Zähl Pixel
Analyse von „PS-Profi“ Hoffmann

Crash mit Super-Porsche: Rennreifen falsch eingeschätzt?

Einsatzkräfte der Feuerwehren Schladen und Wehre waren schnell an der Unfallstelle. Foto: Privat

Einsatzkräfte der Feuerwehren Schladen und Wehre waren schnell an der Unfallstelle. Foto: Privat

Am Donnerstag verunfallte ein 29-Jähriger auf der A36 zwischen Schladen-Nord und Flöthe. GZ-Recherchen ergaben, dass auf dem Porsche GT2 RS „Semislick“-Reifen aufgezogen waren. „PS-Profi“ Sidney Hoffmann klärt über dieses besondere Reifenmodell auf.

Von Lisa Kasemir Freitag, 18.11.2022, 19:50 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Ein 29-jähriger verlor am Donnerstagmorgen aus noch ungeklärter Ursache die Kontrolle über seinen Pkw und schleuderte in die Schutzplanke der A36 zwischen Schladen-Nord und Flöthe. Er und seine 19-jährige Beifahrerin wurden im Auto eingeklemmt und leicht verletzt. Beide mussten im Krankenhaus versorgt werden. Nun kommen immer mehr Details über den Unfallwagen ans Licht.

Nach GZ-Recherchen handelt es sich bei dem verunfallten Porsche um einen das Modell GT 2 RS, das im Jahr 2018 seine Erstzulassung durchlaufen hat und auf einen Bad Harzburger angemeldet ist. Porsche-Experten nennen dieses Auto eine Rarität, von der es schätzungsweise nur 2000 verkaufte Einheiten weltweit geben soll.

700 PS und „Semislicks“

Der Unfallwagen mit Heckantrieb ist 700 PS stark, damit der stärkste jemals gebaute Porsche 911 und soll zum Zeitpunkt des Unglücks mit so genannten Semislick-Reifen gefahren sein. Diese Reifen haben eine Straßenzulassung, sind jedoch nur bedingt für den Einsatz im öffentlichen Straßenverkehr geeignet. Sie zeichnen sich durch ihre besonders weiche Gummimischung und ihr spärliches Profil aus, das bei Nässe das Wasser nicht abführen und zu deutlich längeren Bremswegen führen kann.

„PS-Profi“ Sidney Hoffmann warnt

Sidney Hoffmann, einer der bekanntesten Auto-Experten Deutschlands, warnt vor Selbstüberschätzung. Foto: dpa

Sidney Hoffmann, einer der bekanntesten Auto-Experten Deutschlands, warnt vor Selbstüberschätzung. Foto: dpa

Gegenüber der GZ äußerte sich Auto-Experte Sidney Hoffmann (TV-Sendung „Die PS-Profis“) deutlich: „Dieses Modell ist das Flaggschiff der 911er-Reihe und sportlich gesehen die Benchmark. Es ist ein sehr sportlich ausgerichtetes Fahrzeug und kompromisslos. Die Mischung und das Profil des Reifens sind sehr auf Haftung ausgelegt. Je weniger Rillen, desto weniger Verdrängungsmöglichkeiten gibt es. Der Fahrer scheint das bei diesem Unfall sehr überschätzt und überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt zu haben. Dadurch, dass die Straße kalt war, hat der Reifen auch zudem keine Betriebstemperatur bekommen können. Nur, wenn er die hat, dann haftet er auf trockenen Straßen. Das ist super wichtig. Man muss Erfahrung haben, um diese Reifen auszufahren.“

Problem: Selbstüberschätzung

Der 43-Jährige sagt, dass aber nicht nur diese Aspekte wichtig sind: „Man muss sich diesem Reifen wirklich sehr bewusst sein und auch autofahrerische Fähigkeiten mitbringen. Ich selbst fahre auch mit Semislicks, aber ich weiß natürlich auch, wie diese Reifen reagieren und wie ich damit auf kalten Straßen und bei Nässe umzugehen habe. Das scheint bei diesem Unfall nicht so gewesen zu sein. Das größte Problem bei diesen Autos ist meistens die Selbstüberschätzung.“

Die Goslarsche Zeitung gibt es jetzt auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region