum kaufen. Forstamtsleiter Ralf Krüger vom Niedersächsischen Forstamt Clausthal gibt Entwarnung: „Niemand braucht ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn er nicht auf einen echten Weihnachtsbaum verzichten will. Trotz Trockenheit und Borkenkäferbefall stehen auch in diesem Jahr wieder genügend natürlich gewachsene Weihnachtsbäume aus unseren Wäldern zur Verfügung.“

Wer sich für den klimakranken Wald engagieren will, muss nach Aussage des Forstamtsleiters nicht auf den Weihnachtsbaum verzichten oder zum Plastikbaum greifen. „Viel wichtiger ist es, tagtäglich Klimaschutz zu leben. Unser Engagement darf nicht am Waldrand aufhören, denn Klimaschutz ist der wichtigste Waldschutz“, betont Krüger.

Farbige Weihnachtsbäume aus Plastik. Wer sich für den klimakranken Wald engagieren will, muss nach Aussage des Forstamtsleiters nicht auf den Weihnachtsbaum verzichten oder zum Plastikbaum greifen. Foto: Gero Breloer/dpa

Farbige Weihnachtsbäume aus Plastik. Wer sich für den klimakranken Wald engagieren will, muss nach Aussage des Forstamtsleiters nicht auf den Weihnachtsbaum verzichten oder zum Plastikbaum greifen. Foto: Gero Breloer/dpa

Ein Plastikbaum habe übrigens wegen des Energieeinsatzes bei der Produktion, des Transportes und der Entsorgung eine wesentlich schlechtere Ökobilanz als echte Fichten.

Dem WDR-Wissensmagazin Quarks zufolge entstehen durch einen natürlichen Baum etwa 3,1 Kilogramm Kohlendioxid (CO), während bei einer Plastiktanne 48,3 Kilogramm CO zusammenkommen. Während künstliche Bäume irgendwann auf dem Plastikmüll landen, läuft die Entsorgung bei echten Weihnachtsbäumen anders. Seit Jahren sammeln die Kommunen die Weihnachtsbäume flächendeckend ein – die Abholtage werden in der GZ frühzeitig bekannt gegeben. Wer einen eigenen Garten hat, kann den Weihnachtsbaum selbst kompostieren oder zu Brennholz verarbeiten. Das Forstamt weist darauf hin, dass eine Entsorgung im Wald nicht erlaubt sei – wie bei Gartenabfällen.

Zwei Liter Wasser täglich

Um das Austrocknen des Weihnachtsbaumes zu verhindern, empfehlen die Experten aus dem Forstamt, ihn an einen kühlen, sonnen- und windgeschützten Ort, möglichst in einen Eimer Wasser stellen. Sie raten zudem, den Baum bis kurz vor dem Aufstellen im Netz zu belassen – so verdunste er am wenigsten und bleibe länger frisch. Die Fichte sollte zudem nicht direkt vor der Heizung aufgestellt werden. Ein Extratipp der Forstleute: den Baum vor dem Aufstellen zwei bis drei Zentimeter frisch anschneiden und täglich zu gießen. „Ein etwa zwei Meter hoher Weihnachtsbaum benötigt bis zu zwei Liter Wasser am Tag“, liefert das Forstamt eine Orientierung. red

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