Ausstellung in Goslar: Natur, Kunst und verschwindende Landschaften

Verschwundene Landschaften der Ukraine: Daria Koltsovas Glaskunstwerk im zweiten Stock des Mönchehauses findet viele Bewunderer. Fotos: Hartmann
"Chronicles of Dissappearence" heißt die neue Ausstellung im Goslarer Mönchehaus. Der ehemalige Kaiserring-Stipendiat Andreas Greiner und Oksana Shestaka stellen acht Künstler und Ergebnisse der Kinder-Workshops des Projekts "Wald für morgen" vor.
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Goslar. Verschwindende Landschaften stehen im Fokus der neuen Ausstellung des Mönchehauses, die am Sonntag eröffnet wurde. Acht Künstler und – eine Premiere im Mönchehaus – viele Goslarer Kinder zeigen Werke über Wald, Landschaft und ihre Veränderung.
„Die Künstler haben in den letzten Tagen noch unglaublich intensiv gearbeitet, damit alles wirklich miteinander korrespondiert“, hob Dr. Bettina Ruhrberg, Leiterin des Mönchehaus-Museums, in ihrer Begrüßung hervor. Andreas Greiner, der zusammen mit Oksana Shestaka die Ausstellung kuratiert hat, sei im Mönchehaus ja kein Unbekannter, betonte sie. Der ehemalige Kaiserringstipendiat hatte im Jahr 2019, als erste Amtshandlung, eine Hainbuche aus dem Hambacher Forst in Goslar gepflanzt.
Kultur- und Kunstprojekt "Wald für morgen"
Wenig später tat er sich mit der Goslarer Psychologin Gertrude Endejan-Gremse zusammen, die das Umweltschutz- und Kunstprojekt „Wald für morgen“ ins Leben gerufen hat, das nun Partner des Mönchehauses wurde und in mehreren Workshops Künstler und Kinder zusammen kreativ tätig werden ließ. Gesponsert hat die Workshops das Unternehmen Taniobis, dessen Geschäftsführer Dr. Kazuyuki Marukawa sich beeindruckt von dem Projekt zeigte. In Japan kenne man zwar durchaus auch Umweltschutz, und es gebe eine Fridays-for-Future-Bewegung, aber ähnliche kulturelle Aktivitäten für die Natur gebe es dort nicht. Auch diesmal will Greiner einen Baum pflanzen, die Buche steht bereits zwischen den Kunstwerken: Sie soll laut Berechnungen des Künstlers, der seinen eigenen CO-Fußabdruck penibel dokumentiert, innerhalb von 20 Jahren den Energieverbrauch der Ausstellung kompensieren.
Asche und Borkenkäfer als Grundlage für Kunstwerke
Zur Eröffnung waren zahlreiche Besucher gekommen, sahen sich die Ausstellung in den beiden oberen Stockwerken an und kamen mit den Künstlern ins Gespräch. Zu sehen waren unter anderem die Installation „Asche zu Asche“ der Künstlerin Jeewi Lee, die nach einem verheerenden Waldbrand Überreste der Bäume zu Asche verarbeitet hatte, oder eine Waldinstallation von Antje Majewski, die die Spuren von Borkenkäfern im Holz verfolgt und mit Aufzeichnungen ihres Vorfahren, der Förster war und eine Abhandlung über das gefräßige Insekt geschrieben hat.
Julius von Bismarck fällt eine Eiche
Wer etwas Zeit mitgebracht hat, kann sich eine besondere Arbeit von Julius von Bismarck ansehen: Der Künstler hat mehrere Dutzend Stunden damit verbracht, mit einem Messer eine Eiche zu umrunden. „Baumanalyse“ nannte er den dabei entstandenen sechsstündigen Film, der täglich exakt zur Schließungszeit des Mönchehauses mit dem Sturz der Eiche endet.

Ein Kunst-Projekt, das dem Künstler viel Kraft abverlangt: Julius von Bismarck umkreist stundenlang mit seinem Taschenmesser eine Eiche. Das auf sechs Stunden geraffte Video ist so getimt, dass der Baum exakt bei Schließung des Museums umkippt.

Der Verein „Wald für morgen“ stellte sich im Garten des Mönchehauses vor: Gertrude Endejan-Gremse (von links), Ingeborg Splanemann und Karin Rauscher präsentieren ein Glaskunstwerk mit dem Vereinsemblem.