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Dorffest

Berauschende Feier auf offener Straße in Othfresen

Die MTV-Tischtennissparte hatte sich in Schale geschmissen und ihre Vorliebe für die Neue Deutsche Welle offenbart. Foto: Leifeld

Die MTV-Tischtennissparte hatte sich in Schale geschmissen und ihre Vorliebe für die Neue Deutsche Welle offenbart. Foto: Leifeld

Die Szenerie in Othfresen mutete an wie die einer der Karnevalsumzüge in den Hochburgen der Narretei in Niedersachsen. Aber es war nur der bestens organisierte Umzug zum Dorffest mit Teilnehmern nicht nur aus Othfresen und 19 Präsentationswagen.

Von Andrea Leifeld Dienstag, 05.09.2023, 14:00 Uhr

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Othfresen. Nur wenige Dorffeste sind ähnlich bunt und verrückt, wie das in Othfresen. „Musik & Spaß. Wir geben G(r)as!“ – hieß es am Sonntagnachmittag zum Finale der drei Tage im Ausnahmezustand. Eine treffende Ansage, auf der „drogenglastigen“ Partymeile des 54. Dorffestgetümmels. Gleich drei Prunkwagen haben die Schlagzeilen zu den Kokainfunden im Umfeld einer Othfresener Spedition, und mehr noch, die aufgedeckte Hanf-Plantage in einer ehemaligen Fabrikhalle (ebenfalls im Ortsteil Posthof) aufgegriffen.

Raus und zu Claus

Da bestückte die muntere Partytruppe „Die vom Tresen“ ihren Präsentationswagen mit einem riesigen „Joint“ und warben mächtig für den „Fabrikverkauf“, während Opa Pasi (Familie Russo) mit ihrem Pizza-Flitzer für eine „Pizza Speciale“ die Werbetrommel rührten. Ob man allerdings die gepriesene Variante künftig am Pizza-Stand in der Hauptstraße bestellen kann, bleibt abzuwarten.

Opa „Pasis“ Hanf Spezial-Pizza aus dem Hause der Familie Russo. Foto: Leifeld

Opa „Pasis“ Hanf Spezial-Pizza aus dem Hause der Familie Russo. Foto: Leifeld

Als dritte Gruppe im Drogen-Bunde zeigten sich die Plantagenbauern der Gruppe Sixpack: „Wir mussten raus, jetzt gehen wir zu Claus“, verrieten sie zu ihren künftigen Plänen. Für die Ortskundigen waren da keine weiteren Erklärungen nötig. Zurück zum Drogenkonsum offenbarte sich der Festwagen der Feuerwehr mit seinem „Bier-Aktivisten“ und verteilten Freibier an diejenigen, die sich ein Glas Gerstensaft am vorbeifahrenden Wagen greifen konnten. Die Aktivisten forderten auf diese aufsehenerregende Art freien Bierkonsum für jedermann. Doch aufs Sieger-Treppchen brause ein ganz anderer Wagen, und das im Drogenrausch der Geschwindigkeit – nämlich der Ferrari-Wagen der entzückenden „Dorfperlen“, die zum Boxenstopp und Ölwechsel aufforderten.

Viele Auswärtige mit dabei

Der Zug durch die Gemeinde kam kurzzeitig zum Stehen. Denn die Bieraktivisten hatten sich auf der Straße festgeklebt. Woraus der Spezialkleber bestand, blieb offen. Foto: Leifeld

Der Zug durch die Gemeinde kam kurzzeitig zum Stehen. Denn die Bieraktivisten hatten sich auf der Straße festgeklebt. Woraus der Spezialkleber bestand, blieb offen. Foto: Leifeld

So oder so – der Othfresener Dorffestumzug war mit 19 Präsentationswagen und fünf Musikzügen aus Gebhardshagen, Oelber, Goslar, Lebenstedt und Sudmerberg bunt, lang und einfach sehenswert. „Es war ein wunderbares und friedliches Fest“, schwärmte Martin Pabel als 1. Vorsitzende der organisierenden Vereinsinteressengemeinschaft (VIG) Othfresen-Heimerode vom Festgetümmel. „Hier fassen alle mit an und jeder bringt sich mit ein.“ So seien die auswärtigen Besucher sehr überrascht, was sich in Othfresen hinter dem Ausdruck „Dorffest“ verbirgt. Dorffeste in anderen Orten mögen sich ja mit Buden auf dem Marktplatz begnügen, aber in Othfresen verstehe man etwas was Anderes darunter. 

Die Dorfperlen geben ordentlich Gas und holen sich mit ihrem Ferrari den 1. Preis. Foto: Leifeld

Die Dorfperlen geben ordentlich Gas und holen sich mit ihrem Ferrari den 1. Preis. Foto: Leifeld

 „An dem Namen wird nicht gerüttelt. Wir feiern seit über 50 Jahren das Dorffest und so bleibt es auch“, entkräftete Pabel mögliche Wünsche nach einer Umbenennung. Und die Gäste kamen teils von weit her: „Das ist ja irre, das haben wir so ja noch nie gesehen“, staunten Oliver und Eni Nowak aus Hamburg etwa über das 111 Kuchen und Torten umfassende Büffet des FC Othfresen zur Kaffeezeit. Und noch eine zweite Sache fiel den Auswärtigen auf: Beim Platzkonzert der fünf Musikgruppen auf der Schulwiese gab es Zugabe-Rufe. „Einfach irre“, wiederholten sie begeistert.

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