Breitbandausbau kommt in der Gemeinde Liebenburg nicht voran

Seit Wochen liegt diese Baustelle für den Ausbau des Glasfasernetzes so da. Die Tiefbaufirma, die von der Telekom mit den Arbeiten betraut worden war, musste Insolvenz anmelden – die Arbeiten kamen zum Erliegen. Foto: Gereke
In der Gemeinde Liebenburg kommt das schnelle Netz derzeit einfach nicht voran: Der von der Telekom vorangetriebene Breitbandausbau ist nämlich gestoppt, obwohl noch Hunderte Hausanschlüsse zu legen sind. Das sind die Hintergründe.
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Liebenburg. Verwaist wirken derzeit so manche Baustellen-Erdlöcher, die einst ausgehoben worden sind, um die Gemeinde Liebenburg mit einem schnellen Netz zu versorgen. Eigentlich sollten bereits im Juli die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Und jetzt sind sie ganz zum Erliegen gekommen, noch bevor alle Hausanschlüsse gelegt worden sind. Grund: Die von der Telekom mit den Tiefbauarbeiten beauftragte Firma musste Insolvenz anmelden – und hat die Arbeiten eingestellt. Und so ruhen auch die Baustellen.
Ein Hoffnungsschimmer
Folge: Die Telekom ist auf der Suche nach einem neuen Auftragnehmer für die Tiefbauarbeiten, um die restlichen Arbeiten zügig abschließen zu können, berichtet Telekom-Pressesprecherin Stefanie Halle auf GZ-Nachfrage vor einigen Tagen. Aber: „Der Markt beim Tiefbau ist aktuell wie leer gefegt, viele Kapazitäten sind langfristig gebunden. Die Suche nach einem neuen Auftragnehmer, der schnell einspringen kann, ist entsprechend langwierig“, räumt sie Schwierigkeiten ein. Immerhin: „Die Firma Elektro Würkner arbeitet derzeit im Ortsteil Dörnten und unterstützt uns damit“, so Halle.

Die Arbeiten ruhen: Kabel in allen Farben warten an der zentralen Lagerstätte in Liebenburg auf ihre Verwendung. Foto: Gereke
Und aus der Liebenburger Gemeindeverwaltung war gestern von einem weiteren Hoffnungsschimmer zu erfahren: Laut Bürgermeister Alf Hesse wird ein anderes Tiefbauunternehmen die insolvente Firma samt ihrer Aufträge übernehmen. Gestern seien Vertreter der Kommune mit Abgesandten von Telekom und Nachfolge-Firma in der westlichen Gemeinde dazu unterwegs gewesen, um das weitere Ausbauvorgehen zu besprechen.
Der Sachstand aktuell: „Bis auf Dörnten und Posthof sind alle Arbeiten an den Haupt- und Verzweigertrassen abgeschlossen. In Summe sind noch rund 400 Hausanschlüsse zu bauen, der Großteil davon in Dörnten“, sagt Halle. Insgesamt hat die Telekom bislang 1500 Haushalte ans schnelle Netz angeschlossen.
Noch andere Probleme
Allerdings ist aus der Gemeinde auch von Problemen zu erfahren, die durch die Arbeiten der nun insolventen Firma entstanden. So haben nach GZ-Informationen die Tiefbauer Kabel falsch verlegt. Die Leitungen waren nicht in eine Frostschutzschicht aus Kies gebettet worden, sodass bei Zuschütten normales Geröll und Erdreich darauf kamen. Die Bewegungen im Erdreich beim Verdichten beschädigten dann wiederum andere Kabel, sodass es beispielsweise zu Stromausfällen kam. „Das ist in einigen Fällen passiert und wurde bei der Firma bemängelt“, sagt Halle. Techniker des Netzbetreibers Avacon mussten ausrücken, um die Schadstellen zu lokalisieren und zu reparieren.
Die Schäden, die durch die Stromausfälle entstanden waren, seien dem damaligen Tiefbauunternehmen in Rechnung gestellt worden, so Halle. Allerdings: Die Firma ging in Insolvenz, bevor sie die Rechnungen begleichen konnte. Zudem kam es ganz offenbar aufgrund der Bauarbeiten in mehreren Orten dazu, dass Telefonanschlüsse monatelang ausfielen – unter anderem in Döhren. Dabei handelte es sich um alte Telefon-Festnetzanschlüsse ohne Internetverbindung. Erst gestern meldeten auch Heißumer ausgefallene Telefonanschlüsse.

Bis Jahresende werden nicht alle Spuren des Glasfasernetzausbaus verschwinden. Foto: Gereke
Angesichts der Tatsache, dass sich auch das Wiederherstellen des Pflasters oder des Asphalts von aufgerissenen Gehwegen und Fahrbahnen fürs Glasfaserkabelverlegen verzögerte, hatte ohnehin die Gemeinde die Reißleine gezogen. Sie untersagte der nun in Insolvenz gegangenen Firma weitere Arbeiten, die auf Kosten der kommunalen Infrastruktur gegangen wären.
Halle versichert aber: „Die Gehwege werden alle wieder hergestellt – entweder neu mit Asphalt oder komplett mit Pflaster.“ Allerdings: „Das wird aber leider nicht mehr komplett in diesem Jahr passieren.“ Und sie ergänzt: „Mangelhafte Pflasteroberflächen werden ebenfalls noch nachgearbeitet.“
Unter keinem guten Stern
Laut Hesse wird es wohl darauf hinauslaufen, dass auch die bisher mit einer Asphaltschicht versehenen Bürgersteige demnächst gepflastert werden. „Der Preis für Asphalt ist enorm gestiegen, das Pflaster ist die günstigere Variante“, so der Bürgermeister.
Anscheinend scheint der Glasfaserausbau in der Gemeinde unter einem nicht so guten Stern zu stehen. Beim symbolischen ersten Spatenstich im September 2021 kündigten Telekom-Vertreter an, dass in Liebenburg ein neuartiges Trenching-Verfahren zum Einsatz kommen soll. Dabei werden Fahrbahnen oder Fußwege nur schmal geschlitzt. In diesen Schlitz kommt das Glasfaserkabel. Anschließend wird der Spalt sofort wieder verschlossen. Ein Verfahren, das schneller sein und einen kostengünstigeren Ausbau ermöglichen soll.
Doch der Liebenburger Untergrund erwies sich zu marode, sodass das Trenching nicht zum Einsatz kommen konnte. Stattdessen musste der Ausbau teils in konventionellen Tiefbauverfahren erfolgen, bei dem Gräben ausgehoben werden müssen. Folge: Der Zeitplan geriet in Verzug – und nun noch mehr nach der Insolvenz der Tiefbaufirma.