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Schulpartnerschaft

Bad Harzburger Schülerinnen sind zu Gast in Südafrika

Florentine Schulze (v.li.), Lia Kühling und Annalena Backes verbringen zwölf Tage an einer Schule in Südafrika. Foto: Potthast

Florentine Schulze (v.li.), Lia Kühling und Annalena Backes verbringen zwölf Tage an einer Schule in Südafrika. Foto: Potthast

Florentine Schulze, Lia Kühling und Annalena Backes sind Schülerinnen am Niedersächsischen Internatsgymnasium Bad Harzburg und verbrachten zwei Wochen an einer Schule in Südafrika. Sie erzählen, was sie beim neuen Austauschprojekt erlebt haben.

Von Angela Potthast Montag, 20.11.2023, 05:58 Uhr

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Bad Harzburg/Greytown. Und plötzlich steht da ’ne Giraffe… Jugendliche aus dem Harz hatten diese Begegnung der besonderen Art – in Südafrika. Dort waren im Oktober drei Schülerinnen des Niedersächsischen Internatsgymnasiums (NIG), begleitet von Musiklehrerin Friederike Heimerl und von Schulleiter Stephan Homberg. Zwischen der Greytown High und dem NIG sind Bande geknüpft, gegenseitige Besuche dran gehängt. Im März weilte eine High-School-Abordnung in Bad Harzburg, im Oktober nun für rund zwölf Tage eine NIG-Abordnung in Greytown.

Florentine Schulze, Lia Kühling und Annalena Backes – mittlerweile Zehnt- und Elftklässlerinnen – hatten sich beworben um die Reise auf den riesigen Kontinent. Ihre Eltern wurden zu einem Informationsgespräch eingeladen. Denn, sagt Schulleiter Stephan Homberg, Vertrauen sei nötig gewesen – bei der Entfernung. 30 Stunden brauchten sie, um anzukommen. Die Verständigung lief auf Englisch. Das hatten sie bereits im März erproben können.

Autobahnen sind besser als in Deutschland

Untergebracht waren die Schülerinnen in Gastfamilien, im Mädchen-Internat und für zwei Nächte in einer Privatunterkunft. Über ihre Gastgeber sprechen die drei ziemlich positiv: Offen seien sie gewesen, sagt Florentine Schulze, sehr nett, sagt Lia Kühling, und Annalena Backes fühlte sich „familiär aufgenommen“. Die eine sei gefragt worden, was sie denn gerne unternehmen wolle, mit der anderen habe die Familie einen Ausflug gemacht, und für die dritte seien Angehörige von außerhalb eingeladen worden zum Grillen. Die seien allesamt, so Annalena Backes, verwundert gewesen, dass man das in Deutschland auch zelebriere.

Viele Dinge, unter anderem Zebras in freier Wildbahn – wie hier im Lake-Eland-Game-Reserve – haben die NIG-Schülerinnen zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen. Foto: Privat

Viele Dinge, unter anderem Zebras in freier Wildbahn – wie hier im Lake-Eland-Game-Reserve – haben die NIG-Schülerinnen zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen. Foto: Privat

Beeindruckend die Giraffe, wie aus dem Nichts aufgetaucht, die großen Autobahnen – besser ausgebaut als in Deutschland, fand Lia Kühling – und das weitläufige Einkaufszentrum sowie die vielen Klamottenmarken. Abenteuerlich der Ausflug nach Tugela Ferry, die abendliche Fahrt mit dem Geländewagen, um Kamele und Skorpione zu sehen. Irritierend die mit Stacheldraht umzäunten Grundstücke – der Kriminalität wegen –, interessant der Farmers Market – eine Mischung aus Floh- und Kunsthandwerkermarkt und Foodtruck-Festival plus Live-Performances und Musik sei der gewesen.

Schwimmen im Ozean ist zu gefährlich

In Pietermaritzburg waren sie, in Durban, hatten einen Abend, an dem ihnen traditionelle Tänze gezeigt wurden, und standen am Indischen Ozean. Schwimmen, sagt Stephan Homberg, sei zu gefährlich gewesen wegen der zu hohen Wellen. Die südafrikanischen Schülerinnen und Schüler seien fasziniert gewesen, mit den deutschen Schülerinnen zu tun zu haben.

Die Greytown High habe ja eher keine Außenkontakte, erklärt Stephan Homberg, wenn, dann über den Sport. Eine besondere Wirkung hatten die NIG-Jugendlichen auf die Greytown-High-Jugendlichen allein schon durch ihre blonden Haare. Damit sie nicht auch noch durch ihre Klamotten auffielen, zogen die drei die dort übliche Schuluniform an.

Schulen funktionieren wie Sportvereine

In Afrika fanden Lia Kühling und Florentine Schulze es cool und schön. Wie wäre es, wenn es so etwas auch in Deutschland gäbe? Da würden sie doch lieber ihre eigenen Klamotten tragen, sagen sie. Anders Annalena Backes: Ihr sagte die strenge Ordnung in der südafrikanischen High School sogar zu.

Schülerinnen und Schüler müssten sich in Reihe aufstellen und so in ihre Klassenräume gehen. Ein sogenannter Prefect achte darauf, dass alles auch klappe, und ermahne, wenn es nicht klappe. Die Schuluniform hat mehrerlei Bedeutungen: An der Greytown High kommen Kinder und Jugendliche aus wohlhabenden und aus ärmlichen Verhältnissen zusammen. Schulen seien, so Stephan Homberg, in Afrika die Sportvereine. In Deutschland würden die ja auch einheitliche Trikots bevorzugen.

Außerdem werde die Greytown High durch die Uniform nach außen repräsentiert. Und alles, was Schüler anstellten, würde auf die Schule zurückfallen. Daher würden die Schüler ihre Uniform auch erst zu Hause ablegen. Für Annalena Backes wäre das offenbar alles akzeptabel. Sie möchte gerne zurück nach Südafrika…

Zum Hintergrund

Die Idee der Südafrika-Initiative kommt von Stephan Homberg, Leiter des Niedersächsischen Internatsgymnasiums (NIG). Er war nach seinem Studium einst selbst in der Nähe von Greytown an einer Schule eingesetzt gewesen und hatte eine Verbindung zur dortigen High School aufgebaut. Der Austausch zwischen der südafrikanischen Greytown High und dem NIG wird gefördert durch das „Entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm“ (Ensa). Im Jahr 2005 sei das Programm für Schulpartnerschaften mit Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa gestartet, wie auf der Internetseite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu lesen ist. Ausgeführt werde es vom BMZ und von der gemeinnützigen Gesellschaft „Engagement Global – Service für Entwicklungsinitiativen“. Ziel von Ensa sei es, ein wachsendes Netzwerk aus Nichtregierungsorganisationen, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern aufzubauen, die sich für eine globale nachhaltige Entwicklung engagierten.

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